Forscher untersuchten: Diese Pazifikdiät könnte chronische Krankheiten verhindern – 4 Rezepte

Jens Walter hat die NiMe-Diät mitentwickelt, die auf der Ernährungsweise der ländlichen Bevölkerung von Papua-Neuguinea basiert. - Copyright: Getty/Jens Walter, University College Cork
Jens Walter hat die NiMe-Diät mitentwickelt, die auf der Ernährungsweise der ländlichen Bevölkerung von Papua-Neuguinea basiert. - Copyright: Getty/Jens Walter, University College Cork

Als Kind sah Jens Walter zum ersten Mal einen Dokumentarfilm über den Ozeanien-Staat Papua-Neuguinea – und ahnte nicht, dass er eine Besessenheit für die tropische Pazifikinsel entwickeln würde. Sie würde sowohl seine Karriere als auch seine Ernährung prägen.

15 Jahre später basiert seine Ernährung auf den Forschungen darüber, wie die Menschen in den ländlichen Gebieten Papua-Neuguineas sich ernähren. Er isst kaum verarbeitete Lebensmittel, aber dafür viele Plfanzen. Walter ist fest überzeugt, dass diese Routine dazu beitragen könnte, die Darmgesundheit der Menschen in westlichen Ländern zu verbessern.

Der Professor für Mikrobiologie am irischen University College Cork hat sich auf Darmgesundheit spezialisiert. Wie er im Interview mit Business Insider erzählt, begann er 2015 damit, Papua-Neuguinea zu untersuchen.

Zuvor hatte er Forschende im Land um Kotproben der nicht-industrialisierten Gesellschaft gebeten. Mit 87 Prozent lebt die Mehrheit der Menschen in Papua-Neuguinea in ländlichen Gemeinden. Laut Angaben des Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung sind sie oftmals auf ihre eignen oder lokale landwirtschaftlichen Betriebe angewiesen.

Die Ernährung vieler Menschen in Papua-Neuguinea beruht auf lokaler Landwirtschaft. - Copyright: Marc Dozier/Getty Images
Die Ernährung vieler Menschen in Papua-Neuguinea beruht auf lokaler Landwirtschaft. - Copyright: Marc Dozier/Getty Images

Indem er den Kot der Menchen untersuchte, wollte Walter herausfinden, ob sich die Industrialisierung auf die Art und Anzahl der Mikroben im Darm der Menschen auswirkt.

Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass ein vielfältiges Darmmikrobiom, also die Billionen Mikroorganismen, die das Verdauungssystem bewohnen, etliche gesundheitliche Vorteile bietet. Sie reichen von einer besseren Verdauung bis hin zu einem stärkeren Immunsystem.

Walter fand heraus, dass sich Kot und Darmmikrobiom der Menschen in Papua-Neuguina stark von dem der Menschen in westlichen Industrieländern unterscheidet. In den folgenden zehn Jahren begann Walter, mehr Gemüse, weniger verarbeitete Lebensmittel und weniger Fleisch zu essen.

Heute ernährt er sich nach der Diät zur "Wiederherstellung des nicht-industriellen Mikrobioms" (englich: "Non-Industrialized Microbiome Restore", kurz NiMe), die er und andere Forscher für eine Studie entwickelt haben. Ihre Resultate veröffentlichten sie Anfang dieses Jahres in der Zeitschrift "Cell".

Die „NiMe“-Diät: möglicherweise geringeres Risiko für chronische Krankheiten

Drei Wochen lang hielten sich 30 gesunde Teilnehmende an eine "uralte" Diät, die mit der Ernährung der Menschen in Papua-Neuguinea vergleichbar ist. Die Studienleitenden wollten beobachten, ob das westliche Darmmikrobiom in einen vorindustriellen Zustand zurückversetzt werden kann.

Die Studie umfasste Mahlzeiten auf pflanzlicher Basis. Sie bestanden aus wenig ultraverarbeiteten Lebensmitteln und wenigen Milch- und Weizenprodukten. Im Durchschnitt enthielten sie die doppelte Menge an Ballaststoffen enthielten, die die Teilnehmenden normalerweise zu sich nehmen.

Zu den Grundnahrungsmitteln in Papua-Neuguinea gehören Sago, eine Stärke, die aus den Stängeln von Palmenpflanzen gewonnen wird, proteinreiche Karuka-Nüsse, Süßkartoffeln, Maniok, Brotfrucht und Kokosnüsse. Die NiMe-Diät soll die Prinzipien der Ernährung in Papua-Neuguinea mit den im Westen erhältlichen Lebensmitteln kombinieren.

Trockener Sago ist Bestandteil vieler Gerichte der Menschen, deren Ernährung das Forschungsteam untersuchte. - Copyright: Harry Allan Papendang/Getty Images
Trockener Sago ist Bestandteil vieler Gerichte der Menschen, deren Ernährung das Forschungsteam untersuchte. - Copyright: Harry Allan Papendang/Getty Images

Am Ende wurde das Darmmikrobiom der Teilnehmenden zwar nicht vollständig in einen vorindustriellen Zustand zurückversetzt. Doch die Ernährung verbesserte ihre Darmgesundheit. Sie wiesen weniger Anzeichen eines chronischen Krankheitsrisikos im Darm auf.

Dazu gehören mitunter Mikroben, die Entzündungen verursachen, ein niedrigerer pH-Wert und ein besserer Zustand der Schleimhaut. Die Probandinnen und Probanden wiesen auch niedrigere Cholesterinwerte und eine höhere Insulinempfindlichkeit auf.

Die Forschenden schreiben, dass die Auswirkungen ähnlich waren wie bei den Anhängern der pflanzlichen und der mediterranen Ernährung. Die deutet darauf hin, dass der hohe Anteil an Vollwertkost und Ballaststoffen zu einer besseren allgemeinen Gesundheit führt. "Ich halte mich mit sehr wenigen Ausnahmen an die Diät", so Walter. "Aber manchmal schummle ich ein wenig bei der Regel, keine Milchprodukte zu essen, weil ich sehr gerne Käse esse."

Lest hier vier der Rezepte des Teams.

Haschee zum Frühstück

Für dieses Frühstücksrezept würzt ihr gehackte Topinambur, Rostkartoffeln und Zwiebeln mit Salz, schwarzem Pfeffer und Olivenöl. Das Ganze backt ihr dann 20 Minuten im Backofen. Ein Tipp der Expertinnen und Experten: Bereitet dieses Gericht im Voraus zu. Wärmt ihr es im Laufe der Woche wieder auf, könne dies zusätzliche gesundheitliche Vorteile mit sich bringen.

Das Wiederaufwärmen von stärkehaltigen Lebensmitteln wie Kartoffeln wandelt einen Teil der Stärke in resistente Ballaststoffe um. Die können Blutzuckerspitzen reduzieren können und werden mit der Vorbeugung von Typ-2-Diabetes und Fettleibigkeit in Verbindung gebracht.

Lachs-Abendessen

Für ein darmgesundes Lachsessen schlagen die Forscher vor, ein mit Ahornsirup, Sojasauce, gehacktem Knoblauch und schwarzem Pfeffer gebackenes Lachsfilet mit braunem Reis zu servieren. Dazu Rosenkohl und Süßkartoffeln, die in Olivenöl, Salz, schwarzem Pfeffer und gehacktem Knoblauch gebraten wurden.

Lachs gilt als geeignete Quelle für Omega-3-Fettsäuren, denen eine Wirkung für geringeres Risiko für Herzkrankheiten und eine bessere Gelenkgesundheit nachgesagt wird.

Reispudding

Für das Frühstück oder den Nachtisch haben die Forschenden ein Milchreis-Rezept entwickelt. Dazu kocht ihr gekochten braunen Reis, Pflanzenmilch, Zimt, Vanille, Rosinen und Honig auf, bis die Mischung eingedickt ist. Vom Herd nehmen und einige Walnüsse einrühren.

Verschiedene pflanzliche Milchsorten haben unterschiedliche Nährwerte, aber Ernährungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler nehmen an, dass es am besten ist, eine Milchalternative zu wählen, die mit Vitaminen und Mineralstoffen angereichert ist.

Quinoa-Tabbouleh

Dieses Quinoa-Tabbouleh ist eine hervorragende Quelle für pflanzliches Eiweiß, so die Forschenden. Obwohl pflanzliche Eiweißquellen weniger von diesem Makronährstoff enthalten als Fleisch, bieten sie viel mehr Ballaststoffe, die ein wichtiger Bestandteil der NiMe-Diät sind.

Kombiniert gekochte Quinoa und Cannellini-Bohnen mit gehackter Gurke, roter Paprika und grünen Zwiebeln. Würzt das Ganze getrockneter Petersilie, Zitronensaft, Olivenöl, Salz und schwarzem Pfeffer.

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