Experten erklären: Was verursacht Kribbeln und Taubheitsgefühle in den Gliedmaßen?

Kennst du das auch? Du bist in eine Aktivität vertieft und im nächsten Moment fühlt sich dein Arm, deine Hand, dein Fuß oder dein Bein plötzlich taub an, kribbelt, brennt oder juckt. Wir reden oft davon, dass der betroffene Körperteil „eingeschlafen“ ist. In der Medizin wird dieses bekannte Phänomen auch als Parästhesie bezeichnet. Doch wie entsteht es?

Wenn du dieses Taubheitsgefühl auch schon einmal erfahren hast, weißt du, dass es irgendwann von allein weggeht, meistens einfach, wenn du die Position wechselst oder den betroffenen Körperteil bewegst. Aber wie entsteht eigentlich dieses Taubheitsgefühl? Sehen wir es uns genauer an.

Wodurch entstehen das Taubheitsgefühl und Kribbeln?

„Das Taubheitsgefühl kommt normalerweise in den Armen, Händen, Beinen und Füßen vor, wenn man auf einem Körperteil sitzt oder schläft, der den Nerv beeinflusst“, so Dr. Laura Sander, medizinische Direktorin für den Nordosten bei Heal und Assistenzprofessorin für Medizin an der School of Medicine der Johns Hopkins University gegenüber Yahoo Life. Dieses Gefühl macht sich zum Beispiel bemerkbar, wenn dein Bein „einschläft“.

Dr. Jen Caudle erzählt Yahoo Life, dass dieses Gefühl einsetzt, wenn die sensorischen Nerven gestört werden. „Sinnesnerven verarbeiten Reize aus unserer Umgebung und leiten diese Informationen an das Rückenmark und das Gehirn weiter“, erklärt sie. „Wenn also die sensorischen Nerven zu lange daran gehindert werden, die Beine (oder andere Körperteile) zu durchqueren, verspürt man zunächst ein Taubheitsgefühl, weil die Nerven nicht mehr mit dem nötigen Sauerstoff versorgt werden, um die richtigen Nachrichten an das Gehirn zu senden.“

Wie erwartet „können die Nerven, sobald man die Beine entlastet, ihren Weg zum Gehirn wieder aufnehmen und fortsetzen. Aber das Gehirn interpretiert das als Kribbeln“, sagt Caudle.

In manchen Fällen kann das Taubheitsgefühl auch auf Probleme mit der Funktionsweise der Nerven oder wie sie im Körper „Informationen aussenden“ hindeuten. Ursache können Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes sein, die die Gesundheit der Nerven beeinträchtigen, so Dr. Lindsay Zilliox, Neurologin am Medical Center der University of Maryland und Assistenzprofessorin für Neurologie an der School of Medicine der University of Maryland, gegenüber Yahoo Life.

Sander fügt hinzu, dass eine Schädigung der Nerven am Handgelenk (Karpaltunnelsyndrom) oder am Bein (Ischias) ebenso wie bestimmte Medikamente, übermäßiger Alkoholkonsum und bestimmte Erkrankungen wie z. B. Schilddrüsenstörungen, zu Kribbeln und Taubheitsgefühlen führen können.

Wie wird man das Kribbeln am besten los?

„Normalerweise hält das Taubheitsgefühl nur etwa eine Minute an“, sagte Caudle. „Allerdings kannst du die Nerven mit sanften Bewegungen dabei unterstützen, wieder auf die richtige Bahn zu gelangen.“ Sie sagt aber auch: „Wenn die Taubheit und das Kribbeln andauern, solltest du deinen Arzt aufsuchen.“

Wenn das Kribbeln Symptom einer Erkrankung ist, ist die Behandlung abhängig von der Ursache, sagt Zilliox. „Im Falle einer Nervenquetschung oder Überlastung kann dein Arzt empfehlen, Positionen zu vermeiden, die Druck auf bestimmte Nerven ausüben, wie z. B. das Aufstützen auf die Ellbogen oder das Übereinanderschlagen der Beine.“

In manchen Fällen verschreiben Ärzte auch Bandagen oder Medikamente gegen Nervenschmerzen, um das Kribbeln und Taubheitsgefühl zu behandeln.

Wie kann ich dem Gefühl vorbeugen?

Sander empfiehlt, nicht zu lange in derselben Position zu verharren. „Steh auf und beweg dich“, sagt sie.

Wenn eine Erkrankung Ursache für das Taubheitsgefühl ist, kann dein Arzt dich beraten. Aber Zilliox merkt an, dass du es vielleicht verhindern kannst, vielleicht aber auch nicht.

Wann ist es Anzeichen für etwas Ernsteres?

In der Regel sind das Kribbeln und Taubheitsgefühl kein Anzeichen für eine ernste Erkrankung. „Du solltest dir deshalb keine Sorgen machen, wenn es nach ein paar Minuten von selbst wieder verschwindet und nicht regelmäßig vorkommt“, sagt Sander.

Wenn die Taubheit und das Kribbeln über längere Zeit anhalten oder regelmäßig auftreten, solltest du deinen Arzt konsultieren. In manchen Fällen kann das Gefühl Anzeichen für eine ernstere Erkrankung wie Multiple Sklerose, einen Schlaganfall oder Minischlaganfall oder das Raynaud-Phänomen sein. Dein Arzt kann nach einer Untersuchung die Ursache feststellen und eine Behandlung vorschlagen.

Du solltest auch deinen Arzt aufsuchen, wenn das Kribbeln schmerzt, deine Aktivitäten beeinträchtigt oder dich vom Schlafen abhält, fügt Zilliox hinzu.

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Frances Gatta