InStyle Sport: Das Titelinterview mit Yoga-Influencerin Mady Morrison
Sie ist die Frau, deren Name in jedem Gespräch, das sich um Yoga dreht, so sicher fällt wie der Puls nach dem Workout: Mady Morrison. Schließlich war die 34-Jährige nicht ganz unwesentlich daran beteiligt, dass die indische Lehre in Deutschland heute ein Breitensport ist: Mit über 3,6 Millionen Abonnent*innen ist ihr YouTube-Kanal der hierzulande erfolgreichste zum Thema – und zur #yogamitmady-Community gehören Neulinge genauso wie erfahrene Yogis.
Uns hat Mady im Interview erzählt, was sie mit 13 Jahren zum Yoga gebracht hat, wie sie bei all dem Hustle innerlich in Balance bleibt und welches Projekt sie als nächstes plant. Spoiler: Mit Yoga hat es nichts zu tun.
Mady Morrison im Interview: Einblicke in ihre Yoga-Welt und ihre Zukunftspläne
InStyle: Jenseits von Terminen und Social Media: Was war das Highlight deines heutigen Tages?
Mady Morrison: Mein Hund hat auf unserer Gassirunde einen Schuh von mir getragen. Das zaubert mir und allen Menschen, die uns begegnen, immer ein großes Lächeln ins Gesicht. (Anm. d. Red.: Madys Labrador Nyle, auch „Süßbert“ oder „Schnipselchen“ genannt, hat selbst 16,4 Tausend Insta-Follower.)
Wirst du mittlerweile auf der Straße erkannt?
Ja, sehr oft sogar. Auch in anderen Ländern wie der USA, Island oder Indonesien. Die #yogamitmady-Community ist überall auf der Welt. Ich freue mich jedes Mal sehr, wenn ich meine Zuschauer*innen persönlich treffe. Wenn es die Zeit zulässt, nehme ich mir immer gerne einen Moment, um mit ihnen zu plaudern, Fotos zu machen und mich mit ihnen über ihre Yogareise auszutauschen. Es ist immer eine besondere Erfahrung, die Menschen hinter den Bildschirmen auch im echten Leben kennenzulernen. Und auch wenn es fast kitschig klingt, aber das Allerschönste ist dabei das Strahlen in ihren Augen, wenn sie erzählen, wie gut ihnen die Videos tun. Diese persönlichen Geschichten und Begegnungen sind unglaublich inspirierend und berühren mich tatsächlich sehr. Und wenn ich mal nicht erkannt werde, dann spätestens Nyle. Der hat schon einen kleinen Fanclub. (lacht)
Wie fühlt es sich an, Menschen zu „influencen“?
Für mich macht es eigentlich keinen Unterschied, ob ich eine Privatstunde gebe, auf einer Bühne vor 3.000 Teilnehmer*innen stehe oder meine Stunden online mit mehreren Hunderttausend Menschen teile. Ich bin immer zu 100 Prozent und mit vollem Herzen dabei, und möchte für meine Schüler*innen stets das Beste. Natürlich bin ich stolz darauf, dass mein Kanal mittlerweile so viele Menschen erreicht und sie dabei unterstützt mehr Bewegung und Leichtigkeit in ihren Alltag zu integrieren. Ich definiere mich jedoch nicht über eine Abonnentenzahl und bin der Meinung, dass jeder seinen Beitrag leisten kann und wir am Ende alle für jemanden die Nummer Eins sein können.
Als Kind standen bei dir eher Fußball und Schlagzeugspielen an erster Stelle. Wie passte Yoga da rein?
Ich war schon immer sehr vielseitig interessiert und sehr begeisterungsfähig. So bin ich auch geritten, habe Linedance getanzt oder habe das Schülerradio moderiert. Irgendwann kam Yoga um die Ecke und ich war neugierig, was dahintersteckt.
Da warst du gerade einmal ein Teenager …
Genau, zum ersten Mal damit in Berührung kam ich mit 13 Jahren. Meine Oma hat Yoga praktiziert und meine Sportlehrerin hat immer wieder Yoga-Elemente in den Sportunterricht einfließen lassen. Das fand ich spannend und ein bisschen witzig, also kaufte ich mir ein Buch und begann, über Yoga zu lesen und die Übungen auszuprobieren.
Wieso der Schritt, deine Yoga-Praxis online zu teilen?
Ich war Anfang 20 als ich meine erste Yogalehrerausbildung absolvierte und wollte Yoga vor allem jungen Menschen, in meinem Alter, zugänglicher machen. Heute sind Yoga und Pilates super hip – damals wurde man dafür sehr belächelt. Das wollte ich unbedingt ändern! Der natürlichste Weg das zu tun, waren da die sozialen Medien. Und so habe ich angefangen Yoga-Videos für Youtube und Instagram zu produzieren – bis heute mit dem Ziel und der Motivation Yoga modern, hochqualitativ und kostenfrei für alle Menschen zur Verfügung zu stellen.
Wie wichtig ist die Interaktion mit deinen Follower*innen auf YouTube?
Sehr wichtig. Ich nehme mir viel Zeit zum Lesen und Beantworten der Kommentare und führe auch eine sehr große Feedback- und Ideenliste ausschließlich für Youtube. Oft nutze ich auch Umfragen auf Instagram, um Videowünsche zu sammeln und herauszufinden, welche Themen gerade am dringendsten gebraucht werden und wo sich die Interessen der Community überschneiden. Natürlich kann ich bei 3,6 Millionen Abonennt*innen und über 10 Millionen Nutzer*innen nicht alle Wünsche erfüllen, aber ich gebe mir große Mühe.
Dein Tipp: Was sollten alle beachten, die einen Sport via Online-Videos erlernen wollen?
Wichtig ist vor allem, auf den eigenen Körper zu hören und nichts zu erzwingen! Bei Online-Videos fehlt natürlich eine direkte Korrektur durch ein*n Lehrer*in, daher ist es besonders wichtig, achtsam mit sich selbst zu sein. Gerade am Anfang sollte man sich Zeit lassen, die Bewegungen in Ruhe auszuführen und lieber eine leichtere Variante zu wählen, anstatt sich zu überfordern. Yoga ist kein Wettkampf und es geht auch nicht darum, möglichst flexibel zu sein oder eine bestimmte Form zu erreichen. Daher betone ich in meinen Videos auch immer und immer wieder, besonders achtsam zu sein und die körperlichen Grenzen anzunehmen und zu akzeptieren. Am Ende geht es vor allem darum sich selbst, seinem Körper und seinem Geist etwas Gutes zu tun!
Mein Kredo lautet: Yoga für alle! Ich richte mich also sowohl an Yoga-Anfänger, als auch an geübtere oder fortgeschrittene Teilnehmer. Auf meinem Youtubekanal gibt es mittlerweile mehr als 150 Mitmach-Videos zu unterschiedlichen Schwerpunkten. Da findet in der Regel jede*r etwas passendes.
Welche Vorteile bieten Videos auf YouTube im Vergleich zu Kursen in Studios?
Das Schöne ist, dass man zu jeder Zeit und an jedem Ort der Welt auf die Youtube-Videos zugreifen kann. Man ist dadurch unglaublich flexibel und kann sich die Videos nach seinen eigenen Bedürfnissen und zeitlichen Kapazitäten zusammenstellen, ohne sich nach externen Stundenplänen richten zu müssen. YouTube-Inhalte sind darüber hinaus komplett kostenlos und dadurch wirklich für jeden verfügbar.
Auf der anderen Seite bieten Studios die Möglichkeit, in einer Gemeinschaft zu üben und von einem direkten Feedback eines Lehrers oder einer Lehrerin zu profitieren. Außerdem kann die Atmosphäre im Studio eine besondere Ruhe und Konzentration fördern, die zu Hause manchmal schwerer zu finden ist.
Ein Blick in die Zukunft: Was glaubst du, wie wir in fünf Jahren trainieren werden?
Hui. Wahrscheinlich werden wir in fünf Jahren mit Virtual Reality Brillen vor den Bildschirmen rumspringen und dabei in Welten eintauchen, die das Training noch realistischer und interaktiver machen. Aber unabhängig von der Technik glaube ich, dass mentale Gesundheit und Achtsamkeit eine noch größere Rolle spielen werden. Es wird immer mehr darum gehen, Fitness ganzheitlich zu betrachten und auch das innere Gleichgewicht zu fördern.
Du wirst in den Kommentaren oft nach Details zu deinen Looks gefragt. Wie wichtig ist dir bei Yoga-Wear die Funktionalität verglichen mit der Ästhetik?
Für mich steht Funktionalität privat immer an erster Stelle. Plane ich ein YouTube-Video, geht es mir jedoch vor allem um die ästhetische Gesamtkomposition. Da nehme ich auch manchmal in Kauf, dass eine Tights nicht perfekt sitzt, wenn sie dafür gut zur Szenerie passt.
Labels, auf die du privat gerne zurückgreifst?
Ich mag Lululemon sehr gern. Die Sachen sind hochwertig, funktional, unglaublich langlebig und lassen sich auch im Alltag ganz wunderbar tragen. Neben den üblichen Verdächtigen mag ich aber auch Casall sehr gerne. Die haben nicht so viele auf dem Schirm.
Du designst auch selbst – allerdings keine Sport-, sondern Everyday-Fashion. Wie kommt’s?
Es gibt viele großartige Activewear-Labels, und ich hatte keinen Antrieb, mich in diesem Bereich zu verwirklichen. Stattdessen fehlte mir Lifestyle-Kleidung mit knackigen Statements und zeitgemäßen Designs rund um Mindfulness. Als studierte Kommunikationsdesignerin wollte ich meine kreative Ader in solche Projekte einfließen lassen.
Es wird draußen immer ungemütlicher: worauf sollte man bei Sport in der kalten Jahreszeit unbedingt achten?
Kleidungsschichten tragen. (Zwiebelprinzip)
Gründlich Aufwärmen.
Viel Trinken.
Rutschfestes Schuhwerk.
Der wichtigste Rat, den du in Sachen Sport oder Gesundheit je bekommen hast?
A healthy outside, starts from the inside.
Welche Rolle spielt die Ernährung in deinem Lebensstil?
Ich habe in der Vergangenheit gefühlt alle Ernährungskonzepte einmal durchgespielt und bin sehr dankbar, mittlerweile bei einem intuitiven Ansatz angekommen zu sein. Ich höre auf meinen Körper und esse, was mir guttut. Dabei achte ich darauf, viel pflanzliche Nahrung zu integrieren, da ich mich damit einfach am besten fühle. Genuss gehört für mich ebenso dazu wie nährstoffreiche, ausgewogene Mahlzeiten – ohne dogmatisch zu sein.
Ich gehe davon aus, dass du viel am Laptop arbeitest. Wie integrierst du dennoch genug Bewegung in den Alltag?
Wohl wahr, oft herrscht der Irrglaube, ich wäre den ganzen Tag auf der Matte. Schön wärs. Aber das ist in der Tat nur ein ganz kleiner Teil meiner Arbeit. Durch meinen Hund komme ich netterweise schon auf ein gutes Schrittepensum jeden Tag, und diese Zeit in der Natur genieße ich auch sehr. Ansonsten versuche ich hier und da ein kleines Workout oder eine Boxing Session einzubauen.
Apropos: Kannst du uns einen Einblick in deinen persönlichen Trainingsplan geben?
Yoga am Morgen ist mein heiliger Gral. Direkt nach dem Aufstehen auf die Matte und der Tag beginnt mit einer ganz anderen Klarheit und inneren Haltung! Dafür reichen auch schon 15 Minuten. Und das Schöne ist ja, dass ich dafür nur meine Yogamatte brauche, die ich überallhin mitnehmen kann. Egal, wo ich bin – Yoga passt sich meinem Alltag an und macht es mir sehr leicht, dran zu bleiben.
Beim Boxen sieht es etwas anders aus. Wenn ich in Berlin bin, versuche ich regelmäßig, etwa einmal pro Woche, mit meinem Trainer zu trainieren. Aber da ich oft unterwegs bin, kommt es auch mal vor, dass ich längere Zeit aussetze. Ich mache mir da keinen Stress – es ist mir wichtig, flexibel zu bleiben und den Sport zu genießen, wenn es passt.
Was rätst du denen, die Schwierigkeiten haben, eine regelmäßige Sport-Praxis aufrechtzuerhalten?
Da habe ich 3 Tipps:
1. Suche dir einen Plan zum Abhaken.
Ein konkreter Trainingsplan hilft, den Überblick zu behalten und motiviert, dranzubleiben, indem man Erfolge sichtbar abhaken kann.
2. Schnapp dir einen Trainingspartner.
Zu zweit macht das Training mehr Spaß und es fällt leichter, sich gegenseitig zu motivieren und verbindlich zu bleiben.
3. Bleib realistisch.
Überfordere dich nicht mit zu hohen Erwartungen. Setze dir Ziele, die zu deinem Alltag passen und die du kontinuierlich verfolgen kannst.
Puppy-, Ziegen- und Küken-Yoga: Was hältst du davon?
Da bin ich absolut gar kein Freund von. Tiere sind keine Requisiten, und ich bezweifle ehrlicherweise, dass sie sich in solchen Umgebungen wirklich wohlfühlen. Diese Art von Yoga mag auf den ersten Blick unterhaltsam wirken, aber ich glaube weder, dass sie dem Wohl der Tiere gerecht wird, noch dass sie die der Qualität der Yogapraxis dient.
Und Hand aufs Herz: Gibt es Sportarten, für die du dich noch nie begeistern konntest?
Volleyball und Bowling. Darin bin ich eine absolute Niete.
Mit deinem Freund bist du über 15 Jahre zusammen – ihr arbeitet sogar zusammen. Macht ihr auch zusammen Sport?
Aktuell weniger. Wir haben zu meinen Unizeiten aber zusammen Acro-Yoga gemacht. Daran denke ich gern zurück.
Welche sportlichen und privaten Ziele hast du noch?
Ich würde sehr gerne mal für 10 Tage in Schweigekloster (Vipassana). Mich fasziniert der Gedanke, komplett offline zu gehen und für 10 Tage in absolute Stille abzutauchen. Und nachdem ich jetzt über 10 Jahre meine komplette Zeit und alle Ressourcen in meine Arbeit gesteckt habe, ist es nun an der Zeit auch mal ein privates Projekt in den Fokus zu stellen. Nächstes Jahr heißt es dann: Hausbau wir kommen. Und auf diese spannende Reise nehme ich meine Community natürlich mit.