Diese 10 Frauen haben das HipHop-Genre entscheidend geprägt und viele Rapper*innen beeinflusst
Nach wie vor ist HipHop, wie so viele andere Bereiche auch, eine Männerdomäne. Zwar hat sich auch dort, insbesondere im Rap, viel getan, doch Frauen haben es im HipHop seit jeher schwer gehabt. Umso höher ist es einigen Female MCs anzurechnen, dass sie sich durchgebissen und grandios abgeliefert haben, obwohl sie es sicher deutlich schwerer hatten als ihre männlichen Kollegen (wie in den meisten anderen Bereichen ja auch). Wir haben einige der wichtigsten Rapperinnen aller Zeiten mal zusammengetragen.
HipHop: Diese 10 Frauen haben das Genre entscheiden geprägt
Auch wenn die HipHop-Szene immer noch als männerdominiert gilt: Frauen waren und sind wichtige Taktgeber der Kultur. Das waren sie immer und werden es auch immer sein.
1. MC Sha-Rock
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Viele mögen sie (noch) nicht kennen, doch sie war gemäß HipHop-Historie die erste: Sharon Green aka MC Sha-Rock aus der New Yorker South Bronx. Sie hat die ersten Tage von HipHop leibhaftig miterlebt, war unter anderem Mitglied der Crew Funky 4 + 1 (und als solche eine der ersten Rapperinnen im Fernsehen) und gilt als „Mother Of The Mic“. Sie ist auch die erste Rapperin, deren Stimme auf Vinyl gepresst wurde. Als erste Rapperin überhaupt ist sie daher der Urkern und Vorbild aller Rapperinnen, die nach ihr kamen.
2. Queen Latifah
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Ebenfalls früh dabei war Queen Latifah, wenn auch zehn Jahre später als MC Sha-Rock. Queen Latifahs Debütalbum All Hail The Queen erschien 1989, sie war gerade 19 Jahre alt, und dafür erhielt sie damals sogar eine Grammy-Nominierung. Ihr drittes Album Black Reign war 1991 das erste einer Rapperin, das mit Gold ausgezeichnet wurde. Das lag maßgeblich an der darauf enthaltenen Single U.N.I.T.Y., auf der sie das Bewusstsein für Gewalt gegen Frauen und deren Objektivierung schärfte – auch damit war sie die erste. Sie rappte zudem über häusliche Gewalt, Belästigungen auf der Straße und toxische Beziehungen, womit sie ihrer Zeit um Jahrzehnte voraus war. Sie war zudem Teil der Native Tongues, eines lockeren Zusammenschlusses sogenannter Conscious Rapper, die weniger über Gewalt und den harten Straßenalltag rappten, sondern eher positiv über afrozentristische Themen (dazu gehörten zum Beispiel A Tribe Called Quest, De la Soul und die Jungle Brothers). Queen Latifah ist zudem aber auch erfolgreiche Sängerin und Schauspielerin. Ohne Frage eine der wichtigsten weiblichen Stimmen der HipHop-Community.
3. Salt-N-Pepa
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Die erste und bis heute wohl wichtigste All-Girl-HipHop-Group ist Salt-N-Pepa, bestehend aus Salt (Cheryl James), Pepa (Sandra Denton) und DJ Spinderella (Deidra Roper). Ihr erstes Album Hot, Cool & Vicious aus dem Jahr 1986 war das erste einer weiblichen Rap-Gruppe, das mit Gold ausgezeichnet wurde, was die Crew vor allem ihrem Hit Push It zu verdanken hat, der es immerhin bis auf Platz 20 der Single-Charts geschafft hat. Auch Salt-N-Pepa haben sich stets dafür eingesetzt, Frauen zu fördern und aus weiblicher Perspektive über Sex gerappt (Let’s Talk About Sex). Die Band hat damals die Tür aufgemacht für ganz viele Frauen, die sich danach ebenfalls ans Mic begeben haben.
4. MC Lyte
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Eine der ersten und wichtigsten Rapperinnen ist zudem MC Lyte, deren Soloalbum Lyte As A Rock aus dem Jahr 1988 das erste je veröffentlichte Soloalbum eines weiblichen MCs war. Sie war zudem die erste Rapperin, die je für einen Grammy nominiert war und die erste, die je für eine Single Gold bekam. Ohne MC Lyte wären viele Frauen wahrscheinlich nie zum Rap gekommen. Lyte fing bereits als 12-Jährige zu rappen an, damals noch unter dem Künstlernamen Sparkle, und nahm bereits mit 14 ihren ersten Song auf. Ihre erste Single I Cram to Understand U (Sam) aus dem Jahr 1987 war zudem die erste, die sich sozialkritisch mit dem Thema Crack auseinandergesetzt hat. Eine wahnsinnig wichtige Frau.
5. Lauryn Hill
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Lauryn Hill tauchte zuallererst als Teil einer Band im HipHop-Kosmos auf: nämlich bei den Fugees, zusammen mit Wyclef Jean und Pras Michel. Die Fugees veröffentlichten zwar nur zwei Alben, doch insbesondere ihre Platte The Score sorgte international für mächtig Aufsehen, was vor allem an den Hitsingles Fu-Gee-La, Ready Or Not und dem Coversong Killing Me Softly lag. Danach war jedoch Schluss mit den Fugees. Zwei Jahre später veröffentlichte Lauryn Hill ihr Solodebüt The Miseducation of Lauryn Hill – und schickte sich damit an, der erste weibliche Superstar des HipHop zu werden. Davon verkaufte Lauryn Hill mehr als zwanzig Millionen Einheiten, gewann fünf Grammys und ließ die Erwartungen an den Nachfolger ins Unermessliche steigen, nur: Der kam nie. Der Ruhm und der damit einhergehende Druck wurden ihr zu viel und so zog sie sich mehr oder weniger aus der Öffentlichkeit zurück, spielte nur ab und zu mal live. Dieses Jahr war sie unter anderem auch mal wieder in Deutschland zu sehen, hinterließ dabei aber keinen bleibenden Eindruck. Schade, denn nach wie vor taucht ihre Platte The Miseducation of Lauryn Hill immer wieder in Listen der besten Rap-Alben aller Zeiten auf.
6. Missy Elliot
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Keine Liste über die wichtigsten Rapperinnen aller Zeiten kommt ohne Missy Elliot aus, die letztlich den Platz einnahm, den Lauryn Hill nicht einnehmen wollte: den des ersten weiblichen Rap-Superstars. Elliot hatte dabei den entscheidenden Vorteil, dass sie nicht nur über das nötige Ausnahmetalent verfügte, sondern auch einen kongenialen Songwriting- und Produzentenpartner an der Seite hatte, nämlich Timbaland. Während Timbaland in den Neunziger- und Nullerjahren maßgeblich das HipHop-Soundbild prägte, überzeugte Missy als versierte Rapperin mit ausgefallenen Outfits und schier unerschöpflich wirkender kreativer Energie. Ihre Hits wie Sock It 2 Me (feat. einer anderen legendären Rapperin, nämlich Da Brat), Get Ur Freak On und Work It sind bis heute nicht totzukriegende Klassiker. Hinzu kommt, dass Elliot aus als Songwriterin für andere Frauen erfolgreich ist, darunter solche Hochkaräterinnen wie Aaliyah, Christina Aguilera, Destiny’s Child, Janet Jackson, Mariah Carey und Whitney Houston. Ohne Frage: Missy Elliot ist eine der ganz Großen im Biz.
7. Lil‘ Kim
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Wenn man sich heute deutsche Rapperinnen ansieht wie Lady Bitch Ray, Shirin David, Katja Krasavice oder Ikkimel oder US-amerikanische Protagonistinnen wie Nicki Minaj, Megan Thee Stallion und viele andere, dann folgen sie alle einer Pionierin: Lil’ Kim (eigentlich folgten sie eher zweien: Foxy Brown tauchte in etwa zeitgleich auf der Bildfläche auf und propagierte ein vergleichbares Image). Kim wollte Mitte der Neunziger mit den Images bisheriger Rapperinnen brechen, die vor allem versuchten, lyrisch zu punkten, dabei aber ihre Weiblichkeit weitgehend ausblendeten und bewusst versuchten, mit Skills statt Sexyness zu punkten. Lil’ Kim war jedoch der Ansicht: Es geht auch beides, und so klatschte sie der vorwiegend männlichen HipHop-Szene ihre Raps gerne leichtbekleidet, in Dessous und/oder in High Fashion vor den Latz. Damit hat Lil’ Kim die Vorstellung, wie man sich als selbstbewusste Frau innerhalb der HipHop-Szene bewegen kann, um eine sexualisierte Komponente erweitert.
8. Gangsta Boo
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Wenn es um die wichtigsten Frauen der HipHop-Szene geht, wird die 2023 unerwartet verstorbene Gangsta Boo aus Memphis häufig vergessen. Das liegt vor allem daran, dass der Memphis-Sound und generell Rap aus dem Dirty South lange eine Art Schattendasein geführt haben, dem von vielen die Relevanz im Vergleich zu dem abgesprochen wurde, was so von der East und West Coast kam (das änderte sich erst vor ein paar Jahren). Einzig auf eine Crew aus dem Dirty South konnten sich dann doch alle einigen: die legendären Three 6 Mafia, deren Mitglied Gangsta Boo war. 1998 erschien dann ihr erstes Soloalbum Enquiring Minds, auf dem sie zum ersten Mal zeigen konnte, dass sie auch problemlos in der Lage war, einen kompletten Longplayer zu tragen. Erfolgreiche Rapperinnen wie Cardi B, Megan Thee Stallion und GloRilla geben heute noch regelmäßig an, von Gangsta Boo und ihrer Art zu rappen maßgeblich beeinflusst worden zu sein.
9. Nicki Minaj
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Gilt mittlerweile als Queen of Rap: Nicki Minaj, die erfolgreichste weibliche Protagonistin der HipHop-Szene. Sie hat mehr als hundert Millionen Tonträger verkauft und als Rapperin diverse Rekorde aufgestellt. Man muss allerdings sagen: Ohne die vorher genannten Protagonistinnen hätte sie es deutlich schwerer gehabt. Sie hat also durchaus von der Vorarbeit anderer profitiert. Nicht zu vergessen: Mit Lil Wayne, der sie bei seinem Label Young Money unter Vertrag genommen hat, hat sie einen prominenten und einflussreichen Fürsprecher gehabt. Geholfen hat ihr zudem der Umstand, sowohl eine herausragende Sängerin, als auch Rapperin zu sein, was ihr eine entsprechend große Zielgruppe beschert hat. Ohne Minaj wäre die HipHop-Welt heute auf jeden Fall eine andere.
10. Cardi B
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Last, but not least: die New Yorker Rapperin Cardi B, die 2015 erstmals Bekanntheit als Darstellerin des Reality-Formats Love & Hip Hop: New York erlangt hat. Kurz danach begann sie mit viel Ehrgeiz, an ihrer Rap-Karriere zu arbeiten und veröffentlichte zwei Mixtapes, die ihr einen Vertrag mit Atlantic einbrachten – und in der Veröffentlichung ihres bisher einzigen, aber viel beachteten Albums Invasion of Privacy mündeten. Songs wie Get Up 10, Money Bag und natürlich Bodak Yellow – alles lupenreine Hits. Schauen wir mal, wie es mit ihrer Karriere in den nächsten Jahren weitergeht…