Good News des Tages: Buchhändler erkrankt schwer – Konkurrenten halten sein Geschäft am Laufen

Während sich Seth Marko von seiner Herz-Operation erholt, springen Freunde und Bekannte ein, um seinen Buchhandel offenzuhalten. Foto: Symbolbild / gettyimages / 06photo
Während sich Seth Marko von seiner Herz-Operation erholt, springen Freunde und Bekannte ein, um seinen Buchhandel offenzuhalten. Foto: Symbolbild / gettyimages / 06photo

Seth Marko betreibt mit seiner Frau Jennifer Powell eine Buchhandlung in San Diego. Als er mit Herzschmerzen ins Krankenhaus eingeliefert wird, müssen sie das Geschäft eigentlich schließen. Doch Buchhändler aus der Nähe springen ein und halten „The Book Catapult“ offen.

Ende Januar muss Seth Marko mit starken Brustschmerzen ins Krankenhaus. Kein Herzinfarkt, das ist die gute Nachricht. Dann folgt die schlechte: Die Aorta des 43-Jährigen ist stark angegriffen, er muss sofort am offenen Herzen operiert werden. Seine Frau Jennifer Powell findet eine Betreuung für die gemeinsame Tochter Josephine, um ihrem Mann beistehen zu können. Doch ihr „zweites Kind“, den Buchladen „The Book Catapult“ mitten in San Diego müssen sie schließen – für wie lange ist ungewiss. Die einzige Angestellte ist für mindestens eine Woche krankgeschrieben, sie hat die Schweinegrippe.

Scott Ehrig-Burgess, ein gemeinsamer Freund von Marko und Powell, will helfen. Er kümmert sich auch schon, gemeinsam mit seiner Frau, um Josephine – aber er denkt sich, er könnte auch im Buchladen einspringen. Darin hat er Erfahrung: seit der Eröffnung Ende 2017 half er da immer wieder aus. Deshalb hat er auch noch einen Schlüssel und kennt das Kassensystem. „Ich dachte mir, ich tue einfach so, als sei es mein Laden“, sagt Ehrig-Burgess im Gespräch mit der Washington Post.

Vier Anrufe bei der Konkurrenz – vier freiwillige Helfer

Aber allein kann er The Book Catapult nicht offen halten, also erzählt er befreundeten Buchhändlern aus der Gegend von Markos Operation und bittet sie um Hilfe. „Wie kann ich helfen? Brauchst du jemand im Laden?“ – das waren die häufigsten Antworten, die Ehrig-Burgess bekommt. „Ich habe vier Bekannte angerufen und hatte vier Freiwillige“, sagt er. Alle sind sofort bereit, ihre Freizeit für eine gute Tat zu nutzen.

Am ersten Tag nach Markos Operation ist die Zahl der freiwilligen Helfer auf acht angestiegen, alle von der Konkurrenz. Dennoch: Gemeinsam teilen sie sich fortan das Alltagsgeschäft in Powells und Markos Buchladen. „Ich habe ihnen kurz alles gezeigt und bin dann zu meinem eigenen Buchladen gefahren“, erzählt Ehrig-Burgess von der Einarbeitung der Freiwilligen. Zudem habe er stündlich angerufen und gefragt, ob alles im Lot sei.

„Wir halten zusammen“

Marko wird derweil erfolgreich operiert, muss aber weitere elf Tage unter Beobachtung im Krankenhaus liegen. Als er hört, wie seine Freunde, Bekannte und „Konkurrenten“ The Book Catapult übernommen haben, ist er überwältigt. „Ich habe wahrscheinlich kurz geweint. Die Buchhandlung ist wie ein zweites Kind. Man muss einfach so viel investieren“, sagt er.

Um seine Dankbarkeit auszudrücken, schreibt Marko einen Beitrag auf der Facebook-Seite seines Ladens und erzählt, was passiert ist: „Hey Freunde, zwar habt ihr mich in der vergangenen Zeit nicht angetroffen, dafür eine tolle Truppe Bücher-verkaufender Superstars, die für mich eingesprungen ist. Den Grund möchte ich kurz erklären: Am 25. Januar hatte ich plötzlich starke Schmerzen in der Brust. Glücklicherweise war es kein Herzinfarkt. Aber in einer CT-Untersuchung sahen die Ärzte, dass meine Aorta beschädigt war. Deshalb musste ich am offenen Herzen operiert werden. Dank eines unglaublichen Netzwerks von Freunden und Familie konnte der Laden aber die ganze Zeit über geöffnet bleiben. Ich kann ihnen nicht genug dankbar sein.“

Mittlerweile ist auch die einzige Angestellte des Ladens, Vanessa Diaz, gesund und hat die Leitung übernommen. Marko erholt sich zuhause von den Strapazen der OP, noch ist er kaum belastbar, ermüdet schnell und kann nur wenige Kilogramm heben. Sein Ziel ist es, im April wieder einzusteigen.

Das alles war möglich, dank der Hilfe vieler Freiwilliger. Eine davon ist Julie Slavinsky. Die 57-Jährige arbeitet ebenfalls im Buchhandel. Sie sagt: „Die Buchwelt ist ein wenig anders. Ich sehe das eher als Hilfe für die Gemeinschaft. Wir halten zusammen.“