Good News des Tages: Veteran wagt mit 95 Jahren am "D-Day" einen Fallschirmsprung

Wie in diesem Bild wird auch Harry Read zum 75. Jubiläum des D-Days einen Tandemsprung wagen. Mit 95 Jahren. Foto: Symbolbild / gettyimages / German-skydiver
Wie in diesem Bild wird auch Harry Read zum 75. Jubiläum des D-Days einen Tandemsprung wagen. Er wird dann 95 Jahre alt sein. Foto: Symbolbild / gettyimages / German-skydiver

Für den guten Zweck und um seiner gefallenen Kameraden zu gedenken: Der ehemalige Militär-Funker Harry Read möchte zum 75. Jahrestag des „D-Day“ seinen Fallschirmsprung von damals wiederholen.

Es ist der 6. Juni 1944, hunderte Meter über der Küstenlinie der französischen Normandie, 50 Minuten nach Mitternacht. Auf Sitzplatz zwölf in einer Dakota, einem Transportflugzeug, das bis heute als „Rosinenbomber“ bekannt ist, sitzt der 20-jährige Harry Read. Er ist Funker und Teil der 6. Luftwaffen-Division der 3. Fallschirmbrigade. Was er vor sich sieht, beschreibt er später als „imposantes Feuerwerk“. Nur, es ist kein Feuerwerk. Was er sieht, sind Leuchtspurgeschosse. Es ist die Front, in einem Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs: dem D-Day. Gemeinsam kämpfen die Alliierten gegen Hitlers Truppen. Unter anderem sprangen an diesem Tag auch britische Fallschirmjäger ab. Unter ihnen Read.

Eine Spendenseite ist bereits eingerichtet

Genau 75 Jahre später, das ist in drei Wochen, will Read diesen Sprung wiederholen. Er wird dann 95 Jahre alt sein. Im Gespräch mit dem britischen Guardian sagte er jüngst: „In meinem Alter ist das eine dumme Idee. Senioren springen nicht mehr aus Flugzeugen.“ Doch Read, der mittlerweile im Südwesten Englands in Bournemouth lebt, hat gute Gründe für seine Aktion: Er springt zuerst für den guten Zweck. Read, der sich seit Jahrzehnten in der Heilsarmee engagiert und dabei vor allem gegen moderne Sklaverei und Menschenhandel eintritt, hat eigens für seinen Sprung eine Spendenseite eingerichtet. Mittlerweile sind beinahe 9.000 Pfund zusammengekommen.

Der zweite Grund für Read ist, seiner gefallenen Kameraden zu gedenken. Er erinnert sich noch genau an die letzten Worte seines Vorgesetzten, vor dem Sprung in die schwarze Nacht im Jahr 1944: „Er sagte: ‚Wir erwarten 50 Prozent Verluste allein bis zur Landung.‘ Doch wir waren jung, wir hielten uns für unsterblich.“ Read überlebte den Sprung und den dreimonatigen Einsatz – wohl auch, weil er fernab des eigentlichen Ziels in einem Sumpf zu Boden ging. Dennoch starben 200 Mann aus seinem Trupp, bevor sie auch nur eine Kugel abfeuern konnten.

Am 6. Juni 2019 wird Read wieder eine Dakota besteigen und er wird wieder auf Platz zwölf sitzen. Doch dieses Mal springt er im Tandem, mit einem Mitglied der professionellen Fallschirmspringer des „Red Devils Parachute Display Teams“. Anlässlich des Jubiläumssprungs werden noch 30 weitere Dakotas in den Himmel über der französischen Stadt Sannerville steigen, dort findet die 75-jährige Gedenkfeier statt. Auf der Online-Seite der Aktion steht geschrieben: „Es wird ein einmaliges Erlebnis. Ungefähr 250 Männer und Frauen werden die Flugzeuge im Vereinigten Königreich besteigen und, genau wie vor 75 Jahren, über den Ärmelkanal fliegen, um über der historischen Absprungzone in der Normandie abzuspringen.“

Der Probesprung war erfolgreich

Read, der im vergangenen September erfolgreich seinen ersten und letzten Probesprung überhaupt seit dem Krieg absolvierte, sagt: „Fallschirmspringen macht Spaß. Aber ich springe weniger dafür oder wegen des Jubiläums. Sondern ich springe für die zahlreichen Opfer. Ich werde an meine Gefährten denken, die gestorben sind. Denn ich hatte einfach nur großes Glück, das alles zu überleben.“