Ernährungswissenschaftler sagt, wir ernähren uns falsch - und gibt 3 einfache Tipps, die er selbst befolgt
James Collier, Ernährungswissenschaftler und Mitbegründer der millionenschweren Vollwertkost-Marke „Huel“, glaubt, dass er unser Lebensmittelsystem anhand einer selbst entwickelten Ernährungsform verbessern kann. Seine selbsternannte „kontemplative Ernährungsweise“ beschreibt eine angeblich tiefsinnige Ernährung, die er selber täglich anwendet.
Collier ist besorgt, dass wir uns auf eine seiner Meinung nach unethische, intensive Landwirtschaft verlassen, welche die Klimakrise verschlimmert. Und, dass nicht genug Menschen wissen, dass der Verzehr von mehr Ballaststoffen – vorzugsweise aus pflanzlichen Quellen – die geistige und körperliche Gesundheit verbessern kann.
Der 52-Jährige beschreibt im Gespräch mit Business Insider seinen Ansatz der „kontemplativen Ernährung“, bei dem er den gesamten Kreislauf der Lebensmittelproduktion betrachtet, der sowohl Ethik und Nachhaltigkeit als auch den direkten Nährwert umfasst.
Wenn Menschen diese Aspekte berücksichtigen, werden sowohl sie als auch der Planet glücklicher und gesünder sein, meint er.
Hier erfahrt ihr, wie er seine „tiefsinnige“ Ernährung täglich anwendet.
1) Esst Pflanzen und viele Ballaststoffe
Collier glaubt, dass wir uns in einer Ballaststoffkrise befinden.
Der Verzehr von Ballaststoffen ist von großem Nutzen, auch für die Darmgesundheit. Eine Studie der Texas Woman's University aus dem Jahr 2023 ergab jedoch, dass nur fünf Prozent der Männer und neun Prozent der Frauen in den USA je nach Alter und Geschlecht die empfohlenen 28 bis 34 Gramm pro Tag zu sich nehmen.
Collier behauptete, dass eine pflanzenbasierte Ernährung dazu beiträgt, dass der Durchschnittsbürger die Nährstoffe und Ballaststoff zu sich nimmt, die er braucht. Außerdem sei es in der Regel auch nachhaltiger, sagte er.
„Mir wurde immer bewusster, dass unser Fleischkonsum zu hoch ist“, sagte Collier. „Dann begann ich, mich mit ethischen Überlegungen zu befassen, und kam zu dem Schluss, dass mir die Art und Weise, wie wir Tiere in Massentierhaltungen behandeln, einfach nicht passt.“
Im Jahr 2019 beschloss er, Fleisch und Geflügel aus Massentierhaltung so weit wie möglich zu meiden und seine Kalorien aus tierischen Produkten auf zehn Prozent zu begrenzen.
„An ein paar Tagen in der Woche esse ich fast keine tierischen Produkte oder nur kleinere Portionen Fleisch zu den Mahlzeiten und gleiche das mit anderen Proteinquellen aus“, so Collier. „Wenn man sich pflanzenreich ernährt, sorgen die Ballaststoffe für sich selbst“.
Er fügte hinzu: „Die einfachste Aufgabe, die man tun kann, um den Klimawandel zu beeinflussen, ist, seine Ernährung umzustellen. Es hat wirklich keinen so großen Einfluss auf euch, aber ihr könnt damit viel bewirken. Es ist wirklich einfach und dabei muss man nicht unbedingt vegan leben“.
2) Vermeidet Junkfood
Das wachsende öffentliche Interesse an ultra-verarbeiteten Lebensmitteln, die mit Zutaten und Techniken hergestellt werden, die man nicht im Haushalt findet, habe die Menschen nur verwirrt. Denn laut Collier fehlen den Menschen die wichtigen Details. Andere Ernährungswissenschaftler, die mit BI gesprochen haben, stimmen dem zu.
Eine Scheibe ballaststoffreiches Vollkornbrot zum Beispiel mag zwar ultra-verarbeitet sein, ist aber nicht gleichzusetzen mit einem Donut oder einer Packung Chips.
Aus diesem Grund verwendet Collier den Begriff „Junk-Food“. Seiner Meinung nach ist dies leichter zu verstehen. Wenn ihr euren Verzehr von „Junk-Food“ minimiert, ernährt ihr euch somit wahrscheinlich nahrhafter.
Obwohl die Huel-Produkte technisch gesehen auch ultra-verarbeitet sind, konsumiert Collier sie mindestens einmal am Tag. Das ursprüngliche Pulver, welches als vollwertiges Nahrungsmittel vermarktet wird (er besteht darauf, dass es nicht Mahlzeit-Ersatz genannt wird), trinkfertige Flaschen sowie Riegel oder „heiße und schmackhafte Mealpots“ sind meist alles, was er im Büro zu sich nimmt.
Ernährungswissenschaftler, die bereits mit BI gesprochen haben, plädieren dafür, die Nährstoffe über richtige Nahrung zuzuführen, anstatt Shakes oder Nahrungsergänzungsmittel zu konsumieren.
Collier empfiehlt nicht, dass man jede Mahlzeit mit Huel-Produkten ersetzten sollte. Aber in einer Welt, in der die Menschen nicht immer die Zeit oder Möglichkeit haben, eine nahrhafte Mahlzeit selbst zu kochen, und sie mit der Familie und den Freunden zu genießen, ist es in seinen Augen „der beste Plan B“.
Professor Thunder Jalili ist Ernährungswissenschaftler an der Universität von Utah und sagte in einer Folge des Podcasts „Who Cares About Men's Health“, dass Huel zwar nicht die Grundlage eurer Ernährung sein sollte, aber sie „ab und zu“ durchaus vertretbar ist.
3) Kontakte knüpfen und aktiv bleiben
Es ist weitreichend bekannt, dass intensive soziale Bindungen und eine aktive Lebensweise zu einem längeren und gesunden Leben beitragen. Auch Collier legt darauf ebenso viel Wert wie auf Bewegung.
„Mir ist es lieber, die Leute gehen in den Pub und trinken ein Bier, als dass sie sozial isoliert sind“, sagte Collier, der in Großbritannien lebt.
Er meinte, er habe das Glück, viele Familienmitglieder und Freunde zu haben. Er hält sich mit einer Mischung aus Krafttraining, Zirkeltraining, Laufen, Stretching und Yoga aktiv und sozial.
Durch die Krebserkrankung seiner Mutter aß er mehr Gemüse
Im Alter von elf Jahren begann Collier, mehr Gemüse zu essen, nachdem Ärzte bei seiner Mutter Krebs im Endstadium diagnostizierten und sie Vegetarierin wurde. Er konnte es nie beweisen, aber fragte sich, ob dies dazu beitrug, dass sie noch zehn Jahre weiter lebte.
Zudem erlebte er aus erster Hand, wie sich die Ernährungswissenschaft ständig weiterentwickelt. Als er mit dem Bodybuilding begann, aß er sechs eiweißreiche Mahlzeiten am Tag. Damals riet er noch zum sogenannten „Protein spacing“, weil er dachte, nur so könne er seine Ziele erreichen. Heute geht man davon aus, dass der Gesamtproteinkonsum am wichtigsten ist und weniger die Zeit zu der man die Proteine zu sich nimmt.
Anschließend studierte er Ernährungswissenschaften an einer Universität und arbeitete sieben Jahre lang als Ernährungsberater für den nationalen Gesundheitsdienst Großbritanniens. Das machte ihn laut eigenen Aussagen mitfühlender.
Als ihn 2015 der Unternehmer Julian Hearn kontaktierte und ihn bat, Huel mitzugründen, ergriff er die Chance, ein nahrhaftes und praktisches Produkt zu entwickeln. Zu diesem Zeitpunkt dachte er nicht wirklich an die Nachhaltigkeit von Huel, dies war eher ein glücklicher Zufall.
Im Jahr 2021 begann Collier ein Buch zu schreiben, um seine Philosophien zu bündeln, und „Well Fed: How Modern Diets Are Failing Us and What We Can Do About It“ wurde im Januar 2025 veröffentlicht.
„Ich möchte, dass die Menschen in sich gehen und ein wenig über ihre Ernährungsgewohnheiten nachdenken“, sagte er.
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