Erste Hilfe: Wie ihr die lebensrettenden Maßnahmen auffrischt

Wiederbelebung kann Leben retten: In einer 2013 durchgeführten Studie waren nur erschreckende 20 Prozent der Befragten in der Lage, sie korrekt auszuführen. (Bild: Getty Images)
Wiederbelebung kann Leben retten: In einer 2013 durchgeführten Studie waren nur erschreckende 20 Prozent der Befragten in der Lage, sie korrekt auszuführen. (Bild: Getty Images)

Wer in Deutschland den Führerschein haben will, muss Erste Hilfe leisten können. Gegen das Verblassen der lebensrettenden Skills hilft nur eines: Auffrischungskurse.

Ist man als Ersthelfer bei einem Unfall vor Ort, haben die meisten Menschen Angst, etwas falsch zu machen. Zwar ist ein Erste-Hilfe-Kurs beim Ablegen der Führerscheinprüfung Pflicht, doch die wenigsten Verkehrsteilnehmer frischen ihr Wissen regelmäßig auf. Und auch bei Unfällen im Haushalt können die Kniffe Leben retten.

Die Rettungskette darf nicht abreißen

Denn wenn die Rettungskette reißt, tut sie das an ihrer schwächsten Stelle. Ersthelfer haben die Aufgabe, den Notruf abzusetzen, die Unfallstelle zu sichern und, falls nötig, Patienten oder Verunfallte aus der Gefahrenzone zu bergen. Dabei dürfen sie auch ihren Eigenschutz nicht vergessen, was insbesondere im Straßenverkehr sehr wichtig ist. Klappt bereits dieser erste Teil der Rettungskette nicht, ist später auch der Notarzt oder Rettungsdienst oft chancenlos.

Schwieriger wird es im zweiten Schritt der Rettungskette, in dem lebensrettende Sofortmaßnahmen ergriffen werden müssen. Dazu zählen Beatmung, Herzmassage und Defibrillation, die in den Erste-Hilfe-Kursen des ADAC und anderen Anbietern erlernt werden können und vor dem Ablegen der Fahrprüfung verpflichtend zu absolvieren sind. Seit dem 1. April 2015 ist die Durchführung des Erste-Hilfe-Lehrgangs Pflicht, eine gesetzliche Wiederholungspflicht besteht aber nicht.

Der schlimmste Fehler bei der Ersten Hilfe: Nichts tun

Was ist also zu tun, wenn die Fähigkeiten mit zunehmender Zeit verblassen? Der ADAC bietet neben Anfängerkursen auch Auffrischungskurse: In drei Stunden werden der richtige Notruf, die Glieder der Rettungskette und die rechtliche Situation als Helfer abgeklärt. Dazu werden die Stabile Seitenlage sowie die Herz-Lungen-Wiederbelebung wiederholt. Das alles gibt es für eine Kostenbeteiligung von acht Euro.

Denn der schlimmste Fehler bei Erster Hilfe ist der, gar nicht zu helfen. Erste Hilfe zu leisten ist Pflicht, Unterlassen der Hilfeleistung eine Straftat. Wer dieser Pflicht nicht nachkommt, kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr und einer Geldstrafe rechnen. Die einzige Ausnahme bildet dabei, dass sich der Ersthelfer nicht selbst in erhebliche Gefahr begeben muss, was etwa der Fall wäre, wenn ein Nichtschwimmer ins Wasser springen müsste, um einen Ertrinkenden zu retten. Falsche Erste Hilfe bleibt hingegen folgenlos: Hier kommt die gesetzliche Unfallversicherung zum Tragen.

Auch wenn man nicht rechtlich dafür belangt werden kann, einem Unfallopfer falsche Erste Hilfe geleistet zu haben, bleibt es fürs eigene Gewissen dennoch unerlässlich, zu wissen, wie es richtig gehen würde. Dennoch kennt angeblich nur jeder dritte Autofahrer die erforderlichen Schritte am Unfallort. In einer Studie aus 2013 fanden der ADAC und das Deutsche Rote Kreuz heraus, dass sich zwar 73 Prozent der deutschen Autofahrer das Einleiten der Erste-Hilfe-Maßnahmen zutrauen, aber nur 33 Prozent tatsächlich alle notwendigen Schritte kannten. Im europäischen Vergleich steht Deutschland damit noch gut da: Im Schnitt wussten nur 18 Prozent der europäischen Autofahrer, was an einer Unfallstelle zu tun ist.

Ein Blick auf die Statistik zeigt auch, wie wichtig Erste Hilfe tatsächlich ist: Gut die Hälfte der Verkehrstoten in Europa stirbt innerhalb der ersten Minuten nach einem Unfall. Auch bei den Überlebenden kann korrekt angewandte Erste Hilfe die gesundheitlichen Folgen mildern, so ADAC-Präsident Peter Meyer bei der Pressekonferenz zur Präsentation der Studie. Daher empfiehlt der ADAC, das Gelernte alle fünf Jahre aufzufrischen. Auch Dr. Rudolf Seiters, Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, pflichtete Meyers Aufruf zur regelmäßigen Wiederholung bei: „Ein Erste-Hilfe-Kurs im Leben ist viel zu wenig. Das Gelernte ist in wenigen Jahren vergessen – und man steht im Notfall hilflos da.“

An jährlichen „Aktionstagen Erste Hilfe“ bieten ADAC und DRK zusammen und bundesweit Auffrischungskurse an. Der letzte solche Welt-Erste-Hilfe-Tag fand am 9. September 2017 statt. Auffrischungskurse werden aber auch abseits von diesem Tag regelmäßig angeboten. Alle notwendigen Informationen dazu gibt es auf den Internetseiten von DRK und ADAC.