Diese Frauen haben (oder wollen) keine Kinder. So gehen sie mit Fragen dazu um.

Ich bin 37 Jahre alt und glücklich mit meinem Mann verheiratet. Wir haben eine 9-Wochen-alte französische Bulldogge zu uns genommen und lieben das komplette Chaos, dass es mit sich bringt. Und während wir unseren Hund stubenrein machen und ihm beibringen, was richtig ist und was falsch, stelle ich mir immer wieder die Frage, ob mein Mann und ich irgendwann auch menschliche Kinder haben werden.

Eine Autorin teilt ihre zwiespältigen Gefühle darüber, einmal Kinder zu haben. (Foto: Getty)
Eine Autorin teilt ihre zwiespältigen Gefühle darüber, einmal Kinder zu haben. (Foto: Getty)

Ich wollte mein ganzes Leben lang Kinder, aber tief in meinem Inneren wusste ich, dass es möglicherweise nicht passieren würde. Ich tendiere dazu, viele große Meilensteine im Leben erst spät zu erreichen – zumindest wenn man gesellschaftliche Erwartungen zum Maßstab nimmt. Ich habe mit 36 geheiratet, mit 27 meinen Führerschein gemacht, und kann immer noch nicht Fahrrad fahren. Jetzt, wo ich mich in meinen neuen Lebensabschnitt eingefunden habe, fühle ich mich etwas mehr zu der Idee hingezogen, Kinder zu bekommen.

Mein Mann und ich sind gerade zurück nach Pittsburgh gezogen, nachdem wir 20 Jahre in Washington D.C. verbracht haben. Hier in Pittsburgh sind die meisten Leute aus meiner Schulzeit verheiratet und haben mehrere Kinder. Zwei von meinen fünf Geschwistern haben ebenfalls Kinder. In D.C. störte es mich nicht, ohne Kinder zu sein. Wir haben so viel Freunde, mit Kindern und ohne. Und viele unserer Freunde waren gerade erst dabei, Familien zu gründen. Wir hatten nicht das Gefühl, etwas zu verpassen. Aber in Pittsburgh fühlt es sich etwas anders an. Die Großstadtenergie ist weg und in den Vororten sind die Dinge definitiv etwas mehr auf Familien ausgerichtet.

Dennoch ist es schön, nach unseren Treffen auch wieder ohne Neffen zu sein, oder sich von meiner Schwester zu verabschieden, weil sie die Kinder ins Bett bringen und sozusagen die ganze „schmutzige Arbeit“ leisten muss. Ich leide dazu an Krampfanfällen und mein Mann hat Retinitis pigmentosa, eine seltene Augenkrankheit, die zu einer allmählichen Erblindung führt. Mit unseren Behinderungen wären Kinder also auch zusätzlicher Stress.

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Wenn mein Mann und ich über die Vor- und Nachteile des Kinderkriegens sprechen – und dabei auch bedenken, dass es in unserem jetzigen Alter, 37 und 43, nicht einfacher wird – versuchen wir, die unbeholfenen Fragen zu unserer Familienplanung nicht an uns herankommen zu lassen. Meistens stellt meine Familie keine zu neugierigen Fragen zum Thema Kinder. Hin und wieder werden wir gefragt, aber mein Mann und ich (besonders er) weichen ihnen oftmals mit Humor aus.

Doch Fragen zur Familienplanung können ein heikles Thema sein, und viele Menschen empfinden sie als aufdringlich und verletzend. Im Folgenden berichten Frauen in verschiedenen Lebenssituationen, wie sie sich bei der Frage „Wann bekommen du endlichKinder?" fühlen und wie sie damit umgehen.

Der Versuch, Kinder zu bekommen

Beth (37), die mich bat, nicht ihren richtigen Namen zu verwenden, heiratete vor etwa einem Jahr. Sie und ihr Mann versuchen aktuell ein Kind zu bekommen und sie beschreibt die Situation als „angsteinflößend und stressig“. In ihren späten 20ern wurde bei Beth Endometriose festgestellt und sie hat einen Reproduktionsendokrinologen aufgesucht, um die Krankheit zu behandeln und ihre Fruchtbarkeit zu erhalten. Ihre Familie stellt ihr keine allzu direkten Fragen, aber manche Kollegen fragen Beth, ob sie alte Umstandsmode von ihren Schwangerschaften vor einem Jahrzehnt haben möchte. Manchmal trägt auch ihr Partner zu dem Druck bei.

„Mein Mann gibt Kommentare ab und Freunde denken direkt, dass er darüber spricht, dass ich schwanger bin, was mit der ‚nein, ich bin noch nicht schwanger‘ [Antwort] endet, weil die Leute ganz aufgeregt werden“, erzählt mir Beth. „Er sagt Dinge wie ‚wenn wir Kinder haben‘, was ich liebe, aber es macht mir auch Angst, weil Fruchtbarkeit mit Ende 30 gelinde gesagt ein angsteinflößendes Thema ist – leider können mir solche [Dinge] das Herz brechen.“

Keine Lust auf Kinder

Casey hingegen will keine Kinder. Sie heiratete ihren Mann 2020 und schätzt sich glücklich, dass das Paar keinem Druck der Familie ausgesetzt ist, Kinder zu bekommen. Allerdings hat ihr kürzlich eine Freundin gesagt, dass sie im Alter allein sein wird.

„Darüber mache ich mir keine Sorgen. Ich freunde mich einfach mit den Leuten im Altenheim an“, sagt sie.

Casey (37) wünscht sich, dass die Gesellschaft insofern umdenken würde, dass Kinder eine bewusste Entscheidung sind und nicht die Norm. „Ich habe das Gefühl, dass mein Mann und ich die einzigen sind, die es nicht tun“, sagt sie. „Ich höre auch, wie Leute darüber sprechen, dass etablierte Erwachsene heiraten und Kinder bekommen. Ich bin eine etablierte Erwachsene, obwohl ich keine Kinder will, vielen Dank!“

Wie Casey möchte auch Kate (35) keine Kinder und beschreibt sich als „keinen Kinder-Menschen“, der nie das Verlangen hatte, selbst Kinder zu bekommen. Kate hatte eine beidseitige Salpingektomie (die Entfernung von beiden Eileitern) im Juli, womit das Thema für sie „so ziemlich abgehakt“ war. Wenn Leute sie darauf ansprechen, dass sie keine Kinder hat, gibt sie ihnen zu verstehen, was für eine persönliche Frage das ist. Die Leute, die ihr am nächsten stehen, haben aufgehört zu fragen, da Kate jedes Jahr wieder betont, dass sie keine Kinder bekommen wird.

Eine Autorin teilt ihre zwiespältigen Gefühle darüber, einmal Kinder zu haben. (Foto: Getty)
Eine Autorin teilt ihre zwiespältigen Gefühle darüber, einmal Kinder zu haben. (Foto: Getty)

„Menschen sagen Dinge wie ‚tja, aber wer wird für dich sorgen, wenn du alt bist?‘“, teilt eine Frau. (Foto: Getty)

Sie wünscht sich, dass sie Leute begreifen, was für eine persönliche Entscheidung das Kinderkriegen ist und dass es nicht Jedermanns Sache ist. „Menschen sagen Dinge wie ‚tja, aber wer wird für dich sorgen, wenn du alt bist?‘ oder ‚was, wenn dein Kind das Mittel gegen Krebs entdeckt hätte?‘“, sagt sie. „Es ist eine gewisse Mischung aus Mitleid und Misstrauen, mit denen die Leute einem begegnen, wenn man sagt, dass man keine Kinder hat oder will, und das nervt mich.“

Keine Kinder wegen gesundheitlicher Probleme

Kelly, 37, hatte in ihren 20ern acht Monate lang Streptokokken. Die Krankheit zerstörte ihre Hormone und ihre Schilddrüse. Sie muss immer noch Medikamente deshalbeinnehmen, was die Wahrscheinlichkeit, dass sie ein gesundes Baby bekommt, wenn sie überhaupt schwanger wird, drastisch verringert.

„Natürlich wussten mein Mann und ich all diese Dinge, als wir heirateten, und ich war mir sowieso nicht sicher, ob ich Kinder wollte, und die Risiken haben den Ausschlag gegeben“, sagt sie und fügt hinzu: „Wir sind nicht weniger eine Familie, weil wir keine Kinder haben.“

Kayla, die Ende 30 ist, sagt, dass Kinder eine Entscheidung waren, bei der sie und ihr Mann unsicher waren. Nach einem Jahrzehnt Ehe wurde bei Kayla Endometriose im Stadium 2 festgestellt. Während eines Gesprächs mit ihrem Arzt und dem anschließenden operativen Eingriff, erfuhr Kayla, dass ihre Eileiter verschlungen waren und dass eine Schwangerschaft in ihrem Alter schwierig und mit hohen Risiken verbunden ist.

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„Wenn die Frage aufkommt, sagen wir einfach, dass es bei uns nicht passieren wird, oder dass wir auf andere Weise gesegnet sind“, sagt Kayla. „Ich glaube, es ist schwierig, denn als wir jünger waren und Haus spielten, träumten wir von der Familie im Kombi und setzten das Baby in den Autositz und hatten Visionen von unserer Kindheit.“

Kinder ja, aber nicht allein

Aurora (in ihren 30ern) hat uns gebeten, nicht ihren richtigen Namen zu verwenden. Sie ist Single und weiß nicht, ob Kinder in ihre Lebensplanung passen. Als sie aufwuchs, hatte sie immer den Eindruck, Kinder zu wollen, aber als sie jünger war, ging sie auch davon aus, im College ihren Seelenverwandten zu treffen, zu heiraten, und im Alter von 30 glücklich mit zwei Kindern zu sein. Sie widmete sich zuerst ihrer Karriere und nicht dem Privatleben, von dem sie träumte. Aurora hat sich mit dem Thema Adoption und dem Einfrieren ihrer Eizellen beschäftigt, weiß aber, dass sie nicht allein Mutter werden möchte.

Sie wuchs in einem konservativen Dorf auf und ging auf eine christliche Schule. Die meisten ihrer Mitschüler heirateten direkt nach dem College und bekamen bald darauf Kinder. Als Aurora aus ihrem Heimatstaat wegzog und in D.C. aufs College ging, merkte sie, dass sie mehr vom Leben wollte als nur ein Leben mit der Familie.

„Ich wünsche mir allerdings, dass ich ein Gleichgewicht zwischen beidem gefunden hätte, denn ich habe schon das Gefühl, etwas zu verpassen“, sagt sie. „Was mir Hoffnung macht, ist, dass es zwar ein Risiko sein kann, aber mir fallen immer mehr Frauen Mitte/Ende 30 auf, die gesunde Schwangerschaften haben; ich brauche einfach nur einen Menschen, der diesen Weg mit mir gehen will.“

Die Menschen, die ihr am nächsten stehen, stellen ihr keine Fragen zu Kindern – aber Fremde oder Menschen, die sie gerade erst kennengelernt hat, scheinen sich weniger zurückzuhalten.

„Wenn Menschen mich zum ersten Mal sehen und erfahren, wie alt ich bin, nehmen sie automatisch an, dass ich Kinder habe“, sagt Aurora. „Ich sage ihnen, dass das nicht der Fall ist und sie fragen mich, warum nicht, oder ob ich welche plane. Ich sage ihnen, dass ich mich auf meine Karriere konzentriert und noch keinen Partner gefunden habe, mit dem ich Kinder haben möchte.“

Was eine Therapeutin dazu sagt

Du weißt nicht, wie du mit aufdringlichen Fragen umgehen sollst? Therapeutin Barbra Russell empfiehlt, dass du dich schon im Voraus vorbereitest. Wenn du überrascht wirst, kann es manchmal sein, dass du stotterst, stockst oder defensive Antworten gibst. Antworten können kurz und freundlich sein. Abhängig von der Situation empfiehlt sie Sätze wie: „Wir wollen irgendwann Kinder, aber gerade passt es nicht“, „Ich habe mich dazu entschlossen, keine Kinder zu bekommen“ oder „Ich weiß nicht, ob ich Kinder haben werde. Ich nehme mir Zeit für die Entscheidung und damit geht es mir gut.“

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Russell empfiehlt, sich im Zweifel einfach zu wiederholen: Wenn der Fragende immer weiter nachbohrt, wiederhole den Satz. Nach deiner Antwort kann eine Frage hilfreich sein, zum Beispiel die Person etwas über sich selbst zu fragen. Im schlimmsten Fall, wenn du es mit unhöflichen, aufdringlichen Menschen zu tun hast, gib ihnen das zu spüren, indem du etwas sagst wie: „Ich weiß, dass du es gut meinst, aber das ist eine persönliche Entscheidung“ oder bring etwas Humor ins Spiel und kontere mit Worten wie: „Oh, warum fragst du, brauchst du noch mehr Kinder für deine Fußballmannschaft?“

Vor allem solltest du nicht das Gefühl haben, dass du dich für deine Kinderlosigkeit rechtfertigen musst. Außerdem ist es nicht notwendig, deine Entscheidung zu erklären, bemerkt Russell.

Kate Oczypok

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