Graue Strähnen ade: Bringen Ansatz-Kaschiersprays aus der Drogerie wirklich etwas?

In der Werbung sieht es so einfach aus: Eva Longoria sprüht die Farbe drei Sekunden lang auf ihren Oberkopf und weg ist der graue Ansatz, der bis eben noch sichtbar war. Das freut natürlich nicht nur den Pizzaboten. Doch taugen die Sprays zum Ansatz kaschieren aus der Drogerie auch im echten Leben was? Wir haben vier Produkte getestet. Ergebnis: Das teuerste schnitt dabei am schlechtesten ab.

Diese Produkte habe ich alle bei Rossmann besorgt (Bild: Privat)
Diese Produkte habe ich alle bei Rossmann besorgt (Bild: Privat)

Irgendwann kennt jeder das Problem: Ein Blick in den Spiegel und das Graue(n) ist da! Doch ein grauer Ansatz muss dich noch lange nicht alt aussehen lassen. Inzwischen muss man nicht mal mehr zum Friseur gehen, um die lästigen Strähnen loszuwerden. Günstige Drogerieprodukte locken mit Slogans wie “Wenn die Pizza schneller geliefert wird als gedacht hilft das neue Magic Retouch Spray von L’ORÉAL PARiS“. Doch bringen die Produkte wirklich den gewünschten Effekt? Ich habe vier Ansatz-Retoucher im Rossmann gekauft und den Test gemacht.

Bei mir war es sehr früh schon so weit. Mit Ende 20 erhaschte ich das erste widerspenstige graue Haar, das es sich oben auf meinem Kopf gemütlich gemacht hatte. Wahrscheinlich habe ich deshalb auch nie den Hype um den “Granny Look“ verstanden und auch nicht, warum sich so viele die Haare freiwillig grau färben. Als ich das fiese Haar sah, griff ich sofort zur Pinzette und zupfte es aus. Irgendwann konnte ich allerdings zupfen so lange ich will – es war immer irgendwo noch ein graues Haar zu entdecken. Weil ich natürlich auf lange Sicht nicht mit einer Glatze herumlaufen wollte, fing ich an, meine Haare beim Friseur färben zu lassen.

Doch dafür bleibt ja nicht immer die Zeit. Manchmal muss es eben schnell gehen. Und mit meinem Problem stehe ich glücklicherweise nicht alleine da. Auch L’Oréal-Botschafterin Eva Longoria muss ihren Ansatz kaschieren – oder zumindest will uns das die Werbung glauben lassen. Lediglich drei Sekunden lang sprüht die Schauspielerin das magische Spray auf ihren Oberkopf und die grauen Strähnen verschwinden wie von Zauberhand.

Das probiere ich auch – denke ich mir. Denn eigentlich wäre ein Friseurbesuch bei mir längst wieder fällig. Das “Magic Retouch“-Sofort-Ansatzkaschierspray von L’Oréal in der Farbe Dunkelblond kaufe ich in der Drogerie Rossmann für 5,99 Euro. “Vor dem Färben sollte das Haar 1-2 Tage ungewaschen bleiben“ – so lautet die Empfehlung des Herstellers. Warum, verrät er nicht. Ich lege sicherheitshalber noch einen Tag drauf, bevor ich das Produkt aufsprühe.

Magic Retouch von L’Oréal – Links: vorher, rechts: nachher nach drei Sekunden Sprühen (Bilder: Privat)
Magic Retouch von L’Oréal – Links: vorher, rechts: nachher nach drei Sekunden Sprühen (Bilder: Privat)

Wie soll ich mir das bloß auf den Kopf sprühen?

Ich merke jedoch gleich am Anfang des Testes, dass es schwierig wird, das Produkt aufzutragen und ein Foto von meinem Oberkopf zu machen. Deshalb lasse ich mir von meiner Freundin helfen. Für ein optimales Ergebnis solltet ihr das auch tun: Man sieht nämlich nicht, wohin man sprüht. Außerdem erwischt man vermutlich nicht alle Haare auf dem Hinterkopf. Wir ziehen einen Scheitel und machen es wie in der Werbung: Wir sprühen erst mal nur drei Sekunden.

Magic Retouch von L’Oréal – Links: vorher, rechts: nachher nach rund 10 Sekunden Sprühen (Bilder: Privat)
Magic Retouch von L’Oréal – Links: vorher, rechts: nachher nach rund 10 Sekunden Sprühen (Bilder: Privat)

Die Abdeckung funktioniert tatsächlich ganz gut, wir merken allerdings schnell, dass man noch mal mindestens 10 Sekunden länger sprühen sollte, um eine perfekte Abdeckung zu erzielen. Das Ergebnis: Die grauen Strähnchen haben sich tatsächlich verabschiedet, beim Sprühen ist außerdem kein auffälliger Geruch wahrnehmbar.

Magic Retouch von L’Oréal – Die gelbliche Kopfhaut ist ein unschöner Nebeneffekt (Bild: Privat)
Magic Retouch von L’Oréal – Die gelbliche Kopfhaut ist ein unschöner Nebeneffekt (Bild: Privat)

Eine Sache, die weniger schön ist, fällt jedoch sofort auf: Meine Kopfhaut hat sich etwas gelb verfärbt und es bleibt ein leichter Grauschleier am Ansatz zurück. Vermutlich weil das Dunkelblond der Marke nicht ganz meinen Haarfarbton trifft. Es gestaltet sich außerdem als Herausforderung, den gezogenen Scheitel im Laufe des Tages nicht zu verschieben.

Solange ich mich nicht bewege, ist alles gut. Doch jedes Mal, wenn ich mir durch die Haare fahre, habe ich das Gefühl, dass ein graues Haar durchschimmern könnte. Die Abdeckung hält zwar tatsächlich bis zum nächsten Tag, man darf lediglich den Scheitel nicht verschieben oder sollte zur Not nach dem Schlafengehen das Spray noch mal aufsprühen.

Ansatz Retoucher von Syoss – Links: vorher, rechts: nach drei Sekunden Sprühen (Bilder: Privat)
Ansatz Retoucher von Syoss – Links: vorher, rechts: nach drei Sekunden Sprühen (Bilder: Privat)

Überraschend gute Abdeckung – auch nach drei Sekunden

Das nächste Produkt ist der “Ansatz Retoucher“ von Syoss. Dieser ist etwas günstiger als das L’Oréal-Produkt und kostet lediglich 4,99 Euro. Nach drei Sekunden Sprühen erleben wir hier die erste große Überraschung: Der Ansatz ist perfekt abgedeckt, kein einziges graues Haar mehr zu sehen. Der Farbton Dunkelblond passt hier außerdem perfekt zu meiner jetzigen Haarfarbe. Auch hier wird die Kopfhaut leicht verfärbt, doch in diesem Fall ist es nicht weiter schlimm, weil die Haare dadurch voller wirken. Das Spray verhält sich also wie ein Ansatzkaschierer und Volumenspray zugleich. Der Geruch beim Sprühen ist etwas gewöhnungsbedürftig, allerdings nicht unangenehm.

Einzig eine Sache fällt negativ auf: Nach ein paar Stunden fängt meine Kopfhaut an zu jucken. Zum Glück habe ich kein Date. Ich muss mich nämlich ständig kratzen. Weil ich mir die ganze Zeit durch die Haare fahre, merke ich auch, dass sich meine Finger leicht verfärbt haben. So oft, wie ich mich kratze und mir durch die Haare fahre, kann doch nichts mehr von der Farbe am Ansatz übrig sein, oder?

Ansatz Retoucher von Syoss – Viel ist von der Farbe am nächsten Tag nicht mehr übrig (Bild: Privat)
Ansatz Retoucher von Syoss – Viel ist von der Farbe am nächsten Tag nicht mehr übrig (Bild: Privat)

Am nächsten Morgen tatsächlich die Ernüchterung: Es sind wieder etliche graue Strähnchen sichtbar. Das Spray hält also nicht wie versprochen bis zur nächsten Haarwäsche. Ob es das getan hätte, wenn ich mich nicht ständig gekratzt hätte, kann ich leider nicht beurteilen. Aber: Wenn man einen Termin hat und den Ansatz nur für ein paar Stunden abdecken möchte, ist das Produkt aber wirklich genial.

Syoss Haar Mascara – Links: vorher, rechts: nach Auftragen der Mascara (Bilder: Privat)
Syoss Haar Mascara – Links: vorher, rechts: nach Auftragen der Mascara (Bilder: Privat)

Mascara benutze ich in Zukunft lieber nur für meine Wimpern

Das dritte Produkt ist mit Abstand das teuerste: Die “Syoss Haar Mascara“ in Dunkelblond für 7,99 Euro soll präzise aufgetragen werden. Allein schon beim Auftragen verliert dieses Beautyprodukt gegen seine beiden Vorgänger. Mit drei Sekunden braucht man hier nämlich erst gar nicht anfangen.

Meine Freundin braucht rund zweieinhalb Minuten, um jedes graue Haar mit der Mascara zu erwischen. Doch hat sich die Mühe auch wirklich gelohnt? Nicht wirklich. Zwar ist der Ansatz abgedeckt, doch was zurückbleibt, ist ein fettiger Grauschleier. Es fühlt sich auch nach ein paar Minuten immer noch so an, als hätte ich mir Nivea-Creme in die Haare geschmiert.

Syoss Haar Mascara – Vereinzelt sind wieder ein paar graue Haare zu sehen (Bild: Privat)
Syoss Haar Mascara – Vereinzelt sind wieder ein paar graue Haare zu sehen (Bild: Privat)

Dadurch, dass die Strähnen durch die Mascara miteinander verkleben, hat man hier außerdem das Problem, dass vereinzelt wieder graue Haare sichtbar werden, wenn man sich nur einmal mit den Fingern durch die Haare fährt. Für mich ist dieses Produkt leider komplett durchgefallen. Es tut nur bedingt, was es tun soll und fühlt sich eher unangenehm als angenehm an. Außerdem riecht es nicht wirklich gut und die Haare sehen nach dem Auftragen fettig aus. Und dafür ist es auch noch ziemlich teuer. Die 7,99 Euro hätte ich also lieber beim Friseur investieren sollen.

Kaschierendes Ansatzspray von Isana – Links: vorher, rechts: nach drei Sekunden Sprühen (Bilder: Privat)
Kaschierendes Ansatzspray von Isana – Links: vorher, rechts: nach drei Sekunden Sprühen (Bilder: Privat)

Wieso gibt es von Isana kein Dunkelblond?

Nun kommt das letzte Produkt an die Reihe. Mit diesem hatte ich bewusst bis zum Schluss gewartet, da mir eigentlich schon beim Kaufen klar war: Das kann eigentlich nichts werden. Das kaschierende Ansatzspray von Rossmanns Eigenmarke Isana gibt es leider nur in den Tönen Schwarz, Dunkelbraun und Mittelbraun. Als hätten Blondinen und Rothaarige keine grauen Haare. Die Nuance Rotbraun konnte ich übrigens nur bei L’Oréal entdecken. Ich nehme also die hellste verfügbare Nuance von Isana: Mittelbraun. Das Gute an dem Produkt ist schon mal der Preis. Es kostet nur 3,99 Euro. Und ich muss sagen, dass ich wirklich überrascht bin.

Kaschierendes Ansatzspray von Isana – Links: vorher, rechts: nachher nach rund sechs Sekunden Sprühen (Bilder: Privat)
Kaschierendes Ansatzspray von Isana – Links: vorher, rechts: nachher nach rund sechs Sekunden Sprühen (Bilder: Privat)

Das Spray deckt nach drei Sekunden fast alles ab, für ein optimales Ergebnis sollten man besser noch drei Sekunden drauflegen. Und auch der Farbton ist besser, als ich es erwartet hatte. Die Farbe ist zwar etwas dunkler als der Rest meiner Haare, aber zur Not würde er schon gehen. Ist ja nicht so, als wäre Ombré nie in gewesen. Das Spray hat außerdem einen angenehmen Geruch.

Kaschierendes Ansatzspray von Isana – Unschöner Nebeneffekt – die Farbe geht ab (Bild: Privat)
Kaschierendes Ansatzspray von Isana – Unschöner Nebeneffekt – die Farbe geht ab (Bild: Privat)

Testsieger? Leider nicht. Den einen Makel muss jedes Produkt ja irgendwie haben. Auch hier juckt die Kopfhaut etwas, beim Kratzen entstehen Krümel und die Farbe geht ab. Meine Finger verfärben sich ebenfalls, unter den Nägeln bleiben Farbreste zurück.

Kaschierendes Ansatzspray von Isana – Die Farbe bleibt leider nicht dort, wo sie hingehört (Bilder: Privat)
Kaschierendes Ansatzspray von Isana – Die Farbe bleibt leider nicht dort, wo sie hingehört (Bilder: Privat)

Außerdem verfärbt sich die Kopfhaut hier und wird ziemlich dunkel. Da ich beim Farbton Mittelbraun schon damit gerechnet hatte, habe ich sicherheitshalber auch noch ein paar “Haarfarben-Entfernertücher“ von Isana beim Shoppen eingesteckt. Fazit: Die Reinigungstücher für die Haut machen zwar die Kopfhaut wieder sauber, sie entfernen allerdings auch die Farbe vom Haar. Danach ist von der Abdeckung nicht mehr viel übrig, graue Strähnen werden wieder sichtbar.

Testsieger ist das zweitgünstigste Produkt

Testsieger ist für mich definitiv der “Ansatz Retoucher“ von Syoss für 4,99 Euro – also das zweitgünstigste Produkt. Das Spray trifft meine Haarfarbe ziemlich genau und deckt super ab. Durch das leichte Verfärben der Kopfhaut bekommt mein Haar – zumindest wirkt es so – mehr Volumen. Der einzige Nachteil ist die juckende Kopfhaut. Doch die kommt glücklicherweise erst nach ein paar Stunden – und bis dahin habe ich mir bereits zehn Mal wieder die Haare gewaschen.

Nach dem Friseurbesuch: So sieht der Ansatz aus, wenn man ihn vom Profi abdecken lässt (Bild: Privat)
Nach dem Friseurbesuch: So sieht der Ansatz aus, wenn man ihn vom Profi abdecken lässt (Bild: Privat)

Für langfristige Optionen ist meine liebe Friseurin natürlich immer die beste Wahl. Denn die kaschiert nicht nur den Ansatz, sondern färbt meine Haare auch in Tönen, die Kaschiersprays leider nicht im Angebot haben. Doch wenn ich mich in Zukunft für einen Geschäftstermin oder ein Date mal eben schnell frischmachen möchte, würde ich am ehesten zu diesem Produkt greifen. Und für den Pizzaboten reicht es allemal.