Häuser aus dem 3D-Drucker: Dieses Startup verkauft Starterkits für den Hausbau – inklusive KI-Designer
Viele neue Startups haben in den vergangenen Jahre versprochen, bessere Häuser mit weniger Arbeit, Zeit, Geld und Material zu bauen - und das alles mithilfe einer einzigen Technologie: einem 3D-Drucker.
Doch bei dem Ziel, hiermit die Wohnungskrise in den USA zu lindern, stößt die aufstrebende 3D-Druck-Baubranche immer wieder auf große Schwierigkeiten. Ein Startup-Unternehmen aus Austin, Texas, behauptet nun, die Lösung dafür gefunden zu haben.
Am Dienstag kündigte „Icon" vier Produkte an, die die größten Probleme der 3D-Druck-Bauunternehmen lösen könnten: Einen mehrstöckigen Drucker, eine „kohlenstoffarme" Betonmischung, einen digitalen Katalog von Entwürfen und einen KI-Designer für gedruckte Häuser.
3D-gedruckte Häuser sind tatsächlich möglich – und sie gibt es sogar schon
In der Vergangenheit stellten mehrere Startups und Hochschulen in den USA 3D-gedruckte Wohnungen vor. In Virginia hat Alquist, ein 3D-Druck-Bauunternehmen, drei Häuser für „Habitat for Humanity" mit einem 3D-Drucker gebaut.
Auch arbeitet „Icon" in Texas mit dem Bauriesen Lennar zusammen, um das größte gedruckte Wohnviertel der Welt zu bauen. Während in Maine eine staatliche Universität ihre Produktionsfläche vergrößert, um die Produktion von vollständig recycelbaren, gedruckten Häusern zu steigern.
Startups wie diese behaupten, dass 3D-Roboterdrucker die anhaltende Wohnungsnot in den USA lindern könnten.
Noch steht ihr Ziel, Budget-freundliche Häuser in Massenproduktion herzustellen, vor großen Problemen. Darunter unentwickelte Arbeitskräfte, die Ineffizienz und Grenzen der Technologie, sowie die hohen Kosten für Materialien und Drucker.
Die Mehrheit der Baudrucker stoßen eine Zementmischung aus. Das Problem: Beton ist alles andere als umweltfreundlich.
Das könnte der neue Drucker „Phoenix", der vom Startup im Jahr 2025 oder 2026 eingesetzt wird, allerdings ändern
Um diese Probleme zu lösen, soll das Starter-Kit für den 3D-Druck von Häusern – mithilfe des neuen Druckers von „Icon" namens „Phoenix" helfen.
Viele 3D-gedruckte Einfamilienhäuser – darunter auch die bisherigen Modelle von „Icon" – sind einstöckig, wobei die einzigen gedruckten Komponenten die Wände sind. Der Rest des Hauses muss traditionell gebaut werden.
Der „Sechs-Grad-Roboterarm" kann die Basis, Wände, Böden und die Dachstrukturen eines mehrstöckigen Gebäudes ohne Unterbrechung erstellen, wie Melodie Yashar, „Icons" Vizepräsidentin für Gebäudedesign und Gebäudeleistung, im Gespräch mit Business Insider erklärte.
Dieser Druckprozess würde die Bauzeit, die Baumaterialien im Überschuss, notwendigen Arbeitskräfte und somit auch die damit verbundenen Kosten stark reduzieren.
Das würde die Bauzeit, die Baumaterialien im Überschuss, die notwendigen Arbeitskräfte und somit auch die Kosten stark reduzieren
Jason Ballard, der Mitbegründer und CEO von „Icon", erklärte im Gespräch mit Business Insider US, dass die von Phoenix gebauten Wandsysteme und Fundamente schätzungsweise 30 Prozent billiger sind als herkömmliche Hausbaumethoden.
Was die Geschwindigkeit angeht, so sagte er, dass die Zeitspanne für die Fertigstellung der gedruckten Elemente eines Hauses „doppelt so schnell sein könnte als beim traditionellen Bau“.
Der neue Drucker würde das neueste Druckmaterial von Icon verwenden, das als CarbonX bekannt ist.
Trotz seiner weiten Verbreitung ist Beton nicht gerade umweltfreundlich: Die weltweite Produktion von Zement, der ein Bestandteil von Beton ist, macht acht Prozent der weltweiten Kohlenstoffemissionen aus – das Dreifache des weltweiten Ausstoßes des Luftfahrtsektors, wie die Washington Post berichtete.
Um dem entgegenzuwirken, hat „Icon" nach eigenen Angaben ein „kohlenstoffarmes" Beton-Druckmaterial entwickelt
Wie andere Zementmischungen, die für 3D-Drucker hergestellt werden, sei CarbonX feuerfest, schimmelsicher und insektenfest, so Yashar im Gespräch mit Business Insider US. Die Formel soll im April für andere Hausbauer verfügbar sein, wobei „Icon" bereits weitere umweltfreundliche Mischungen in der Pipeline hat.
Im Gegensatz zu der Zementmischung könnte der Durchschnittsbürger das dritte neue Produkt von „Icon" verwenden: „Codex"
„Oft kommen Bauarbeiter, Bauentwickler und Stadtplaner zu uns und wissen nicht, wo sie anfangen sollen", sagt Yashar, „sie wissen nicht, was in Bezug auf das Design für sie möglich ist." Um beim Ablauf zu unterstützen, entwickelte Icon den „Codex" – einen digitalen Katalog mit gedruckten Hausentwürfen.
Die Datenbank enthält mehr als 60 Häuser, die in fünf Kategorien unterteilt sind: „Texas modern", „feuerbeständig", „Sturm resistent", „erschwinglich" und „avantgardistisch".
Avantgarde bedeutet, dass einige Gebäude U-förmig sind, so Yashar. Andere wurden so konzipiert, dass sie „sehr erschwinglich" sind - einige der Einheiten könnten für unter 100.000 US-Dollar gebaut werden. Zum Vergleich: Die ersten sechs Gebäude des Startups in seinem künftigen 100-Häuser-Viertel wurden zwischen 476.000 und 566.000 US-Dollar angeboten. Bauentwickler können diesen Katalog durchstöbern, ihre bevorzugten Designs auswählen und auf „Icon" tippen, um diese Häuser zu bauen.
Immobilienkäufer können ihre Traumhäuser ebenfalls aus dem Katalog auswählen
Wer seine Wohnung jedoch lieber von Grund auf neu entwerfen möchte, kann stattdessen das vierte neue Produkt von „Icon“ nutzen namens „Vitruvius“
Entweder kann man eine Anzahlung für das Modell an „Icon" senden (falls bereits eines zum Kauf bereitsteht) oder man meldet sich für die Warteliste an und wartet auf eine Benachrichtigung, wenn der Wunschentwurf auf den Markt ist.
Einige der Projekte von Icon, darunter auch das Projekt in Marfa, Texas - wo die Häuser laut Icons Website „über die 900.000 US-Dollar Grenze beginnen" - werden über „Codex" erhältlich sein.
Yashar sagte, dass „Vitruvius", ein KI-basiertes System, entwickelt wurde, um den Designprozess von „Icon" zu „demokratisieren". Das Unternehmen sagte jedoch nicht, wie viel die Nutzung der Technologie, die sich noch in der Betaphase befindet, kosten würde.
Wenn es fertig ist, können die Nutzer „Vitruvius" verwenden, um Grundrisse und Renderings ihres idealen gedruckten Wohnsitzes zu erstellen - unter Berücksichtigung von Anforderungen wie Budget und Genehmigungen.
Hausbesitzer, die keine Erfahrung mit der Gestaltung von gedruckten Häusern haben, könnten „Vitruvius" nutzen, anstatt einen „unerschwinglichen" Architekten zu engagieren, so Yashar.
Mit diesen vier neuen Produkten - dem Drucker, dem Druckmaterial, dem Katalog und dem KI-System - könnte „Icon“ laut Yashar qualitativ hochwertigere und leistbare Wohnungen schaffen, ohne dabei „auf Würde, Widerstandsfähigkeit und Schönheit zu verzichten“
„Ich glaube, dass in Zukunft fast alle Bauarbeiten von Robotern ausgeführt werden und fast alle Bau-Informationen von KI-Systemen verarbeitet und verwaltet werden", sagte der CEO von „Icon" in einer Mitteilung. Architekten könnten „Vitruvius" nutzen, um den Prozess der Hausplanung zu beschleunigen.
Hier geht es zum Artikel auf Business Insider US.