Hochzeiten während der Corona-Krise: Ist es okay, abzusagen?

Eine Hochzeit von guten Freunden oder Angehörigen ist ein Grund zur Freude – eigentlich. (Bild: Getty Images)
Eine Hochzeit von guten Freunden oder Angehörigen ist ein Grund zur Freude – eigentlich. (Bild: Getty Images)

Zwar unterscheiden sich die Regeln von Bundesland zu Bundesland: Doch Hochzeiten können (mit unterschiedlicher Anzahl der Gäste) grundsätzlich wieder stattfinden. Was aber nicht bedeutet, dass auch jeder, der eingeladen ist, gerne kommen möchte.

Mit den Lockerungen der Covid-19-Maßnahmen steigen in Deutschland nicht nur die Möglichkeiten der Freizeitbeschäftigungen, sondern auch die Anzahl der Gewissensfragen. Denn während die einen gerne wieder alles mitnehmen, was erlaubt ist (Friseur! Biergarten! Freunde treffen!) sind andere noch zaghaft und versuchen weiterhin, die sozialen Kontakte auf das Minimum zu beschränken, um sich selbst und andere zu schützen.

Nun ist es die eine Sache, eine Einladung zum Grillfest im kleinen Kreis höflich abzulehnen. Dies wird vielleicht Unverständnis und eine kurze Diskussion zur Folge haben. Eine ganz andere Sache ist es jedoch, guten Freunden oder Familienangehörigen mitzuteilen, nicht am für sie (vielleicht) wichtigsten Tag des Lebens teilhaben zu wollen.

Nicht nur in Corona-Zeiten rückt für das künftige Brautpaar während der Hochzeitsvorbereitungen alles andere gerne mal in den Hintergrund – und wenn es um Dinge wie die Farbe des Brautjungfernkleids (mit der man nicht einverstanden ist) oder die Sitzordnung (neben dem verrückten Onkel – echt jetzt?) geht, gibt es nur eine Lösung: Immer schön brav nicken und vollen Support zeigen.

Es geht um etwas Größeres als um die Hochzeit

Doch leider sprechen wir nicht über Details, die wir mit einem innerlichen Augenrollen hinnehmen und uns anschließend gut fühlen können, weil wir uns selbst zurück – und das Brautpaar in den Mittelpunkt gestellt haben. Wir befinden uns mitten in einer Pandemie. Einer absoluten Ausnahmesituation. Und die verlangt jedem einzelnen von uns große und wichtige Entscheidungen ab, die am Ende nur jeder für sich selbst treffen kann.

Genauso, wie das Paar die Entscheidung trifft, das Risiko einzugehen, dass sich auf der Hochzeit womöglich Gäste mit dem Virus infizieren, musst du die Entscheidung treffen dürfen, dich dem nicht aussetzen zu wollen. Denn hier geht es darum, das Wichtigste zu schützen: die Gesundheit. Wenn nur ein einziger Hochzeitsgast an Corona erkrankt ist, würde dies Hunderte andere in Gefahr bringen. Vielleicht sind alle Gäste gesund? Vielleicht aber auch nicht! Es geht also nicht um die Befindlichkeiten des Paares – und auch nicht um deine. Es geht darum, andere Menschen zu schützen, ganz egal, ob wir sie kennen oder nicht.

Ja oder Nein? Heiraten im Schatten der Corona-Krise

Wenn du dich entscheidest, nicht an der Hochzeit teilzunehmen, hast du natürlich zwei Optionen: Du sprichst offen an, warum du nicht kommen wirst oder du greifst zu einer Notlüge. Letzteres wird dir das Paar vielleicht eher verzeihen, denn wer ist in diesen Zeiten schon böse, wenn man wegen Erkältungssymptomen absagt?

Doch wenn dir das Hochzeitspaar am Herzen liegt (und davon ist auszugehen, wenn du dir Gedanken darüber machst) gibt es tatsächlich nur die eine Lösung: die Schultern straffen und dazu stehen – auch wenn du Angst davor hast, dass dich das die Freundschaft kosten könnte.

Denn das sind gerade die wichtigen Momente, die großen Entscheidungen. Du wirst wahrscheinlich nie erfahren, ob deine Absage Leben gerettet hat oder nicht. Doch du hast dich dazu entschieden, um dich selbst und andere zu schützen. Ein Grund also, der verdammt viel bedeutender ist als ein Dresscode, mit dem man nicht einverstanden ist...

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