Immer hungrig? Fünf Gründe – und wie Sie die ständigen Gelüste loswerden

Kuchen, Schokolade und Co. ziehen Sie magisch an? Diese fünf Gründe können aus Ernährungsberatungssicht dahinterstecken – und so werden Sie das ständige Hungergefühl los. (Symbolbild: Getty Images/ Bettmann)

Als holistische Ernährungsberaterin und Redakteurin teile ich wöchentlich auf Elle.de ganzheitliche Tipps zu den Themen Gesundheit, Ernährung und Wohlbefinden, die den Menschen als Einheit von Körper, Geist und Seele betrachten. Mein größtes Ziel ist es, zu zeigen, dass wahre Gesundheit und Balance auf mehreren Ebenen stattfinden und nur entstehen können, wenn alle körperlichen und seelischen Bedürfnisse berücksichtigt werden.

Hunger gehört zu den menschlichen Grundbedürfnissen und muss in regelmäßigen Abständen gestillt werden. Sind Sie jedoch immer hungrig und könnten etwas essen, auch wenn Sie erst gerade eine nährstoffreiche, sättigende Mahlzeit zu sich genommen haben? Bestimmte Umstände können ein ständiges Hungergefühl begünstigen und ein gesundes Gewicht beziehungsweise eine Gewichtsreduktion so gut wie unmöglich machen. Kommt man ihnen jedoch auf die Schliche, lässt sich das natürliche Hunger- und Sättigungsgefühl (wieder-)herstellen.

Dabei ist ein ständiges Hungergefühl nicht mit gelegentlichem Heißhunger auf Zucker, Fett und Co. gleichzusetzen, der von starken Blutzuckerschwankungen nach kohlenhydratreichen Speisen oder langen Fastenperioden herrührt. Die Gründe für ersteren liegen tiefer und müssen an der Wurzel gepackt werden, um zu seiner eigenen Intuition zurückzufinden. Die fünf häufigsten Gründe für ein nicht endendes Hungergefühl – und wie Sie diese eliminieren, verrate ich Ihnen im Folgenden.

Zugegeben: Der erste Grund für ständigen Hunger scheint offensichtlich, wird aber trotzdem häufig übersehen. Gerade Frauen neigen heutzutage dazu, zu wenig zu essen. Das kann sich auf die gesamte Kalorienmenge des Tages, auf die Wochenbilanz, aber auch auf einzelne Makronährstoffe wie Kohlenhydrate, Fette oder Eiweiße beziehen.

Wird ein Makronährstoff, zum Beispiel Fette aus gesunden Quellen wie Avocados, Olivenöl oder Nüssen, über einen längeren Zeitraum vernachlässigt, kann der Körper nach mehr Kalorien verlangen, obwohl man prinzipiell genug isst. Ebenfalls wichtig für ein anhaltendes Sättigungsgefühl sind ausreichend Proteine, komplexe Kohlenhydrate sowie Ballaststoffe, wobei letztere nicht nur zu einer langanhaltenden Sättigung beitragen, sondern zudem für eine gesunde Verdauung unabdingbar sind.

Auch eine hohe, körperliche Aktivität durch Sport oder Alltagsbewegung kann den Kalorienbedarf unbemerkt nach oben schrauben. Verbrennt der Körper mehr Kalorien, sendet er Ihnen womöglich auch deswegen vermehrt Hungersignale, um ein Defizit auszugleichen.

Doch nicht nur zu wenig Nahrung, sondern auch mangelnde Qualität der zugeführten Lebensmittel können Ursache ständiger Hungergefühle sein. Je mehr Mikronährstoffe ein Lebensmittel enthält, desto größer ist in der Regel nämlich auch sein Sättigungseffekt. Das liegt daran, dass Mikronährstoffe im Darm verarbeitet werden müssen, wodurch der Verdauungsprozess länger dauert. Aus diesem Grund machen Lebensmittel wie Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse länger satt als stark verarbeitete Produkte, die kaum Mikronährstoffe enthalten.

Schlafmangel und anhaltende Erschöpfung bringen das Sättigungshormon Leptin aus der Balance und führen zudem zu einem erhöhten Anstieg des Hungerhormons Ghrelin. Die erhöhten Energiereserven, die durch das Defizit an Regeneration entstehen, möchte der Körper mit einer erhöhten Kalorienzufuhr kompensieren. Und die setzt sich in der Regel besonders gerne in Form von ungesundem Bauchfett fest.

Auch Stress führt zu einem Ungleichgewicht bestimmter Hormone. Ein starker Anstieg des Stresshormons Cortisol kann dabei einen ständigen Essensdrang begünstigen. Auch emotionales Essen als Kompensation oder Belohnung für anstrengende Zeiten kann hier ein Grund sein.

Intervallfasten ist derzeit zwar absolut im Trend, bekommt aber nicht jedem. Gerade für das weibliche Geschlecht können lange Fastenperioden eine Herausforderung sein und zu einer vermehrten Ausschüttung des Stresshormons Cortisol führen, was wiederum zu einem Anstieg des Hungerhormons Ghrelin führen und die Einlagerung von Bauchfett begünstigen kann. Auch die Wahrscheinlichkeit von Heißhungerattacken am späten Nachmittag oder Abend steigt, da der Körper eine Gefahrensituation wittert und für „schlechte Zeiten“ vorsorgen möchte.

Neben genannten Faktoren können auch weitere, schlechte Angewohnheiten zu vermehrtem Hunger führen. Dazu zählen Unachtsamkeit beim Essen, zu schnelles Essen oder Dehydration in Folge von zu wenig Wasserzufuhr, wobei letztere oft mit einem Hungergefühl verwechselt wird. Achten Sie dementsprechend darauf, ausreichend und regelmäßig zu trinken und zu essen, sich Zeit bei der Nahrungsaufnahme zu nehmen und gut zu kauen. Als Faustregel gilt, jeden Bissen 30-mal zu kauen. Das tut übrigens auch Ihrer Verdauung gut, da diese bereits im Mund beginnt.

Wichtig: Auch ernsthafte Krankheiten wie eine Insulinresistenz oder eine Schilddrüsenüberfunktion können ein ständiges Hungergefühl auslösen. Halten Ihre Beschwerden über mehrere Wochen an, sollten Sie dementsprechend unbedingt einen Arzt aufsuchen. Auch bestimmte Medikamente, zum Beispiel mit Cortison oder Hormonen, können zu einem Ungleichgewicht des Hunger- und Sättigungsgefühls führen. Gegebenenfalls ist hier ein Präparatwechsel in Absprache mit Ihrem behandelnden Arzt sinnvoll.