Hört auf, Kinder zu fragen, was sie werden wollen – 5 Tipps, wie ihr sie besser auf eine Karriere vorbereitet

Wir sollten Kinder nicht dazu ermutigen, große Lebensentscheidungen zu treffen – wie etwa die Wahl eines Berufsweges –, wenn ihr Gehirn noch nicht voll entwickelt ist.  - Copyright: Colin Hawkins/Getty Images/Image Source
Wir sollten Kinder nicht dazu ermutigen, große Lebensentscheidungen zu treffen – wie etwa die Wahl eines Berufsweges –, wenn ihr Gehirn noch nicht voll entwickelt ist. - Copyright: Colin Hawkins/Getty Images/Image Source

Dieser Text ist ein Essay von Rachel Garlinghouse. Sie ist Dozentin und Hochschullehrerin sowie Mutter von vier Kindern.

Seit meine vier Kinder klein waren, haben Erwachsene sie gefragt: „Was möchtest du werden, wenn du groß bist?“ Viele Kinder möchten etwas werden, das sie als heldenhaft empfinden, wie Feuerwehrleute, oder etwas, das cool klingt, wie Zauberer. Das ist alles Spaß und Spiel – bis es das nicht mehr ist.

Als ehemalige Dozentin für kreatives Schreiben bin ich es leid, dass Erwachsene von Kindern verlangen, sich „einen Karriereweg auszusuchen“, bevor ihr Gehirn auch nur annähernd ausgereift ist. (Wissenschaftler sagen, dass dies ungefähr mit 25 Jahren der Fall ist.)

Selten haben meine 18-, 19- und 20-jährigen Studierenden in diesem Alter ihre endgültige Zukunft festgelegt. Sie hatten schlicht nicht die Lebenserfahrung, das Selbstbewusstsein und die Reife, um eine so bedeutende Entscheidung zu treffen.

Zwei meiner Kinder sind Teenager, und schon jetzt drängen ihre Schulen sie dazu, große Entscheidungen für ihr Leben zu treffen. Ich habe ein Jahrzehnt auf Hochschulebene unterrichtet. Und selbst diese jungen Erwachsenen waren oft nicht bereit, sich festzulegen – wie viel weniger sind es unsere Schüler dann in der Mittel- oder Oberstufe.

Anstatt Kinder zu fragen, was sie werden wollen, wenn sie groß sind, und sie dann jahrelang in eine Spirale von Angst vor akademischen (und später beruflichen) Entscheidungen und Leistungen zu drängen, sollten wir einen Schritt zurücktreten und es anders – und besser – machen.

Wir Erwachsenen sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Hier ist, was ich stattdessen mit meinen Teenagern mache.

1. Kinder bei der Jobsuche und -erhaltung unterstützen

Viele Erwachsene meiner Generation hatten schon als Kinder Jobs, wie Babysitten oder Rasenmähen. Diese Erfahrungen waren von unschätzbarem Wert. Viele Kinder heute sind so überplant oder lethargisch (dank Covid), dass sie diese Chancen nicht haben.

Wenn euer Teenager arbeiten möchte, helft ihm, dieses Ziel zu erreichen. Unterstützt ihn bei der Bewerbung, der Entwicklung von Arbeitsfähigkeiten, der Pünktlichkeit, einer starken Arbeitsmoral und der Kommunikation mit dem Arbeitgeber. Wenn ein Job nicht klappt, unterstützt euer Kind auch dann. Misserfolg ist ein großartiger Lehrer.

2. Kindern den Umgang mit Geld beibringen

Mit einem Job kommt Geld. Ein Gehaltsscheck kann finanzielle Freiheit oder ernsthafte Probleme mit sich bringen. Lasst eure Kinder jetzt Fehler im Umgang mit Geld machen – das ist ein Geschenk.

Zeigt eurem Kind, wie man spart, wie man klug ausgibt und wie wichtig Großzügigkeit ist. Das wird sie für die Zukunft wappnen. Seid auch ein gutes Vorbild im Umgang mit eurem eigenen Geld, denn unsere Kinder beobachten uns immer.

3. Hört auf, sie bei jedem Problem zu retten

Eines der schlimmsten Dinge, die ich von Eltern an der Hochschule erlebt habe, war, dass sie ihre Kinder bei jeder Kleinigkeit gerettet haben. Mehrmals riefen Eltern bei mir an, um sich zu beschweren, dass ihr Kind meinen Kurs nicht bestand – und behaupteten dreist, das sei meine Schuld.

Was ich den Eltern aus rechtlichen Gründen nicht sagen konnte: Ihr Kind hatte den Unterricht geschwänzt und erforderliche Aufgaben nicht eingereicht.

Die Eltern hatten es versäumt, ihren Kindern grundlegende Fähigkeiten beizubringen: effektive Kommunikation und altersgerechte Verantwortung (wie Zeitmanagement).

Das waren keine schlechten Kinder, sondern Kinder, denen es an Fähigkeiten mangelte. Es gibt Situationen, in denen Kinder Hilfe brauchen. Aber oft sollten Eltern erkennen, dass Herausforderungen Chancen sind, um es auf ihre eigene Weise zu versuchen, zu scheitern und zu lernen.

4. Ja zu sicherer Erkundung sagen

Viele Eltern aus meiner Generation glauben, dass ihre Kinder ein oder zwei außerschulische Aktivitäten wählen und in diesen exzellent sein müssen – egal, wie stressig oder kostspielig das ist.

Wenn ihr Eltern seid: Es ist völlig in Ordnung, wenn euer Kind viele verschiedene Aktivitäten ausprobieren möchte, ohne in einer davon „der Beste“ zu sein.

Eine Sportart auszuprobieren, sie nicht zu mögen und damit aufzuhören, macht euer Kind nicht zu einem „Aufgeber“. Im Gegenteil, so lernen sie, ihre eigenen Grenzen zu setzen und Neugier sowie Mut zu schätzen.

5. Verantwortung zuhause auf die Kinder übertragen

Ja, ich spreche von (schockierend!) Hausarbeiten. Tägliche, verpflichtende Aufgaben lehren Teamarbeit, Sauberkeit und Verantwortung. Wenn wir möchten, dass unsere Kinder zu Erwachsenen werden, die alleine oder mit jemand anderem zusammenleben können, sollten wir ihnen die Möglichkeit geben, dies zu üben.

Es mag lächerlich klingen, aber zu wissen, wie man den Boden wischt, eine Waschmaschine bedient oder den Müll am richtigen Tag hinausbringt, ist eine wichtige Fähigkeit. Ich habe zu viele Studierende erlebt, die weder Wäsche waschen noch ein Ei braten oder eine respektvolle, klare Email schreiben konnten.

Mit der Zeit finden Kinder ihren Weg

Wir drängen Kinder, zu entscheiden, was sie werden wollen, wenn sie groß sind – lehren sie aber oft nicht, wie sie erwachsen werden. Eltern, jetzt ist die Zeit, um Kindern neue Erfahrungen zu ermöglichen, Fehler zu machen und Problemlösungsfähigkeiten zu üben. Alles mit unserer Unterstützung, Führung und Liebe.

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