Gelenk-Ärztin verrät: Darauf sollten Sie bei der Einnahme von Schmerzmitteln achten

Laut Dr. Meike Diessner sind Schmerzmittel oft unverzichtbar für Menschen, die unter Gelenkschmerzen und Arthrose leiden. Sie verrät hier worauf es bei der richtigen Auswahl und Anwendung solcher Medikamente ankommt.

Liebe Leserinnen und Leser,

In den vorherigen Kolumnen habe ich bereits erklärt, dass Bewegung, Ernährung und gezielte Nahrungsergänzungsmittel die besten Maßnahmen für gesunde Gelenke sind. Ich verstehe jedoch, dass Sie jetzt denken könnten: "Tolle Ratschläge, Doc. Mein Knie ist geschwollen wie ein Ballon, schmerzt bei jedem Schritt und ich habe eine Wochenendreise nach London geplant."

In solch akuten Fällen helfen Lifestyle-Veränderungen leider nicht sofort. Um Ihnen die Stornogebühren für die kurzfristige Absage der Reise zu ersparen, möchte ich in dieser Kolumne einen Blick in den Medikamentenschrank einer orthopädischen Praxis werfen. Denn wenn man mit starken Schmerzen lebt, möchte man mehr hören als nur "mehr bewegen und gesund ernähren". Bei aktivierten entzündlichen Beschwerden müssen diese sofort behandelt werden, um Besserung zu erzielen. Ist eine Schmerztablette bei Arthrose immer die letzte Lösung?

Die Antwort liegt auf der Hand: Natürlich nicht. Den Einsatz von Medikamenten als letzte Option bei der Behandlung von schmerzhaften Gelenkverschleiß kann verheerende Folgen haben. Zum einen könnten Sie Ihren Partner alleine in London lassen. Zum anderen kann durch ständig schmerzende Gelenke eine Chronifizierung im Schmerzzentrum des Gehirns auftreten und Bewegungseinschränkungen und Folgebeschwerden in den benachbarten Gelenken verursachen. Um dies zu vermeiden, ist der kurzfristige Einsatz der richtigen Medikamente im Akutfall sinnvoll, um Schutz zu bieten.

Meike Diessner hat die Praxis für Integrative Orthopädie in Bochum ins Leben gerufen und ist auf konservative Therapiemethoden spezialisiert. Sie legt großen Wert auf gesunde Ernährung und ist sowohl Sport- als auch Ernährungsmedizinerin. Weitere Informationen sind auf ihrer Webseite oder in ihrem Instagram-Kanal zu finden.

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Wichtig: Richtiges Schmerzmittel & richtige Dosierung

Das Medikament muss zu den Beschwerden passen. Es gibt nicht das eine Schmerzmittel für alle Beschwerden und nicht jedes wirkt bei jedem gleich. Es ist entscheidend, dass das Medikament nicht nur die Schmerzen lindert, sondern auch die Entzündung im Gelenk reduziert. Denn nicht der Gelenkverschleiß selbst, sondern die Entzündung verursacht den Schmerz und die Bewegungseinschränkung.

Es ist auch wichtig, den Einsatz von Schmerzmitteln mit Bedacht anzugehen. Mehr ist nicht immer besser. Es gilt die Devise: "So viel wie nötig, so wenig wie möglich." Jedes Medikament hat Nebenwirkungen, und ab einer bestimmten Dosis tritt keine zusätzliche Schmerzlinderung mehr ein, aber die unerwünschten Effekte verstärken sich. Medikamenten-Kombinationen können ebenfalls Wechselwirkungen verursachen. Deshalb sollten wir gemeinsam die gängigsten Medikamente zur Behandlung von Gelenkerkrankungen genauer betrachten.

Die Klassiker: Ibu & Diclofenac

Diese beiden Medikamente sind in der orthopädischen Apotheke sehr beliebt. Sie gehören zur Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), die peripher wirksame Schmerzmittel sind. NSAR werden nicht nur bei rheumatischen Erkrankungen, sondern auch zur Behandlung von Arthrose eingesetzt.

Ibuprofen und Diclofenac eignen sich für die kurzfristige Behandlung von entzündungsbedingten Gelenkschmerzen, da sie sowohl entzündungshemmende als auch schmerzlindernde Eigenschaften haben. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass eine langfristige Einnahme dieser Medikamente zu Magenschleimhautentzündungen, Magen- und Darmgeschwüren oder Nierenproblemen führen kann. Es besteht auch ein erhöhtes Risiko für Magen- und Darmgeschwüre bei gleichzeitiger Einnahme von Kortison und NSAR wie Ibuprofen und Diclofenac.

"Neue Alternativen": Cox-2-Hemmer

Um die unerwünschten Magen-Darm-Beschwerden der klassischen NSAR zu vermeiden, wurde nach einem ähnlich wirksamen Schmerzmittel gesucht. Das Ergebnis war eine weitere Gruppe von NSAR: die Cox-2-Hemmer. Diese neuen Verwandten von Ibuprofen und Diclofenac hemmen nur das Enzym Cox-2, das die Produktion von Entzündungsbotenstoffen fördert, während das magenschleimhautschützende Enzym Cox-1 unbeeinflusst bleibt. Warum werden dann nicht nur noch Cox-2-Hemmer wie Arcoxia® oder Celebrex® verschrieben? Weil die Cox-2-Generation bei unsachgemäßem Dauergebrauch ein erhöhtes kardiales Risiko mit sich bringt. Das Risiko für Herzinfarkte kann steigen.

Bekannte Alternativen: Paracetamol & Metamizol

Diese Wirkstoffe haben in der Behandlung von Arthrose keinen wesentlichen Stellenwert, da sie keine entzündungshemmenden Eigenschaften haben und die Beschwerden nur überdecken. Die Schmerzen kehren zurück, sobald die Wirkung der Medikamente nachlässt.

Fazit: Das kann bei der richtigen Entscheidung helfen

Schmerzmedikamente können den Gelenkverschleiß nicht heilen, aber sie können die Entzündung im Gelenk lindern und das Fortschreiten der Arthrose bremsen. Es ist wichtig, Schmerzmedikamente mit Bedacht einzunehmen und alle begleitenden Faktoren zu berücksichtigen. Das richtige Medikament sollte zur Diagnose und zur individuellen Situation passen. Es gilt die Regel: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.

Ihre Dr. Meike Diessner


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