Good News des Tages: Brasilianisches Paar stemmt sich gegen die Abholzung des Regenwaldes

Das ist der Rio Preto (Schwarzer Fluss), der durch die Region Minas Gerais in Brasilien fließt. Der Fotograf Sebastião Salgado hat zwanzig Jahre lang dafür gekämpft, dass seine Heimat auch wieder so unberührt aussieht. Foto: Symbolbild / gettyimages / Igor Alecsander
Das ist der Rio Preto (Schwarzer Fluss), der durch die Region Minas Gerais in Brasilien fließt. Der Fotograf Sebastião Salgado hat zwanzig Jahre lang dafür gekämpft, dass seine Heimat auch wieder so unberührt aussieht. Foto: Symbolbild / gettyimages / Igor Alecsander

Ein Fotograf aus Brasilien kehrt nach Jahren wieder nach Hause zurück und findet den Wald seiner Eltern gerodet und vertrocknet vor. Also beginnt er, gemeinsam mit seiner Frau, ein beinahe unmögliches Projekt: Die Aufforstung der vier Millionen Bäume.

Sebastião Salgado ist Fotograf, er hat für seine Arbeit über 120 Länder bereist. Museen und Galerien stellten seine Werke auf der ganzen Welt aus. Unzählige erschienen zudem in internationalen Publikationen, Magazinen und Zeitungen. Der heute 75-Jährige wurde für seine Arbeit vielfach mit Preisen bedacht, er ist seit dem Jahr 2001 Unicef-Botschafter und setzt sich auf diese Weise für das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen ein. Das alles findet sich auf seiner Facebook-Seite. Doch wofür er seit vergangener Woche auf der ganzen Welt Berühmtheit erlangt, das findet sich nicht in dieser Liste.

Seine Heimat sollte friedlich sein und voller Bäume

Denn Salgado, der aus dem brasilianischen Aimorés stammt, einer Stadt in der Region Minas Gerais, widmet sich seit über zwanzig Jahren einem Aufforstungs-Projekt. Alles nahm seinen Lauf, als er Mitte der Neunziger nach Jahren fern seiner Heimat, nach Brasilien zurückkehrte. Er hatte davor lange Zeit in Ruanda verbracht und den Völkermord der Hutu-Mehrheit an den Tutsis dokumentiert. Nach dieser erschütternden Erfahrung wollte er, so schreibt es das Online-Portal „I Fucking Love Science“, Trost finden in seiner friedlichen wie bewaldeten Heimat. Doch er fand den Urwald seiner Eltern, den er aus Kindeszeiten erinnerte, verdorrt und zum Großteil gerodet vor. Denn darunter lagerten Eisenerzvorkommen, um diese zu schürfen, mussten die Bäume weg.

„Das Land war krank, genau wie ich damals – alles war zerstört“, erzählte Salgado dem britischen „Guardian“ vor drei Jahren. Dennoch erwarb er es das gesamte Gebiet gemeinsam mit seiner Frau. „Nur noch 0,5 Prozent des Landes war mit Bäumen bewachsen. Doch meine Frau hatte die großartige Idee, alles wieder aufzuforsten. Und wir fingen einfach damit an. Bald schon kehrten Insekten, Vögel und Fische zurück, die dadurch wieder einen Lebensraum in der Natur vorfanden. Gleichzeitig fühlte auch ich mich wie neugeboren.“

Das Paar gründete zudem das „Institute Terra“ – eine Organisation mit nur einem Ziel: Das 17.000-Hektar große Gebiet Salgados und seiner Frau wieder in seinen natürlichen Zustand zurück zu versetzen. Mit freiwilligen Helfern und Investoren pflanzten sie dafür ungefähr vier Millionen Setzlinge. Doch es war hart, das Land war vertrocknet, es regnete über Jahre hinweg zu wenig und so verstarb ein Großteil der Setzlinge wieder. „Außerdem huben wir die Löcher zu klein aus“, erinnerte sich Salgado im Gespräch mit dem „Smithsonian“, einer amerikanischen Forschungseinrichtung, das viele Museen betreibt. „Wochenlang fühlte ich mich krank – krank, weil ich diese Katastrophe mitansehen musste.“

Nur drei Bilder, die den ganzen Erfolg zeigen

Doch das Paar lernte dazu und die zarten Pflänzchen, alles natürliche heimische Arten, schlugen kräftige Wurzeln. Die Verluste wurden immer kleiner, heute über zwanzig Jahre später, geht nur noch jedes zehnte Bäumchen ein. Der Wald ist mittlerweile wieder vollständig aufgeforstet, viele Lebewesen sind zurückgekehrt. Das Institute Terra gibt zudem ihr Wissen weiter, an junge Ökologen, die in Zukunft weitere Millionen Bäume pflanzen und aufziehen sollen.

Der große Erfolg des Projekts ist dabei in einer einfachen Bild-Collage festgehalten, die Salgado vor vier Tagen auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte. Darauf ist ein Bild des Gebietes zu sehen, braun und erdig im Jahr 2001, daneben ein aktuelles Bild aus der gleichen Perspektive, das es vollständig bewachsen zeigt. Darunter Salgado, der seine Frau im Arm hält, im Hintergrund Wassersprinkler, die junge Pflanzen gießen. Der Fotograf hat kein Wort dazu geschrieben, das ist auch nicht nötig.