Diese Hinhalte-Taktik ist fieser als Ghosting

Die neueste unschöne Taktik im Online-Dating nennt sich Orbiting. Und sie ist für viele Betroffene noch schmerzhafter als Ghosting.

Ein Mann starrt nachts in seinem Bett auf das Display seines Smartphones.
Die Sozialen Medien haben es erschwert, sich von gescheiterten Beziehungen oder Affären zu distanzieren. (Bild: Getty Images)

Viele Menschen, die sich auf der Suche nach einer Beziehung auf Online-Dating einlassen, werden es schon erfahren haben, wie es sich anfühlt, wenn sich der oder die andere von heute auf morgen einfach nicht mehr meldet. Die verschickten Nachrichten verhallen ungelesen und unbeantwortet im digitalen Raum und man selbst sitzt hilflos und mit vielen zusätzlichen Fragen vor dem Smartphone. Der Trend, den es seit dem Aufkommen der großen Dating-Plattformen wie Tinder gibt, nennt sich Ghosting, weil das Gegenüber verschwindet wie ein Geist. Doch nun entwickelt sich eine neue Umgangsform und sie ist sogar noch ein wenig verletzender.

Umkreisen, aber nicht berühren

Dabei verfolgt derjenige, der plötzlich geghosted hat, dem anderen weiter auf den Sozialen Medien. Hinterlässt mal einen Kommentar oder ein Emoji unter Insta-Posts und bleibt so weiterhin digital präsent. Einen Begriff dafür hat die US-amerikanische Journalistin Anna Iovine in ihrem Blog auf der inzwischen geschlossenen Lifestyle-Website "Man Repeller" geprägt. Sie nannte das fiese Dating-Verhalten Orbiting. Übersetzen kann man das am besten mit "umkreisen", so wie es Satelliten mit Planeten im Weltall machen.

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Fachleute beobachten diese Entwicklung schon seit längerem. Sie sehen darin die Unfähigkeit, sich festzulegen, sich dabei den anderen aber gleichzeitig "warmhalten" zu wollen. Die Sozialen Medien haben es Menschen mit diesen Eigenschaften erheblich erleichtert. Orbiting kann sogar auf einen stark narzisstischen Charakterzug hinweisen. Im schlimmsten Fall kann daraus sogar Stalking entstehen. In einem Interview mit der britischen BBC sagte die Dating-Expertin Persia Lawson, sie glaube, Orbiter wollen sich alle Optionen offen halten. "Sie halten die Kommunikationskanäle einen Spaltbreit offen, sollte es ihnen mal wieder danach sein, den Kontakt wieder aufleben zu lassen."

Gegen Orbiting hilft nur Blockieren

Für Betroffene ist das schwer auszuhalten, da es nie zu einem klärenden Gespräch kommt oder ein richtiger Schlussstrich möglich ist. Manche Menschen grübeln tagelang, warum die Ex-Affäre nun ausgerechnet dieses Bild geliked hat oder jenen Beitrag angeschaut hat. Dabei steckt nicht unbedingt böse Absicht dahinter, viele User*innen wissen gar nicht unbedingt, dass es bemerkt wird, wenn sie sich einen Post angesehen haben. Nervenaufreibend kann es trotzdem sein. Um sich vom Orbiting zu befreien, hilft nur eins: Konsequentes Blockieren, so dass das digitale Umkreisen nicht mehr möglich ist. Was sich wie ein harter Schnitt anfühlen mag, wird am Ende vermutlich eine Erleichterung sein.