Der Film „The Room Next Door“ von Pedro Almodóvar mit Tilda Swinton und Julianne Moore ist ein visuelles Meisterwerk
Nach langer Zeit finden die beiden Freundinnen Martha (Tilda Swinton) und Ingrid (Julianne Moore) in Pedro Almodóvars erstem englischsprachigem Werk „The Room Next Door“ zusammen
El Deseo, Iglesias Más„Ich werde mit offener Tür schlafen und der Tag, an dem du sie verschlossen findest, ist der Tag, an dem es bereits passiert ist.“ Dieses „es“, das hier unausgesprochene Ereignis, das so bedrohlich lauert, ist der Tod von Martha. Die als eine der Hauptfiguren im Film „The Room Next Door“ in schwerer Krankheit zurück zu ihrer einstigen besten Freundin Ingrid findet. Und mit ihr über die wohl bedrückendsten wie auch essenziellsten Fragen des Lebens spricht.
Martha (gespielt von Tilda Swinton) hat Krebs im Endstadium
El Deseo, Iglesias MásDer Film „The Room Next Door“ bringt Tilda Swinton und Julianne Moore mit den existenziellsten Fragen des Lebens auf die Leinwand
In gewohnt kunstvoller und vor allem farbenfroher Cinematographie (trotz bedrückender Thematik) präsentiert Regisseur Pedro Almodóvar seinen ersten englischsprachigen Film. „The Room Next Door“ ist die filmische Adaption von Sigrid Nunez' Roman „Was fehlt dir“. Im Fokus stehen zwei New Yorker Freundinnen, Ingrid und Martha. Einst in ihrer Jugend eng verbunden, später durch das Leben und unterschiedliche Lebenswege – Ingrid wird erfolgreiche Schriftstellerin, Martha Kriegsreporterin – voneinander getrennt. Doch wie es das Schicksal so oft bringt, finden die beiden in einem emotionalen und tragischen Moment wieder zueinander, denn Martha hat Gebärmutterhalskrebs im Endstadium. Bei einem Krankenhausbesuch wird Ingrid, die so sehr Angst vor dem Tod hat, dass sie als Therapie ein Buch darüber schrieb, Zeugin von den zermürbenden Untersuchungen ihrer schwerkranken Freundin. In mehreren darauffolgenden Treffen finden die beiden Frauen wieder zueinander und lassen ihre Freundschaft neu aufblühen. In ihren Konversationen schwelgen sie in gemeinsamen Erinnerungen, teilen Momente miteinander, die sie gegenseitig verpassten und diskutieren auch über die existenziellen Themen wie Sterblichkeit und Erlösung.
Die ehemaligen Jugendfreundinnen Ingrid (Julianne Moore) und Martha (Tilda Swinton) finden durch Marthas Erkrankung wieder zueinander
El Deseo, Iglesias MásMein Team und ich waren manchmal den Tränen nahe, als wir ihnen zusahen. Es war ein sehr bewegender Dreh und in gewisser Weise auch ein Segen.
Pedro Almodóvar
„The Room Next Door“ ist ein cineastisches Meisterwerk
Mit seinem neuesten Werk thematisiert Pedro Almodóvar Themen, die wir in unserer schnelllebigen Welt der Überflüsse und des Konsums gerne vergessen: die Tatsache, dass das irdische Leben begrenzt ist. Und Krankheit oftmals plötzlich kommt und dann unser ganzes bisheriges Dasein hinterfragt und unsere eigenen Überzeugungen erschüttert. Mit einprägsamen wie kunstvollen Kameraeinstellungen, satten Farben und zwei brillanten Hauptdarstellerinnen übersetzt der spanische Regisseur diese so bedrückenden wie grundlegenden Themen wie das Leben als Dualität zum Tod, die Freundschaft und die Liebe in seine charakteristische Handschrift. Dabei zeichnet er ein berührendes und tiefsinniges Bild über den Wert von Freundschaft und zwischenmenschlichen Beziehungen, die das begrenzte und oftmals unbarmherzige Dasein erträglicher machen.
Schon jetzt hat Almodóvars neuester Streifen das Potenzial, zum künftigen Filmklassiker des Genres Melodrama zu werden: Bei den Filmfestspielen in Venedig 2024 wurde „The Room Next Door“ mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet und erhielt Medienberichten zufolge den bis dato längsten aufgezeichneten Publikumsapplaus. Vielleicht genau, weil er in Zeiten von unsagbar teuren Blockbustern und Action-Filmen zeigt, dass für einprägsame Filme die leisen Töne genauso genügen.
„The Room Next Door“ ist ab 24. Oktober 2025 in deutschen Kinos zu sehen.