Ist Glinda-Rosa das neue Barbie-Pink? Wie sich der „Wicked“-Hype auf die Modetrends überträgt – eine Analyse

Ariana Grande Wicked

Ariana Grande bei der australischen Premiere von „Wicked“ in einem Method-Dressing-Look

Getty Images, Saverio Marfia

Von allen Seiten hörte man es: Das Kino ist tot, niemand schaut sich mehr Filme auf der großen Leinwand an – und dann kam die pinke Welle. Pinke Shorts, pinke Sneaker, pinke Blusen, pinke Blazer. Als „Barbie“ im Sommer 2023 in den Kinos erschien, erlebte dieses ein wahres Revival. Was sich nicht nur in den verkauften Tickets („Barbie“ war weltweit der erfolgreichste Film 2023), sondern auch in der Mode zeigte. Barbie-Pink wurde zu mehr als nur einer Farbe, es wurde ein gesellschaftliches Phänomen. Es dominierte monatelang die Trends.

Dieses Jahr schien der Trend eigentlich abgeebbt, statt Pink wurden Erdtöne beliebt. Doch nun ist eine neue Pinknuance auf dem Trend-Vormarsch – und auch hier ist wieder das Kino verwickelt. Denn im Dezember 2024 erschien weltweit „Wicked“ in den Kinos und tauchte plötzlich alles in Pastellrosa und Smaragdgrün.

Ariana Grande Cynthia Erivo Wicked

Ariana Grande als Glinda und Cynthia Erivo als Elphaba im Musical-Blockbuster „Wicked“

Universal Pictures,

„Wicked“: Von der Musical-Verfilmung zum Popkultur-Phänomen

Kurz zur Filmhandlung: Der Film ist die Vorgeschichte des „Zauberer von Oz“ von 1939. Ursprünglich als Musical für den Broadway geschrieben, erzählt „Wicked“ die Geschichte der Hexen von Oz. Aufgeteilt in zwei Teile, handelt der derzeit im Kino zusehende Part von Elphaba (gespielt von Cynthia Erivo). Eine junge Frau, die seit ihrer Geburt grüne Haut hat und deswegen ausgegrenzt wird – nicht ahnend, dass sie große magische Fähigkeiten in sich trägt. Auf der Universität Shiz lernt sie Glinda (mit einem stummen Ga, gespielt von Ariana Grande) kennen, eine beliebte Schülerin mit einem Faible für rosa Kleidung. Bald erwartet die Beiden eine Reise in die grüne Smaragdstadt, wo der große Zauberer von Oz regiert. Smaragdgrün und Pastellrosa – an diesen Farben kommt im Film und nun auch in der Mode niemand mehr vorbei.

Ariana Grande Wicked

Ariana Grande in einer Robe im typischen Glinda-Rosa in „Wicked“

Universal Pictures,

Wenn man es genau nimmt, schwappte die grün-rosane Welle schon vor ungefähr einem Jahr über die Modewelt – als Cynthia Erivo und Ariana Grande in typischer Method-Dressing-Manier anfingen, sich passend zu ihren Rollen in „Wicked“ zu kleiden. Startschuss: Die Oscars 2024, bei denen die Schauspieler*innen in grünen und rosa Roben erschienen.

Cynthia Erivo Ariana Grande Wicked

Cynthia Erivo und Ariana Grande als Laudatorinnen bei der Oscar-Verleihung 2024

Getty Images, Kevin Winter

Der Einfluss ihres Method Dressings lässt sich bereits nachzeichnen. Marken, die die Schauspielerinnen einkleideten, erzielten nachweislich einen hohen Media Impact Value (MIV). Ein Wert, der es Labels ermöglicht, den monetären Einfluss von Postings, Artikeln und Co. zu messen. Nach der Met Gala und Ariana Grande in einem perlenen Bustierkleid à la Glinda erzielte Loewe einen MIV von 8,5 Millionen Dollar. Das Method Dressing zog sich bis zu den finalen Filmpremieren in Sydney, London und Co.

Cynthia Erivo Ariana Grande Wicked

Cynthia Erivo (in Thom Browne) und Ariana Grande (in Loewe) bei der Met Gala 2024

Getty Images, Taylor Hill

So beeinflusst „Wicked“ die Mode – von Haute Couture bis Street Style

Dass „Wicked“ ein Popkultur-Ereignis wird, war also bereits vor Filmstart klar. Nicht nur wegen des gekonnten Method Dressings, sondern auch, weil Musical-Fans seit Jahren auf eine Verfilmung warteten. Und wie immer bei einem popkulturellen Phänomen springt die Marketing-Marschinerie darauf auf. Von Nagellack bis Pullovern gibt es derzeit zahlreiche vom Film inspirierte Produkte zu kaufen. Weniger planbar: Der Anstieg von Smaragdgrün und Pastellrosa in den Farbtrends.

Allerdings erlebte Grün auch unabhängig von „Wicked“ ein Revival in diesem Modejahr. Insbesondere Neongrün schaffte es dank des Brat Summers in die Street Styles. Alleine durch den Film wurde Grün also nicht beliebt. Smaragdgrün ist in der zweiten Jahreshälfte dennoch immer häufiger zu sehen – auch in Designer*innen-Kollektionen. Ob diese sich von dem bevorstehenden Kinofilm beeinflussen ließen? Das bleibt ein Geheimnis der Ateliers.

In den USA gehörte der vorzeitige Kinoticket-Verkauf von „Wicked“ zu den zweiterfolgreichsten des Jahres nach „Deadpool & Wolverine“. Ein so großes Phänomen wie „Barbie“ wird „Wicked“ aber voraussichtlich nicht. Der Umsatz von 112,5 Millionen US-Dollar in der Startwoche ist zwar extrem erfolgreich, erreicht aber nicht die 162 Millionen US-Dollar von Greta Gerwigs Kinofilm. Zudem ist Galinda-Rosa nicht feministisch belegt wie Barbie-Pink und erreicht damit keinen Diskurs außerhalb der Mode- und Musical-Bubble. Grün-rosafarbenen Trendaufschwung brachte der Film aber trotzdem.

Ob nun der erfolgreiche Film die Modetrends beeinflusst oder die Mode den Erfolg des Films? Schwer zu sagen. Eins ist dennoch klar: Pastellrosa und Smaragdgrün werden auch abseits der Runways in den nächsten Monaten vermehrt zusehen sein. Und neben ihrer Schauspiel- und Gesangskunst wird auch der Method-Dressing-Marathon von Cynthia Erivo und Ariana Grande in die Popkultur-Geschichte eingehen.