Frau „pierct“ Wange ihrer kleinen Tochter und verärgert damit das Internet

Bild: Facebook
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Als Enedina Vance ein bearbeitetes Foto ihrer sechs Monate alten Tochter auf Facebook teilte, auf dem sie ein Grübchen-Piercing hat, hätte sie nicht gedacht, dass es so viel Aufsehen erregen würde. Ihr Post wurde fast 12.000 Mal geteilt und erhielt über 120 Kommentare.

Einige ihrer Freunde und Familienmitglieder verstanden die Ironie und trugen ihren Teil dazu bei.

Andere jedoch waren außer sich vor Wut, nannten sie eine „schlechte Mutter“ und drohten sogar damit, das Jugendamt einzuschalten, weil sie ihr Baby misshandle – diese Leute haben ganz offensichtlich ihre Anmerkung „#Sarkasmus“ am Ende des Posts übersehen.

“Ich habe das Grübchen meines kleines Mädchens piercen lassen!!

Sieht sie nicht süß aus?!! Ich weiß einfach, dass sie es lieben wird!! Sie wird mir dafür danken, wenn sie älter ist lol Falls sie es nicht mag, kann sie es einfach herausnehmen, keine große Sache.

Ich bin die Mutter, sie ist MEIN KIND, ich werde tun, was immer ich will!! Ich treffe alle Entscheidungen für sie bis sie 18 ist, ich habe sie gemacht, ich besitze sie!! Ich brauche keine Erlaubnis, ich finde es besser, süßer und ich bevorzuge ihr Grübchen gepierct. Das ist KEINE Misshandlung!! Wenn es das wäre, wäre es illegal, aber das ist es nicht. Leute piercen ihre Babys ständig, das hier ist genau dasselbe

MEIN BABY, MEINE ENTSCHEIDUNG!! ENTSCHEIDUNG DER ELTERN, RECHTE DER ELTERN!! Verurteilt nicht meine Erziehung, wir alle erziehen unsere Kinder anders, deshalb geht euch das überhaupt nichts an!!”

„Ich kann nicht glauben, wie viele Leute das Bild tatsächlich für echt halten“, erzählt Vance Yahoo Beauty. „So viele Leute sind wütend, weil sie denken, ich hätte mein Baby in so einem jungen Alter ohne ihre Zustimmung und gegen ihren Willen gepierct. Und trotzdem verstehen sie nicht, dass andere Körperverstümmelungen, -veränderungen und -anpassungen genau das Gleiche aus genau dem gleichen Grund sind: ästhetische Zwecke.“

Die sechsfache Mutter wurde zur Aktivistin gegen körperliche Veränderungen bei Kindern als sie mit ihrem ersten Kind schwanger war. Ihr Arzt fragte sie, ob sie ihr Baby beschneiden lassen wolle oder nicht.

„Ich ging nach Hause und forschte nach”, sagt sie. „Ich hatte bis dahin noch nie darüber nachgedacht. Ich wuchs in einem Haushalt voller Frauen auf.“

Es stellte sich dann heraus, dass sie mit Zwillingsmädchen schwanger war. Allerdings musste Vance sich entscheiden, als sie einige Jahre später einen Jungen zur Welt brachte. Sie informierte sich noch ausführlicher über das Thema und entschied sich letztendlich dafür, dass eine Beschneidung nicht die beste Wahl für ihre Familie sei.

Vance und ihr Sohn. (Bild: Facebook)
Vance und ihr Sohn. (Bild: Facebook)

„Ich fand heraus, dass Studien weltweit beweisen, dass Genitalbeschneidungen keinerlei gesundheitlichen Nutzen haben“, sagt sie. „Tatsächlich fanden Studien heraus, dass Beschneidungen den Penis sogar schädigen. Lebenslange Schädigung. Nur hier in den USA werden „medizinische Gründe“ oder „gesundheitlicher Nutzen“ für Beschneidungen angegeben, aber sie haben sich alle als falsch erwiesen.“

Die American Academy of Pediatric veröffentlichte 2012 eine Studie zum Thema Beschneidung und ihrer Auswirkungen. Diese kam zum Schluss, dass „bei männlichen Beschneidungen die derzeitige Faktenlage andeutet, dass der gesundheitliche Nutzen einer Beschneidung eines neugeborenen Jungen die Risiken überwiegen.“

Die Hausfrau hat drei Jungs und bei allen entschied sie sich gegen eine Beschneidung. Mit der Popularität des Fotos ihrer „gepiercten“ Tochter möchte sie andere zu diesem Thema aufklären. Und genau das hat sie mit weiteren Posts auf ihrer Facebook-Seite getan.

„Das Recht der Kinder auf körperliche Unversehrtheit ist mir extrem wichtig. Jeder einzelne von uns hat das Recht an seinem eigenen Körper“, sagt sie. „Warum nicht auch Kinder? Die USA verabschiedeten 1997 ein Gesetz, das weibliche Babys vor kultureller und religiöser Genitalverstümmelung schützt. Warum sind männliche Babys nicht genauso geschützt?“

Vance sagt, ihr Ehemann wünschte, er hätte mehr über das Thema gewusst, bevor er seine zwei Jungs, die er vor der Ehe mit ihr hatte, beschneiden ließ. Für ihn ging es nur um Hygiene – und er willigte ein, weil auch er beschnitten ist, genauso wie sein Vater.

„Wenn es so skandalös ist, dass ich das Gesicht meines Babys ‚piercen‘ ließ, weil sie als Baby nicht zustimmen kann, warum sind die Leute dann nicht außer sich über Piercings an anderen Körperteilen? Warum sind ihre Ohren etwas anderes als ihr Gesicht?“, sagt Vance. „Warum ist es okay, unsere Kinder für gesellschaftliche Standards zu ändern, anzupassen und zu verstümmeln? Und warum sind Leute so wütend, wenn man ihnen ihre Scheinheiligkeit aufzeigt?“

Trotz all der Informationen, die Vance auf Facebook teilte, sagt sie, dass manche ihrer Freunde noch immer schockiert sind, wenn sie ihnen erzählt, dass ihre Jungs nicht beschnitten sind.

„Es sollte die Entscheidung jeder einzelnen Person sein, was er oder sie mit ihrem Körper tun will. Nicht einmal die Eltern sollten entscheiden dürfen.“

Cindy Arboleda

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