Dolce & Gabbana reagiert auf Rassismusvorwürfe – und macht alles noch schlimmer

Das Label von Designer Stefano Gabbana (links) und Domenico Dolce steht wegen mehrerer umstrittener Werbevideos in der Kritik. (Bild: Getty Images)
Das Label von Designer Stefano Gabbana (links) und Domenico Dolce steht wegen mehrerer umstrittener Werbevideos in der Kritik. (Bild: Getty Images)

Nach der Veröffentlichung von drei Werbevideos, die eine Kontroverse über Rassismus ausgelöst hatten, sagte das Luxuslabel Dolce & Gabbana kurzerhand seine geplante Show in Shanghai am Mittwoch ab und meldete sich via Twitter zu Wort. Doch auch das Krisenmanagement geht gewaltig nach hinten los.

Die aktuelle Öffentlichkeitsarbeit des Modelabels Dolce & Gabbana (D&G) ist auf dem besten Weg, in einem PR-Desaster zu münden. Nach drei kurzen Werbeclips, die das italienische Modeunternehmen im Rahmen der Kampagne “DG loves China” auf diversen Social-Media-Plattformen gepostet hatte, war die Kritik enorm. In den Spots kichert eine Chinesin auffallend viel, während sie erfolglos versucht, mit Stäbchen italienische Speisen wie Pizza oder Cannoli zu essen. Etliche User in den sozialen Netzwerken warfen dem Modelabel daraufhin Rassismus vor.

Dolce & Gabbana sagt Show in Shanghai ab

Nun reagierte das Unternehmen und sagte die zur Kampagne gehörige Modenschau, die für Mittwoch in Shanghai geplant war, kurzerhand ab, wie das Branchenportal “The Business of Fashion” berichtet. Das Mailänder Label postete zudem ein Statement auf seinem offiziellen Twitter-Profil, das am Ende mit den Namen der Gründer, Domenico Dolce und Stefano Gabbana, unterzeichnet ist. Doch so wirklich besänftigend wirkte die Botschaft nicht. Im Gegenteil: Etliche User waren nun noch fassungsloser als zuvor.

“Unser Traum war es, eine Tributveranstaltung nach Shanghai zu bringen, die China gewidmet ist und unsere Geschichte und Vision erzählt. Es war nicht nur eine Modenschau, sondern etwas, das wir mit Liebe und Leidenschaft vor allem für China und für alle Menschen auf der ganzen Welt, die Dolce & Gabbana lieben, geschaffen haben. Was heute passiert ist, war nicht nur für uns sehr unglücklich, sondern auch für alle Menschen, die Tag und Nacht daran gearbeitet haben, dieses Ereignis zum Leben zu erwecken. Wir möchten unseren Freunden und Gästen von Herzen danken. Domenico Dolce und Stefano Gabbana.”

In dem Statement findet sich kein Wort der Reue. Auch keine Entschuldigung in Richtung der chinesischen Bevölkerung. Die Reaktionen ließen demnach nicht lange auf sich warten.

“Manchmal frage ich mich, ob die PR-Agenturen dieser Unternehmen im Krisenmanagement geschult sind. Ich kann eine bessere Entschuldigung schreiben als diese hier. Sprecht doch mindestens das Hauptproblem an, das heißt die rassistischen Videos, anstatt Opfer zu spielen und die Öffentlichkeit an der eigene Aufrichtigkeit zweifeln zu lassen.”

“Ich habe jede Zeile abgesucht. Und wo ist eure Entschuldigung?”

“Entschuldigung?? Sie versuchen zu behaupten, dass Chinesen Ihre Bemühungen ruiniert haben? Wissen Sie eigentlich, wovon Sie sprechen? Raus aus China bitte!”

“Während wir Pasta kulturell als italienisches Essen betrachten, lässt sie sich wahrscheinlich auf asiatische Nudeln zurückführen. Es ist allgemein anerkannt, dass Teigwaren im 13. Jahrhundert von Marco Polo aus China nach Italien gebracht wurden!”

Nicht nur die drei Videos und der gescheiterte Versuch einer Schadensbegrenzung sorgen für Unmut. Hinzu kommt noch ein Screenshot, der aktuell auf Twitter die Runde macht. Dieser soll belegen, dass Stefano Gabbana in einer privaten Unterhaltung weitere rassistische Bemerkungen über Chinesen machte.

“Dolce & Gabbana veröffentlicht diskriminierende Werbespots mit einem verzerrtem Bild asiatischer Kultur. Als jemand versuchte, sich mit seinem Gründer Stefano Gabbana zu diskutieren, reagierte dieser mit sehr obzönen Worten und Beschimpfungen. Dies ist eine der krassesten Formen von Rassismus, die ich je gesehen habe.”

In dem Chatverlauf behauptete Gabbana, die Videos seien als “Tribut“ an China gedacht gewesen. Die ganze Welt würde wissen, dass man in China mit Stäbchen und im Westen mit Messer und Gabel esse. Ebenso würde man wissen, dass die Chinesen Hunde essen. Zudem schrieb Gabbana, dass er in zukünftigen Interviews über China sagen würde, dass das Land “scheiße” sei.

Von offizieller Seite gibt es ein Dementi. Gabbana habe diese Äußerungen nie getätigt, sein Account sei gehackt worden. Allerdings ist es nicht das erste Mal, dass Domenico Dolce und Stefano Gabbana mit umstrittenen Aussagen für Schlagzeilen sorgten. So legte sich etwa Popsänger Elton John vor einigen Jahren mit dem berühmten Designerpärchen an. Dolce hatte in einem Interview gesagt, er lehne “gemietete Gebärmütter”, “synthetische Babys” und “Sperma aus dem Katalog” ab. Elton John empfand dies als schwulenfeindlich, zumal der Brite selbst seine beiden Kinder von Leihmüttern austragen ließ.

Gabbana hat die Sängerin Selena Gomez einmal als “hässlich” bezeichnet und in einem Streit mit Popstar Miley Cyrus gesagt: “Wir sind italienisch und wir interessieren uns nicht für Politik und schon gar nicht für amerikanische Politik.”