Bei Insiderhandel klicken Handschellen: Der Tag mit Bloomberg

(Bloomberg) -- Den deutschen Ermittlern könnte da ein recht dicker Fisch ins Netz gegangen sein. Der Verdacht: Eine Gruppe von fünf Personen, darunter ein Investmentbanker bei Perella Weinberg in London, soll mit illegalem Insiderhandel einen zweistelligen Millionengewinn erzielt haben. Den Behörden zufolge war das Modell der Klassiker der Zunft, den Hollywood in “Wall Street” ein Denkmal setzte: Demnach wusste ein Banker vorab von Übernahmen, deren Ankündigung Aktienkurse in die Höhe treiben würde. Komplizen deckten sich mit den Papieren vorab ein und stießen sie nach Bekanntgabe ab. Die Höhe des Gewinns macht deutlich, dass hier kein kleines Rad gedreht wurde. Einer der Beschuldigten sitzt sogar in U-Haft.

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Es ist der dritte aufsehenerregende Fall in nicht allzu langer Zeit, in dem Menschen in und um Deutschlands Finanzzentrum der Verlockung des schnellen Geldes durch Insiderhandel nicht widerstehen können. Vor einem Jahr wurde ein ehemaliger Lazard-Manager in Frankfurt zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, weil er einem Partner mit ähnlichen Tipps zu rund 8,5 Millionen Euro Gewinn verholfen hatte. Ein ehemaliger Fondsmanager von Union Investment musste ins Gefängnis, weil er mit den ihm anvertrauten Geldern 8,3 Millionen Euro unredliche Gewinne gemacht hat.

Dass Gier und die schiere Gelegenheit Banker in Versuchung führen kann, davon muss man ausgehen. Es liegt auch am Finanzsektor selbst, Abläufe einzurichten, die verhindern, dass dieser Versuchung nachgegeben wird. Gut zu wissen, dass auch die nächsten Kontrollinstanzen — Bafin und Staatsanwaltschaft — am Ball bleiben.

AKTUELLE MELDUNGEN:

  • Die deutsche Finanzbranche hat im vierten Quartal zwar erneut mehr Stellen ausgeschrieben als im Vorjahreszeitraum, allerdings hat sich der prozentuale Zuwachs deutlich verlangsamt.

  • Renault plant seinen Anteil an Nissan um fast zwei Drittel auf 15% zu verringern.

  • VW will ab 2026 mit Elektroautos “deutlich” Geld verdienen, wie Finanzchef Antlitz im Süddeutsche-Interview sagte.

  • Mit Unterstützung aus Südamerika will Bundeskanzler Scholz Autokonzernen wie Mercedes-Benz Group AG und Volkswagen AG helfen, die Rohstoffbasis für ihre Wende zur E-Mobilität zu sichern.

  • Philips will weitere 6.000 Stellen streichen.

  • Der indische Milliardär Gautam Adani hält den Betrugsvorwürfen von Hindernburg Research nun einen 413-Seiten Bericht entgegen. Der Leerverkäufer indessen hält die Mehrzahl seiner Fragen für unbeantwortet.

  • Die Abwanderung von Leistungsträgern bei der Credit Suisse geht weiter. Laut einem internen Memo verliert die Bank ihren wichtigsten Manager im indonesischen Private Banking.

  • Der deutsche Gaseproduzent Messer sondiert Kreisen zufolge Staatsfonds, um Unterstützung bei der Finanzierung einer Transaktion zu erhalten.

ANALYSEN:

  • Manager im Investmentbanking in Asien sehen sich informierten Kreisen zufolge Vergütungseinschnitten von 40% bis 50% gegenüber, wobei Japan bei der Betrachtung außen vor bleibt

AKTIENMÄRKTE | Chinas CSI-300 nimmt den Handel nach den Feiertagen zum Mondneujahr freundlich auf und steuert auf einen Bullenmarkt zu. Gegenüber den Tiefs vom Oktober liegt er inzwischen rund 20% im Plus. Die Notenbank in Peking verlängert ihre Stützungsmaßnahmen für grüne Technologien. Mehr als 2% abwärts geht es indessen für den Leitindex der Börse Hongkong. Besonders unter Druck stehen Immobilienwerte angesichts eines 14%-Einbruch bei der Zahl verkaufter Wohnungen in China. Aktien aus den Bereichen Reise und Unterhaltung litten unter Gewinnmitnahmen. Die Wall Street schloss am Freitag etwas fester, wobei der technologielastige Nasdaq-100-Index auf die beste Wochenperformance seit November kam. Für die europäischen Börsen lassen die Futures einen etwas leichteren Auftakt erwarten.

RENTENMÄRKTE | Am europäischen Staatsanleihemarkt überwog auch am Freitag das Verkaufsinteresse, wobei es erneut Italienbonds waren, die besonders unter Druck standen. Die Rendite 10j BTP stieg 6 Bp, nachdem sie am Vortag die Marke von 4% überwunden hatte. Heute beschafft die EU 4 Milliarden Euro über Anleihen mit Laufzeiten bis 2027 und 2032. Im Fokus stehen die Zinsentscheidungen der US-Notenbank (am Mittwoch) und der Bank of England sowie der EZB (am Donnerstag).

ROHSTOFFMÄRKTE | Der Ölmarkt weitet die Freitags-Einbußen zum Start der neuen Handelswoche aus. Händler strichen einen Teil ihrer Gewinne ein, erklärte James Whistler, Managing Director bei Vanir Global Markets in Singapur. “Die Bullen könnten jedoch noch immer aus der Deckung kommen, da Chinas wieder aufkeimende Nachfrage an Einfluss gewinnt.” Der Goldpreis geht wie am Freitag seitwärts.

TERMINE AM MONTAG

  • Quartalszahlen Europa: Stabilus, Ryanair, Philips

  • 09:00 Inflation Spanien

  • 10:00 BIP-Schnellschätzung Q4

  • 10:00 Bundesfinanzhof (BFH), Urteil zur Verfassungsmäßigkeit des Solidaritätszuschlags

  • 11:00 Index Wirtschaftsstimmung und Geschäftsklima Eurozone Januar

  • 11:30 Regierungs-PK

  • Quartalszahlen USA: GE Healthcare Technologies

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