Irritationen, Rötungen, Juckreiz? Was die Hautbarriere damit zu tun haben könnte und wie wir sie schützen
Die Haut ist das größte Organ des menschlichen Körpers und hat so einige wichtige Aufgaben: Sie bildet eine Schutzbarriere gegen äußere Einflüsse, reguliert die Körpertemperatur und dient als Sinnesorgan, da sie über Millionen von Rezeptoren verfügt, die Berührung, Schmerz, Druck und Temperatur wahrnehmen. Das macht sie gleichzeitig auch wahnsinnig komplex. Viele Reaktionen der Haut sind deshalb nicht auf den ersten Blick nachvollziehbar. Gerade im Winter leiden viele etwa an trockenen Stellen, Rötungen und Irritationen. Dr. Henrike Neuhoff, Leitung Bereich Wissenschaft bei Lavera, weiß: Das hängt häufig mit der Hautbarriere zusammen. Was sie ausmacht und wie wir sie schützen, erfährst du im Interview.
Im Interview: Dr. Henrike Neuhoff über Hautbarriere, Mikrobiom und den richtigen Schutz
InStyle: Was genau versteht man eigentlich unter „Hautbarriere“?
Dr. Henrike Neuhoff: Die Hautbarriere ist eine schützende Schicht der Haut, die ihre wichtigste Funktion darin hat, das Eindringen von schädlichen Stoffen von außen zu verhindern und gleichzeitig die Feuchtigkeit im Inneren zu bewahren. Die „Barriere“ befindet sich in der äußersten Hautschicht, der sogenannten Epidermis, genauer gesagt, im Stratum Corneum, der Hornschicht.
Welche Hauptkomponenten bilden die Hautbarriere und wie arbeiten sie zusammen, um die Haut zu schützen?
Die Hautbarriere besteht aus zwei Hauptkomponenten: den Hornzellen, auch Korneozyten genannt, die wie Ziegel in einer Mauer angeordnet sind, sowie den Lipiden, die diese Zellen zusammenhalten und abdichten. Die Lipide setzen sich hauptsächlich aus Ceramiden, Cholesterin und Fettsäuren zusammen. Diese „Ziegel-Mörtel“ Struktur sorgt dafür, dass schädliche Umweltstoffe wie Bakterien, Viren und Schadstoffe nicht in die Haut eindringen können. Gleichzeitig verhindern sie, dass Feuchtigkeit entweicht.
Was genau ist das Mikrobiom?
Das Mikrobiom der Haut ist die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die auf unserer Haut leben. Diese Mikroorganismen bilden eine komplexe Gemeinschaft, die in Symbiose mit der Haut existiert und eine wichtige Rolle für die Hautgesundheit spielt.
Wie schützt das Mikrobiom die Haut?
Das Mikrobiom schützt die Haut, indem es verhindert, dass krankheitserregende Mikroorganismen, wie etwa schädliche Bakterien, die Haut besiedeln. Es unterstützt das Immunsystem der Haut und trägt somit zur Entzündungsregulation bei. Zudem schützt es die Hautbarriere, in dem es mit den Zellen der Haut interagiert und die Produktion von Lipiden sowie anderer wichtiger Substanzen fördert, und die Haut gesund und feucht hält.
Welche äußeren und inneren Faktoren können die Hautbarriere und das Mikrobiom im Herbst und Winter beeinträchtigen?
Der ständige Wechsel zwischen kalter Außenluft und beheizten Innenräumen belastet die Haut. Diese ständigen Temperaturwechsel können dazu führen, dass die Hautbarriere durchlässiger wird, was zu Irritationen und einer gestörten Mikrobiom Balance führen kann. Da kalte Luft weniger Feuchtigkeit enthält, trocknet die Haut schneller aus. Dadurch gerät auch das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht, da trockene Haut Bedingungen schafft, unter denen schädliche Bakterien oder Pilze überhandnehmen können. Dazu kommt die Heizungsluft, denn in den Innenräumen ist die Luft durch Heizungen auch extrem trocken. Dies verstärkt den Feuchtigkeitsverlust der Haut zusätzlich und schwächt die Barrierefunktion. Aber auch starker Wind verstärkt den Feuchtigkeitsverlust der Haut und führt dazu, dass die Barrierefunktion gestört wird.
Warum ist die Haut besonders in der kalten Jahreszeit anfälliger für Trockenheit und Irritationen?
Aufgrund der kalten Luft reguliert unser Körper den Stoffwechsel in der Haut herunter. Die Blutgefäße ziehen sich zusammen, damit weniger Wärme über die Haut verloren gehen kann. In der Folge finden Regenerationsprozesse nur noch verlangsamt statt. Bei unter 8 °C stellen außerdem die Talgdrüsen ihre Aktivität ein, wodurch der natürliche Fettfilm nicht mehr erneuert wird und ausdünnt. Zwar verliert die Haut bereits in der kalten Luft Feuchtigkeit, aber noch viel intensiver, wenn man nach einem längeren Aufenthalt im Freien wieder in gut beheizte Räume zurückkehrt. Denn warme Heizungsluft hat meist eine sehr geringe Luftfeuchtigkeit und entzieht der Haut besonders viel Feuchtigkeit.
Welche Anzeichen deuten darauf hin, dass die Hautbarriere geschädigt oder geschwächt ist?
Eine geschwächte oder geschädigte Hautbarriere zeigt verschiedene sichtbare und spürbare Symptome, die darauf hindeuten, dass die Haut die schützende Funktion nicht mehr richtig erfüllt. Die Haut verliert die Fähigkeit, Feuchtigkeit zu speichern, was zu einem trockenen und schuppigen Hautbild führt. Es können sogar kleine Risse auftreten. Eine gestörte Hautbarriere ist zudem anfälliger für Reizungen, da diese den Eintritt von irritierenden Stoffen nicht mehr effektiv verhindern kann. Dies zeigt sich häufig durch Rötungen, Flecken oder leichten Entzündungen.
Auch Juckreiz deutet auf einen erhöhten Feuchtigkeitsverlust hin. Dieser tritt oft in Verbindung mit Trockenheit und Irritationen auf. Genauso wie Überempfindlichkeit gegenüber Produkten, die man ansonsten immer gut vertragen hat sowie Akne und Hautunreinheiten. Wenn das Mikrobiom aus der Balance gerät, begünstigt dies das Wachstum von schädlichen Bakterien, was wiederum zu Pickeln und Mitessern führen kann.
Welche Inhaltsstoffe in Hautpflegeprodukten sind besonders wirksam zur Unterstützung der Hautbarriere?
Präbiotika sind ideal für die Pflege der Haut, da sie als Nährstoffe für die nützlichen Mikroorganismen dienen, die auf unserer Haut leben. Diese Mikroorganismen werden gefördert, um das Gleichgewicht des Mikrobioms zu erhalten und schädliche Bakterien zu verdrängen. Ein gesundes Hautmikrobiom stärkt die Hautbarriere, indem es die Produktion von Lipiden und anderen Substanzen fördert, die die Haut feucht und geschmeidig halten. Unsere Barrier Balance Produkte enthalten eine Vielzahl wertvoller Präbiotika. Der indische Kaktusfeigenextrakt unterstützt mit seiner präbiotischen Aktivität das Wachstum der nützlichen Hautbakterien. Der Bio-Topinambur Extrakt, reich an Inulin und Vitaminen, ist ebenfalls ein hervorragendes Präbiotikum. Zusätzlich stärken das Lactobacillus Ferment und das Lactococcos Ferment Lysate die Hautbarrierefunktion und lindern Hautirritationen. Der Bio-Grüner Tee-Extrakt schützt zudem die Hautbarriere vor Zellschäden und freien Radikalen und wirkt entzündungshemmend, wodurch Irritationen und Rötungen gemindert werden.
Wie lange dauert es, bis eine geschädigte Hautbarriere wieder in Balance ist?
Die Zeit, die benötigt wird, um eine geschädigte Hautbarriere wieder in Balance zu bringen, hängt von mehreren Faktoren ab, darunter die Schwere der Schädigung, die individuellen Hautbedingungen und den Regenerationsmaßnahmen. Im Allgemeinen rechnet man zwei bis sechs Wochen, bis sich die Hautbarriere deutlich erholt hat.
Welche Fehler sollten vermieden werden, wenn es darum geht, die Hautbarriere zu pflegen?
Zu häufiges Waschen, insbesondere mit heißem Wasser oder aggressiven Reinigungsprodukten, kann die Hautbarriere schädigen. Aggressive Tenside entziehen der Haut Feuchtigkeit und Lipidem, die für eine gesunde Barriere notwendig sind. Zu empfehlen sind milde, pH-hautneutrale Reinigungs- und Pflegeprodukte. Ebenso sollte man auf hautreizende Inhaltsstoffe wie hochkonzentrierte Retionide, Säuren (AHA, BHA) verzichten.
Wie können gestresste oder entzündete Hautzustände, die durch eine geschwächte Barriere verursacht werden, effektiv behandelt werden?
Gestresste und entzündete Haut mit einer geschwächten Hautbarriere braucht besonders sanfte und gezielte Pflege, um sich zu regenerieren und die Hautschutzfunktion wieder herzustellen. Hier helfen Präbiotika, Lipide und hauteigene Inhaltsstoffe wie Ceramide, Squalan, Glycerin und natürliche Öle, die der Haut wieder das zurückgeben, was ihr fehlt, um in eine gesunde Balance zu kommen.