Darum ist ein gesunder Darm wichtig fürs Gehirn und Immunsystem – ein Arzt verrät 3 simple Tipps, die er selbst befolgt
Die zunehmende Erforschung der Billionen von Mikroben, aus denen das sogenannte Darmmikrobiom besteht, verändert die Art, wie wir über unseren Körper denken.
Das Gehirn, das Immunsystem und der Darm scheinen miteinander verbunden zu sein. Das deutet darauf hin, dass die Pflege unserer Darmgesundheit der Schlüssel zur körperlichen und geistigen Gesundheit ist.
Körperliche Gesundheit hat Einfluss auf die Psyche
Monty Lyman ist ein auf Psychiatrie spezialisierter Arzt und Forschungsstipendiat an der Universität Oxford. In seinem neuesten Buch "The Immune Mind" sagt er: "Wir sind Teil eines Kreislaufs von Geist, Körper und Mikroben."
So trägt das Darmmikrobiom beispielsweise dazu bei, unser Immunsystem zu trainieren. Es kann Freund und Feind unterscheiden, um chronische Entzündungen zu verhindern, erklärte Lyman Business Insider. Chronische Entzündungen werden mit Symptomen wie Müdigkeit, Schmerzen und hartnäckigen Infektionen sowie mit längerfristigen Gesundheitsproblemen wie Demenz, Depression und Diabetes in Verbindung gebracht.
Und in den frühen 2010er Jahren entdeckten Wissenschaftler, dass Lymphgefäße — die Venen und Arterien des Immunsystems — in den Hirnhäuten, den schützenden Membranen, die das Gehirn umgeben, existieren. Das beweise, dass das Immunsystem und das Gehirn miteinander verbunden sind, schreibt Lyman in dem Buch.
"In den letzten zehn Jahren haben wir neue anatomische Strukturen entdeckt, die das Immunsystem mit dem Gehirn verbinden, und wir haben Immunzellen im Gehirn entdeckt, von denen wir bisher dachten, dass sie dort nicht vorkommen", erzählt der Arzt uns.
Er hofft, dass diese Erkenntnisse einen neuen, ganzheitlichen Rahmen für die Betrachtung unserer Gesundheit schaffen werden. "Es gibt keinen psychischen Gesundheitszustand, der nicht auch körperlich ist", sagte Lyman. "Und es gibt keinen körperlichen Gesundheitszustand, der nicht auch einen psychischen Aspekt hat".
Wer eine gute Darmgesundheit will, sollte seine Ernährung überdenken
Vor diesem Hintergrund mag es verlockend sein, zu Produkten zu greifen, die versprechen, unsere Darmgesundheit zu fördern. Die meisten Experten, auch Lyman, betonen jedoch, dass es keine schnelle Lösung für die Gesundheit gibt. Stattdessen sei eine gesunde Ernährung der beste Weg zu einer guten Darmgesundheit.
"Anstatt nach einer Pille zu suchen, sollte man sich um die Gemeinschaft in sich selbst kümmern und sich bewusst machen, dass man eine Gemeinschaft ist, und dass man jedes Mal, wenn man eine Mahlzeit zu sich nimmt, auch wenn keine anderen Menschen um einen herum sind, an einer gemeinsamen Mahlzeit teilnimmt", betont Lyman.
Lyman hat drei Tipps, die er selbst befolgt, um eine gute Darmgesundheit für seinen Geist und Körper zu schaffen.
1. "Gartenarbeit" im Darm
Lyman findet es hilfreich, sich sein Darmmikrobiom, also die Gemeinschaft von Bakterien und anderen Mikroorganismen, die im menschlichen Darm leben, wie einen Garten vorzustellen, der gepflegt werden muss. Er nennt dies "Darmgärtnern". Der erste seiner Tipps für eine bessere Darmgesundheit ist, darauf zu achten, dass ihr genug von den richtigen Lebensmitteln esst, um eure Mikrobengemeinschaft zu ernähren. So, wie er es tut.
"Wir müssen die Darmgemeinschaft also mit dem richtigen Dünger, nämlich den Ballaststoffen, und den richtigen Samen, nämlich den fermentierten Lebensmitteln, versorgen", sagte er.
Ballaststoffe, die aus Pflanzen wie Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen stammen, sind präbiotisch. Das heißt, sie ernähren die Mikroben, die in der Darmschleimhaut leben. Es gibt eindeutige Beweise dafür, dass eine vielfältige Mikrobengemeinschaft gesünder ist und der Verzehr einer Vielzahl von Pflanzen trägt zu dieser Artenvielfalt bei, meint Lyman.
In der Zwischenzeit sind fermentierte Lebensmittel wie Kimchi, Sauerkraut und Kombucha Probiotika. Sie enthalten lebende Bakterien, die zur Besiedlung des Darmmikrobioms beitragen können, sagt er.
2. Sein eigenes Sauerkraut herstellen
Eine Studie der Stanford University aus dem Jahr 2021 ergab, dass Menschen, die sich zehn Wochen lang mit fermentierten Lebensmitteln ernährten, ein noch vielfältigeres Mikrobiom aufwiesen als diejenigen, die sich ballaststoffreich ernährten. Sie wiesen auch weniger Entzündungsbiomarker auf.
"Es gab Hinweise darauf, dass die Menschen nicht genug Bakterien haben, um alle Ballaststoffe aufzuspalten", sagte Lyman über die Studie. Es ist zwar gut, mehr Ballaststoffe zu essen, aber man sollte sie langsam einführen und gleichzeitig probiotikareiche Lebensmittel zu sich nehmen.
Nach der Lektüre der Ergebnisse begann Lyman, selbst mit der Fermentierung zu experimentieren. Das ist einer seiner weiteren Tipps für eine gute Darmgesundheit: Er isst täglich fermentierte Lebensmittel. Seine Lieblingsspeise ist Sauerkraut aus Kohl, Salz und Thymian.
3. Mehr Ruhezeiten
Lyman hat auch begonnen, seine Verpflichtungen bewusster wahrzunehmen, um sicherzustellen, dass er Zeit zum Ausruhen hat. "Ich habe versucht, proaktiv und rücksichtslos potenzielle Stressquellen auszuschalten, auch wenn das auf Kosten verschiedener Ambitionen und Pläne geht", sagt er.
Denn chronischer Stress könne zu chronischen Entzündungen führen.
Dieser Text wurde von Muriel Dittmar aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.
Dieser Artikel erschien am 4. Mai 2024 und wurde aktualisiert.