Immer mehr junge Menschen erleiden einen Herzinfarkt – aber woran liegt das?
Anfang des Monats starb die ehemalige “Miss Teen Universe” Lotte van der Zee an den Folgen eines Herzinfarktes, nur einige Wochen später erlag auch die Schwester des einstigen “One Direction”-Mitglieds Louis Tomlinson einem Herzinfarkt. Die beiden Frauen waren gerade einmal 19 und 18 Jahre alt. Aber woran liegt es, dass auch immer mehr junge Menschen von Erkrankungen des Herzens betroffen sind?
Eine veröffentlichte Studie, die bei der 68. Sitzung des American College of Cardiology behandelt wurde, beschäftigt sich genau mit dieser Frage. Laut den Untersuchungen der Forscher ist die Anzahl junger Menschen, die einen Herzinfarkt erleiden, in den letzten zehn Jahren um zwei Prozent gestiegen.
Herzinfarkt-Rate bei den unter 40-Jährigen steigt an
Die Forscher teilten dazu die Personen, die sie miteinander verglichen, in zwei Gruppen auf. Die “jungen” waren zwischen 41 und 50 Jahre alt, die “sehr jungen” zählten als 40 Jahre oder jünger. Alle sind Überlebende eines Herzinfarktes. Die Forschungen ergaben: In einem von fünf Fällen waren die Betroffenen jünger als 40.
Wie die Wissenschaftler auch herausfanden, haben 20- und 30-Jährige mittlerweile ebenso schlechte Ergebnisse in den Tests nach einem Herzinfarkt, wie Menschen, die zehn Jahre älter sind und einen Infarkt überlebt haben.
“Früher war es unglaublich selten, dass jemand unter 40 einen Herzinfarkt bekommt – und einige dieser Menschen sind jetzt in ihren 20ern und frühen 30er Jahren”, erklärte der leitende Studienautor Dr. Ron Blankstein gegenüber “Yahoo Style”.
Der Kardiologe betonte: “Basierend auf dem, was wir sehen, scheinen wir uns in die falsche Richtung zu bewegen.”
Gründe für Herzinfarkte bei jungen Menschen
Dr. Chaturvedi, Experte für die Medizin bei Jugendlichen, stellte zwar klar, dass es noch nicht ausreichend erforscht sei, um eindeutige Schlüsse ziehen zu können, warum immer mehr junge Menschen Opfer eines Herzinfarktes werden – aber er vermute, dass der Lebensstil eine entscheidende Rolle spiele.
Nicht nur immer mehr verzeichnete Drogenmissbräuche seien demnach für Herzprobleme verantwortlich: “Es gibt heute mehr Stress und Angst in der Gesellschaft, die Art der Nahrung, die wir essen und Fettleibigkeit ist weit verbreitet und junge Menschen sind weniger körperlich aktiv als zuvor.”
Besonders junge Frauen betroffen
Während ein Herzinfarkt oft als “Männerkrankheit” abgestempelt wird, ist das Leiden schon lange keine Sache mehr, die vor allem Männer und die ältere Generation betrifft. Der deutsche Professor Jan Minners warnte gegenüber “Baby und Familie” davor, dass besonders Frauen ab 35 Jahren zur Risikogruppe zählen. Während die Rate der tödlichen Herzinfarkte bei Männern in den letzten Jahrzehnten um 42 Prozent zurückgegangen sei, sei bei den Frauen nur ein Rückgang um 37 Prozent zu verzeichnen.
Der Mediziner nannte auch mögliche Gründe dafür: Bei Frauen werde es oft später erkannt und behandelt. Dies liege nicht nur daran, dass die Beschwerden unspezifischer seien, die sich bei Frauen meist mit Übelkeit, leichter Atemnot und Schmerzen im linken Bereich der Schulter bemerkbar machten: Frauen würden vor allem nicht damit rechnen, tatsächlich einen Infarkt zu bekommen und rufen demnach fast eine Stunde später als Männer den Notarzt.
Um das Risiko zu minimieren, sollten Frauen nicht nur auf die Signale ihres Körper hören und auf Bewegung sowie ihre Ernährung achten: Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie weist darauf hin, dass ein Taillenumfang ab 88 Zentimeter das Infarktrisiko steigert. Daher wird zu einem Umfang von unter 80 Zentimetern geraten.
Risikofaktoren
“Es gibt ein weit verbreitetes Missverständnis, dass junge Menschen keine Herzinfarkte erleiden oder an Herzkrankheiten leiden können, weil sie schlank und fit sind. Dies ist jedoch falsch. Eine jährliche Untersuchung für Menschen ist ebenso wichtig und Alter und das Gewicht sind nicht immer ein Faktor”, betonte Dr. Chaturvedi.
Folgende Faktoren können das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen:
ungesunder Lebensstil
Bluthochdruck
vererbbare Krankheiten wie Hypertrophe Kardiomyopathie (HOCM), bei der der Herzmuskel dicker ist als normal
Anomalien der Blutgefäße, die das Herz mit Blut versorgen
verlängertes QT-Syndrom, ein vererbtes Herzrhythmusproblem
entzündeter Herzmuskel, der beispielsweise nach einer verschleppten Erkältung entstehen kann
Aber auch Kalk sollte nicht unterschätzt werden. Eine Verkalkung der Koronararterien im Alter von 40 Jahren kann das Risiko, bis Mitte 50 einen Herzinfarkt zu erleiden und vorzeitig zu sterben, erhöhen.
Sollte es bekannte Krankheiten in der Familie geben, sollte man – unabhängig vom Alter – einmal im Jahr einen Herz-Check vornehmen lassen. Die Vorsorgeuntersuchung “Check-up 35” kann alle zwei Jahre beim Hausarzt durchgeführt werden. Die Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten.
Symptome bei einem Herzinfarkt
Die Deutsche Herzstiftung e.V. hat auf der offiziellen Website die Anzeichen für einen drohenden Herzinfarkt zusammengefasst:
starke Schmerzen von mindestens fünf Minuten, die sich überwiegend im Brustkorb befinden, aber auch in andere Körperregionen, meist in die linke Hälfte, strahlen
starkes Druckgefühl oder Brennen im Herzbereich
Übelkeit, Erbrechen
Atemnot
Angstschweiß
fahl erscheinende Haut
Falls man selbst glaubt, einen Herzinfarkt zu bekommen, bei sich oder bei einer Person in seinem Umfeld die genannten Symptome beobachtet, sollte sofort ein Arzt kontaktiert werden. Der Notfalldienst wird einem dann gegebenenfalls Anweisungen übers Telefon geben. Wichtig ist: Ruhe bewahren und in der Nähe der betroffenen Person bleiben und so lange die Anweisungen des Notdienstes befolgen, bis ein Krankenwagen eintrifft.
Herzinfarkt vorbeugen
Um das Risiko für einen Herzinfarkt vorzubeugend zu verringern, gilt für junge und auch ältere Generationen gleichermaßen: Am besten komplett aufs Rauchen verzichten. Auch der Alkoholkonsum sollte nur noch in Maßen stattfinden.
Außerdem sollte auf genügend Bewegung geachtet werden. Experten raten zu rund zwei Stunden moderater Bewegung in der Woche. Das bringt nicht nur den Kreislauf in Schwung, es ist auch gesund fürs Herz.
Auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle. Sie sollte nicht nur gesund sein, sondern vor allem auch salz- und fettarm. Stattdessen sollte häufiger zu Fisch gegriffen werden, da die Omega-3-Fette gut fürs Herz sind. Auch 30 Gramm Ballaststoffe wirken sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus. Wichtig ist auch: Der Zuckerkonsum sollte reduziert werden. Dafür sollten täglich fünf Portionen Obst und Gemüse auf dem Tisch laden.
Des Weiteren sollte der Cholesterin-Wert im Auge behalten und Stress vermieden werden.