Genitalverstümmelung: Wir müssen darüber reden, was Mädchen weltweit angetan wird
Ihnen wird ein Teil ihres Körpers genommen. Und so verhindert, dass sie jemals in ihrem Leben eine lustvolle und erfüllende Sexualität leben können. Es geschieht gegen ihren Willen, oft ohne Narkose oder Nachversorgung. Und dann wird diese Menschenrechtsverletzung auch noch als Tradition verharmlost. Heute, am Internationalen Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung, soll auf das Schicksal all dieser Mädchen und Frauen aufmerksam gemacht werden, die eine Genitalverstümmelung erlebt – und überlebt – haben.
Genitalverstümmelung: FGM – ein wachsendes Problem
Weibliche Genitalverstümmelung, auch als weibliche Genitalbeschneidung oder FGM/C (Female Genital Mutilation/Cutting) bezeichnet, ist eine sehr schmerzhafte und traumatisierende Praxis in vielen Ländern. Nach Schätzungen der UNICEF haben mehr als 230 Millionen der heute lebenden Mädchen und Frauen eine Genitalverstümmelung überlebt. Die Dunkelziffer könnte allerdings noch höher sein. Denn so wie die meisten Formen der geschlechterspezifischen Gewalt findet sie im Verborgenen statt.
Das Problem scheint immer mehr zu wachsen: In Deutschland ist die Zahl der Opfer weiblicher Genitalverstümmelung seit 2017 um 40 Prozent gestiegen. Das hat eine Untersuchung des Bundesfamilienministeriums ergeben. Mehr als 17.000 Mädchen sind hier laut der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes potenziell gefährdet. Und das, obwohl die Verstümmelung weiblicher Genitalien in Deutschland nach §226a StGB strafbar ist.
Sexualität von Frauen unterdrücken
Die meisten Mädchen sind bei der Beschneidung unter 15 Jahre alt. Mädchen und Frauen, die überleben, tragen zum Beispiel Narben, Zysten, Abszesse und andere Gewebeschäden davon, haben eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen, Traumata oder Unfruchtbarkeit. Betroffene können ihr Leben lang Schwierigkeiten und Schmerzen bei der Menstruation haben, aber auch beim Urinieren und beim Sex.
Solche veralteten patriarchale Rollenvorstellungen können wir nur durch Aufklärung bekämpfen. Deshalb hat 2003 die nigerianische First Lady Stella Obasanjo den Internationalen Tag gegen Genitalverstümmelung ins Leben gerufen. Am 6. Februar soll jährlich auf die Schicksale der vielen Frauen aufmerksam gemacht werden, die Opfer einer Genitalverstümmelung geworden sind oder denen dieses furchtbare Schicksal noch droht.
Auch UN-Generalsekretär António Guterres sagte anlässlich des diesjährigen Aktionstags: „Die Verstümmelung weiblicher Genitalien ist eine der brutalsten Formen der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern und führt zu schwerwiegenden, lebenslangen körperlichen und psychischen Schäden, birgt lebensbedrohliche Gesundheitsrisiken und verletzt die Rechte von Frauen und Mädchen auf körperliche Autonomie, Sicherheit und Würde.“ Deshalb sei es wichtig, „schädliche Einstellungen, Überzeugungen und geschlechtsspezifische Rollenklischees abzubauen“.