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Hirnforscher: Diese großen Fehler machen Eltern

Wichtig ist, Kindern den Freiraum zu geben, ihre eigene Entdeckerfreude auch auszuleben. (Symbolbild: Getty)
Wichtig ist, Kindern den Freiraum zu geben, ihre eigene Entdeckerfreude auch auszuleben. (Symbolbild: Getty)

Gerald Hüther erforscht das menschliche Gehirn. Nun warnt der Wissenschaftler Eltern davor, zu sehr in die Entwicklung ihrer Kinder einzugreifen.

Natürlich möchten die meisten Eltern ihren Kindern so viel wie möglich mit auf den Weg geben. Sie bereiten sich oft akribisch auf die Erziehung vor, lesen Bücher, befragen Freunde und Verwandte und geloben, alles viel besser zu machen, als die eigenen Eltern. Doch dieser gut gemeinte Übereifer kann für Kinder schädlich sein, sagt Gerald Hüther. Im Gespräch mit Focus Online spricht der Hirnforscher über die negativen Folgen, die zu große Einmischung für heranwachsende Kinder haben kann.

“Kinder haben eine angeborene Entdeckerfreude”

Das übermäßige Angebot von frühkindlicher Musikerziehung über Sprachunterricht oder intelligenzförderndem Spielzeug hemmt nämlich die natürliche Entdeckerfreude der Kinder. Dabei sollten Eltern es sich nicht zum Ziel setzen, das Gehirn des Kindes zu prägen. Vielmehr sollten sie versuchen, Wege zu öffnen, die sich das Kind dann selbst aussuchen und erschließen kann. Zu diesem Schluss kommt Hüther auch in seinem Buch mit dem Titel “Rettet das Spiel!”, das er gemeinsam mit Christoph Quarch verfasst hat. Im Gespräch mit Focus Online sagte Hüther: “Kinder haben eine angeborene Entdeckerfreude - bis irgendwann jemand kommt und ihnen sagt, was sie jetzt machen sollen.”

Wie das in der Praxis aussieht, zeigt ein entwicklungspsychologisches Experiment aus dem Jahr 2011. Dafür hatten Wissenschaftler untersucht, wie sich das Eingreifen von Erwachsenen auf das Spielverhalten von Kindern auswirkt. Zwei Kindergruppen bekamen jeweils die gleichen Spielzeuge mit verschiedenen Funktionen. Einer Gruppe zeigte ein Erwachsener nur eine der Funktionen, die anderen Kinder wurden sich selbst überlassen. Beim Vergleich danach zeigte sich: Die Vorschulkinder, die das Spielzeug alleine ausprobieren konnten, entdeckten alle Funktionen. Die Kinder, denen der Erwachsene die Funktion gezeigt hatte, wiederholten lediglich immer wieder diese eine Funktion.

Freiraum für Kreativität und Fehler lassen

Das Experiment unterstreicht eindrücklich, wie wichtig es ist, Kindern in der Entwicklung die Freiheit zum Entdecken und Ausprobieren zu geben. Diese ist laut Hüther enorm wichtig für die ausgeglichene Balance der drei Säulen der kindlichen Entwicklung. Diese bestehen aus dem Aneignen von Wissen, Können und Kreativität. Durch Vorgaben von Eltern und Erziehern werden die Kinder darin eingeschränkt, sich diese drei Säulen selbst zu erschließen. Vieles entsteht dabei spielerisch. so Hüther: “Aus der Gehirnforschung weiß man, dass völlig absichtsloses Spielen für die besten Vernetzungen im Gehirn sorgt.” Dafür muss aber der Freiraum vorhanden sein - und der Wille der Eltern, sich aus dem Spiel der Kinder herauszuhalten.

Wichtig sei es auch, einen Dialog mit Kindern so zu gestalten, dass es nie aufhöre, Fragen zu stellen, findet der Hirnforscher. “Man darf einem Kind nichts erklären, wonach es nicht gefragt hat”, sagt Gerald Hüther im Interview mit Focus Online. “In dem Moment, wo ich einem Kind etwas erkläre, beraube ich es der Chance, es selbst herauszufinden.” Zu diesem Lernprozess gehört es auch, Kinder mit den eigenen Frustrationen umgehen zu lassen, um ihnen die Chance zu geben, aus den eigenen Fehlern zu lernen. Nur so erlernten Kinder eigene Handlungskompetenz, so der Hirnforscher. Über allem stehe, Kinder nicht zum Objekt der Eltern werden zu lassen, sondern sie sich als Subjekt entwicklen zu lassen.