„Einfach nur nackte Körper”: Verdinglichung von Frauen in zensierter Unterwäschewerbung

In der Werbung sind nackte Körper zu sehen, aber Honey Birdette argumentiert, dass ihre Zensur auf einer Doppelmoral beruht. Foto: Honey Birdette
In der Werbung sind nackte Körper zu sehen, aber Honey Birdette argumentiert, dass ihre Zensur auf einer Doppelmoral beruht. Foto: Honey Birdette

Honey Birdette steht bei einigen Mitgliedern der LGBTQ+ Gemeinschaft in der Kritik, die das Unternehmen beschuldigen, lesbische Beziehungen zu fetischisieren.

Das Foto zeigt mehrere nackte gleichgeschlechtliche Paare, die alle so angemalt sind, dass sie einer großen Regenbogen-Pride-Flagge ähneln. Vorn in der Mitte ist ein nacktes weibliches Paar zu sehen.

Eloise Monaghan, Geschäftsführerin von Honey Birdette, die mit ihrer Frau für das Foto posierte, sagte, die Notwendigkeit von Zensur sei „furchteinflößend“. Sie sagte, dass Widerstand gegen die Werbung eine negative Haltung gegenüber Frauen und der LGBTQ+ Gemeinschaft zeige.

Das vollständige Bild ist zu viel für die australische Zensur. Foto: Instagraum/eloisemonaghan
Das vollständige Bild ist zu viel für die australische Zensur. Foto: Instagraum/eloisemonaghan

Andere lesbische Frauen sehen das allerdings ganz anders.

Einige Gruppen kritisieren die Werbeannonce und bezeichnen sie als ein Beispiel für „Rainbow Washing“, die lesbische Sexualität für den Zweck ausnutzt, Unterwäsche zu verkaufen.

Lesbische Frauen sagen, die Anzeige würde „Lesben verdinglichen“

Liz Waterhouse betreibt die Aktivistenseite “Listening 2 Lesbians”, die Diskriminierung und Gewalt gegen Lesben weltweit dokumentiert und aufzeichnet. Dabei liegt der Schwerpunkt auf homosexuellen Gemeinschaften, die durch die Gesetzgebung zusätzlich unterdrückt werden.

Sie hat keine Zeit für die Anzeige, die sie als „Rainbow Washing“ und als „Benutzen von Lesben“ beschuldigt.

Sie argumentiert, dass es nicht um einen Konflikt nicht zwischen sexuell liberalen und sexuell konservativen Menschen gehe, sondern eher darum, wie diese ganz besondere Art der Repräsentation von Sexualität Bilder in den Köpfen der Menschen und schädliche patriarchalische Stereotypen verfestige.

„Das Gespräch über sexuelle Verdinglichung wird häufig aus der Perspektive von Ermächtigung vs Zensur gesehen und ich halte das für eine sehr irreführende Sichtwise”, sagt sie gegenüber Yahoo Lifestyle.

„Es fühlt sich an, als ob Lesben benutzt werden. Es geht nicht darum, ein paar Dykes zu gefallen, sondern darum, für ein Mainstream-Publikum ansprechend zu sein.“

„Das ist nicht geschlechterinklusiv, es ist einfach nur etwas nackte Haut”

Honey Birdette stand in der Vergangenheit wegen fehlender Inklusivität unter Beschuss. Foto: Getty
Honey Birdette stand in der Vergangenheit wegen fehlender Inklusivität unter Beschuss. Foto: Getty

Liz hinterfragt die Absicht der Werbung und macht deutlich, dass die Darstellung der Menschen nicht so divers ist wie es das bunte Design vorgibt.

„Ich stelle es mir als eine sehr schwierige Unterhaltung vor, die man mit jemandem führt, der Geld mit der sexuellen Verdinglichung von Frauen macht, und ich denke man kann nicht leugnen, dass Honey Birdette genau dies tut“, sagt sie.

„Ganz zufälligerweise ist jede Person (in der Werbung) ohne jegliche körperliche Einschränkungen, auf jeden Fall soweit wir es sehen können. Sie sind dünn, sie sind das, was konventionell als hübsch angesehen wird, und sie sind weiß. Das ist also wirklich eine sehr enge Auswahl.“

Genau dies haben manche auch in den Kommentaren zur Kampagne zum Ausdruck gebracht, die über die Social Media-Seiten von Eloise Monaghan geteilt wurde.

„Ich wünschte, ihr hättet auch ein paar farbige Menschen, Menschen unterschiedlichen Alters und mit verschiedenen Körperformen einbezogen“, schrieb eine Frau.

Das hat nichts mit Gleichheit zu tun. @HoneyBirdette nutzt konventionell „attraktive“ Menschen EINER allgemeinen Altersgruppe. Dazu nutzt die Firma stimulierende Bilder, die offen gegen die Regeln von @instagram verstoßen. Ein fehlgeschlagener Versuch, „Gleichheit“ zu repräsentieren. Unterstützt ALLE LGBTQ+, SEID INKLUSIV, SCHLIESST ALLE EIN.

„Das hat nichts mit fließender Sexualität oder Geschlechterzugehörigkeit zu tun, das sind einfach nur nackte Körper“, schrieb jemand anderes.

Selbstzensur

Das Bild wurde für den australischen Markt selbst zensiert, denn das Unternehmen hatte Angst, dass die Werbebehörde Anstoß an der Darstellung weiblicher Nacktheit finden würde.

Eloise Monaghan, Geschäftsführerin von Honey Birdette, die mit ihrer Frau für das Foto posierte, sagte, die Notwendigkeit von Zensur sei „furchteinflößend“. Sie sagte dazu, dass Widerstand gegen die Werbung eine negative Haltung gegenüber Frauen und der LGBTQ+ Gemeinschaft zeige.

Aufgrund dieser Debatte hat das Unternehmen eine Petition ins Leben gerufen, in der sie zu Änderungen der Zensurgesetze fordert. Sie hat dafür bereits 76,290 Unterschriften gesammelt.

Eloise Monaghan, Geschäftsführerin von Honey Birdette, die für das Foto mit ihrer Frau posierte, sagte, dass es „furchteinflößend” sei, das Bild zensieren zu müssen.

Unterstützung für die Kampagne

Diese Botschaft wurde mit der Petition veröffentlicht. Foto: Honey Birdette
Diese Botschaft wurde mit der Petition veröffentlicht. Foto: Honey Birdette

Viele waren von der Kampagne begeistert und es gab Hunderte von Kommentaren, die das Foto lobten.

„Das ist wunderschön!!!! Ich liebe es!”, schrieb eine Frau.

„Liebe ist Liebe!”, schrieb jemand anderes.

Eloise stellte ihrem Posting zwei Fragen voran.

„Was ist der Unterschied zwischen einem männlichen und einem weiblichen Nippel? Was ist der Unterschied zwischen einem heterosexuellen Paar und einem homosexuellen Paar, das sich in der Werbung umarmt?“, hieß es in der Überschrift.

„Es ist nicht unsere Absicht, einfach nur Kontroversen zu schaffen. Wir sehen es als unsere Aufgabe, Liebe zu schaffen. Und diese neuen Werbegesetze sind schärfer als sie es jemals waren“, so Eloise gegebnüber news.com.au

Eloise (rechts) besteht darauf, dass die Werbung ein Ausdruck von Gleichheit ist. Foto: Instagram/eloisemonaghan
Eloise (rechts) besteht darauf, dass die Werbung ein Ausdruck von Gleichheit ist. Foto: Instagram/eloisemonaghan

„Nicht lesbenfreundlich”

Collective Shout ging jedoch gegen die Anzeige vor und die Mitglieder waren sich einig, dass die Werbung die schädliche Darstellung lesbischer Frauen fördere.

„Es geht hier absolut nicht darum, für Gleichheit zu werben. Honey Birdette hat eine lange Geschichte von Darstellungen lesbischer Sexualität, die von Pornos inspiriert ist. Das trägt weiter zu den schädlichen sexistischen Stereotypen von Lesben als Unterhaltung für Männer bei“, twitterten sie.

„Viele Lesben machen darauf schon seit vielen Jahren aufmerksam, aber in der Regel werden ihre Stimmen nicht wahrgenommen”, stimmte eine Frau zu.

Liz ist überhaupt nicht der Meinung, dass die Werbung Frauen stärker macht.

Sie ist weder frauen- noch lesbenfreundlich”, sagt sie

„Sie ist kapitalismusfreundlich und wird Unterwäsche verkaufen, worum es bei Honey Birdette geht.“

Penny Burfitt