Der Hosenanzug – von der feministischen Bewegung bis zum modernen Power-Dressing
Hillary Clinton, Bianca Jagger und Bella Hadid tragen ihn – den Hosenanzug. Heute eher als Modetrend bekannt, stand er ursprünglich mal für Emanzipation und Gleichberechtigung. Doch auch das war nicht immer der Fall: Die ersten Hosenanzüge für Frauen sorgten in der Gesellschaft zunächst für Empörung.
Die Entwicklung des Hosenanzugs: ein Symbol der Emanzipation
Paul Poiret, ein bedeutender Modedesigner des 20. Jahrhunderts, revolutionierte die Damenmode: Er arbeitete Schlitze in enge Kleider ein, um die Bewegungsfreiheit zu verbessern. Aus diesen Schlitzen formten sich die ersten Hosenbeine, was schließlich 1911 zur Entstehung des ersten Hosenanzugs für Frauen führte. Doch diese Innovation blieb weitgehend unbeachtet, denn der Hosenanzug war das Kleidungsstück des arbeitenden Mannes. Wer würde es also wagen, sich als Frau in einem Hosenanzug blicken zu lassen? Marlene Dietrich!
In den 30er Jahren zeigte sich die Hollywood-Schauspielerin in einem Jackett und einer dazu passenden Hose mit weiten Beinen. Sie setzte damit ein starkes Zeichen für Gleichberechtigung und Selbstbestimmung, doch der Erfolg des Kleidungsstückes blieb aus. Denn bis in die 1950er-Jahre konnten Frauen für das Tragen eines Hosenanzugs nicht nur beäugt, sondern wegen des Vorwurfs, sich als Mann zu verkleiden, verhaftet werden.
Schließlich war es Yves Saint Laurent, der 1966 für das Comeback des Hosenanzugs sorgte. Der französische Modemacher präsentierte mit „Le Smoking“ einen eleganten Hosenanzug für den Abend und vor allem: für Frauen. Bianca Jagger setzte mit einer abgewandelten Version des Hosenanzugs ein Statement, als sie im Jahr 1971 ein weißes Modell zu ihrer Hochzeit mit Mick Jagger trug. Das wäre einige Jahre zuvor noch unvorstellbar gewesen!
Ab Mitte der 1970er Jahre orientierte sich die Damenmode zunehmend an männlichen Kleidungsstilen: Streifenmuster, maskuline Schnitte, breite Schultern und hochgeschlossene Ausschnitte lösten verspielte Blumenmuster ab. Perlenketten und andere Schmuckstücke setzten dabei feminine Akzente. Und: Immer mehr Frauen verließen die Rolle der Hausfrau und begannen, berufliche Karrieren zu verfolgen, die zuvor Männern vorbehalten waren.
Die Vielfalt des Hosenanzugs: von klassischen Schnitten bis zu modernen Interpretationen
Schnell war der Hosenanzug nicht mehr nur bei Luxus-Labels zu finden, sondern fand Einzug in die breite Gesellschaft. Auch in den 1980er Jahren blieb er für Frauen ein Symbol von Revolution und Empowerment. Die feministische Frau eroberte nicht nur die männlich dominierte Arbeitswelt, sondern auch deren Kleidungsstil. Die bis dahin als besonders feminin geltende schmale Silhouette wurde durch breite Schulterpolster ersetzt – etwa bei Blazern.
Auch die Kragenformen des Blazers wurden nach und nach variiert. Ob klassischer Reverskragen mit einfacher Knopfleiste, ein Schalkragen mit Einschnitten oder ein runder Halsausschnitt ohne Kragen – jede Variante gab dem Klassiker einen eleganten, modernen oder minimalistischen Look.
Die Hose wurde in erster Linie gerade und mit einem Mid-Waist Bund geschnitten, mit dem Trend zu weiteren Hosen rutschte dieser aber immer weiter in Richtung Taille. Wer schmalere Modelle bevorzugt, findet in der Zigarettenhose eine stilvolle Alternative. Diese reicht ebenfalls bis zur Taille, wird jedoch zum Knöchel hin schmaler.
Bis heute gilt Kleidung als symbolischer Akt der Befreiung von gesellschaftlichen Rollenbildern und wird auch in der Politik bewusst eingesetzt. Hillary Clinton etwa machte den Hosenanzug zu ihrem Markenzeichen. Auch Kamala Harris erscheint während ihres Wahlkampfs häufig in einem Zweiteiler mit klaren Schnitten und hochwertigen Materialien. Dabei greift sie besonders oft zu Blau-Nuancen, um die Farben der Demokratischen Partei zu repräsentieren.
Modetrend mit Message: das Power-Dressing
Heute ist der Hosenanzug in einer Vielzahl von Farben, Materialien und Schnitten erhältlich. Blazer können sowohl bauchfrei als auch oversized getragen werden und lassen sich mit Shorts, schmalen oder weiten Hosen kombinieren.
„Coco Chanel gab den Frauen Freiheit, Saint Laurent gab ihnen die Power“, sagte Pierre Bergé, der Lebensgefährte von Yves Saint Laurent. Kein Wunder also, dass der aktuelle Modetrend zu Anzügen als Power-Dressing bekannt ist. Der Look: weit geschnittene Hosenanzüge und maskulin geschnittene Silhouetten.
Ein Blick auf die Laufstege zeigt, dass der Power-Suit auch in diesem Herbst im Trend liegt. Del Core präsentierte zum Beispiel einen lässig geschnittenen Hosenanzug in Creme mit einer auffälligen Schleppe, die bis zum Boden reicht. Der Blazer gleicht einer Robe – mit langem Reverskragen und tiefem Ausschnitt.
Auch Rejina Pyo präsentierte für diesen Herbst einen Hosenanzug mit weit geschnittener Hose und Sanduhr-Blazer mit breiten Schulterpolstern. Außerdem Trend: die kastanienbraune Farbe!
Stella McCartney zeigte hingegen einen weißen, sehr weit geschnittenen Hosenanzug, bei dem vor allem der Blazer ins Auge fiel: Trotz tiefem Ausschnitt trägt ihn das Model ohne etwas darunter offen. Zudem blitzt ein schwarzes Spitzenhöschen über dem Hosenbund hervor. Definitiv ein empowernder Anzug!
Auch ein Blick in die nächsten Saisons verrät, dass die Power-Suits weiterhin Trend bleiben. Bella Hadid präsentierte für Saint Laurent auf der Paris Fashion Week für Frühling/Sommer 2025 einen klassischen, weit geschnittenen Hosenanzug in Schwarz mit weißem Hemd und Krawatte.
Nicht nur der Hosenanzug bleibt also Trend, auch das Power-Dressing Empowerment sind aktuell wichtiger denn je. In Zeiten des Gender Pay Gaps sollten sich Frauen auch über ihre Kleidung stark fühlen. Was könnte dafür besser geeignet sein als ein Power-Suit? Ob oversized, schmal geschnitten, gemustert oder in leuchtenden Farben – der Hosenanzug ist und bleibt ein Kleidungsstück, das wir Frauen mit Stolz tragen!