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Gefangenenaustausch: Venezuela lässt US-Amerikaner frei

Washington/Caracas (dpa) - In einem seltenen Gefangenenaustausch hat die autoritäre Regierung in Caracas mehrere seit Jahren in Venezuela inhaftierten Amerikaner freigelassen. Im Gegenzug setzten die US-Behörden zwei in den USA verurteilte Verwandte des venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro auf freien Fuß. US-Präsident Joe Biden und Außenminister Antony Blinken verkündeten die Freilassung. Der Austausch gegen zwei Neffen von Maduros Ehefrau wurde von einem Mitarbeiter des Weißen Hauses bestätigt.

Bei den sieben Freigelassenen handelt es sich größtenteils um ehemalige Ölmanager von Citgo, der US-Tochter des staatlichen venezolanischen Ölkonzerns PDVSA. Sie waren 2017 in Venezuela festgenommen und 2020 in einem Korruptionsprozess zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Sechs der Freigelassenen sind US-Bürger und einer hat seinen ständigen Wohnsitz in den USA.

US-Präsident Joe Biden und Außenminister Antony Blinken verkündeten die Freilassung am Samstag. Der Austausch gegen zwei Neffen von Maduros Ehefrau wurde vom Weißen Hauses bestätigt.

USA bemühten sich seit Jahren um die Freilassung

Die US-Regierung kritisierte den Prozess gegen die «Citgo 6» seinerzeit als politisch motiviert und unfair. Einer der ursprünglich sechs verurteilten Citgo-Manager war bereits nach Gesprächen zwischen den USA und Venezuela im März auf freien Fuß gesetzt worden. Beobachter werteten die Freilassung damals als Geste des guten Willens von Seiten Maduros.

Die venezolanische Regierung bestätigte den Austausch. «Wir möchten unser Volk und die internationale Gemeinschaft darüber informieren, dass wir nach einer Reihe von Gesprächen mit der US-Regierungen die Freilassung von zwei unrechtmäßig inhaftierten jungen Männern erreichen konnten», hieß es in einer Mitteilung der Regierung. «Außerdem haben sich die Justizbehörden dazu entschlossen, eine Gruppe von verurteilten US-Bürgern aus humanitären Gründen freizulassen.»

Die USA hatten sich seit Jahren um die Freilassung der verbliebenen fünf Citgo-Manager und weiterer US-Amerikaner, darunter ein Marine-Veteran, bemüht. Als klar geworden sei, dass dies mit der Begnadigung der beiden Neffen von Maduros Ehefrau zu erreichen wäre, habe Präsident Biden die «schwierige Entscheidung getroffen», den Wunsch zu erfüllen, sagte der ranghohe Mitarbeiter der US-Regierung. Er betonte, dass solche Schritte eine seltene Ausnahme bleiben würden: «Etwas anderes anzunehmen, wäre eine falsche Schlussfolgerung daraus.»

In den USA gab es dennoch Kritik an der Entscheidung. «Das klebt ein Preisschild auf Amerikaner», sagte der republikanische Senator Marco Rubio dem Fernsehsender CNN. Der Austausch sende an «Tyrannen und Diktatoren» die Botschaft, dass sie nur amerikanische Staatsbürger wegsperren müssten, um sie später als Faustpfand einzusetzen, wenn sie etwas von den USA haben wollten, kritisierte Rubio.

Gespräche zwischen USA und Venezuela wieder aufgenommen

Die Neffen von Venezuelas First Lady Cilia Flores waren 2017 wegen Drogenhandels in den USA zu jeweils 18 Jahren Haft verurteilt worden. Franqui Flores und Efraín Campo waren 2015 in Haiti festgenommen und an die USA ausgeliefert worden, weil sie versucht hatten, große Mengen Kokain in die USA zu schmuggeln. Den Ermittlern zufolge stellten sie sich dabei nicht sonderlich geschickt an. Angesichts der Spannungen zwischen Washington und Caracas erklärte Maduro damals, es handle sich um eine politische Aktion der Vereinigten Staaten, um seine Ehefrau anzugreifen.

Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges in der Ukraine hatte es zuletzt wieder Gespräche zwischen Vertretern der US- und der Maduro-Regierung in Venezuela gegeben. Zwar haben die Vereinigten Staaten auch gegen Venezuela zahlreiche Sanktionen verhängt, allerdings verfügt das für die USA recht nahe Venezuela über die größten Ölreserven der Welt. Die USA haben wegen des Angriffs auf die Ukraine den Import von russischem Öl verboten. Venezuela gehört neben Kuba und Nicaragua zwar zu den engsten Verbündeten Russlands in Lateinamerika, möchte aber auch seine marode Ölwirtschaft wieder ankurbeln.