Italienische Gemeinde verkauft Häuser für einen Euro

Die italienische Gemeinde Cinquefrondi will Menschen mit einem besonderen Programm dazu bringen, sich dort anzusiedeln. Manche Häuser sind im Städtchen schon ab einen Euro zu haben. Das Programm "Operation Schönheit" hat allerdings einen kleinen Haken.

Die italienische Gemeinde Cinquefrondi bietet Häuser wie diese für einen Euro an. (Bild: Screenshot via YouTube)
Die italienische Gemeinde Cinquefrondi bietet Häuser wie diese für einen Euro an. (Bild: Screenshot via YouTube)

Die italienische Gemeinde Cinquefrondi in der Region Kalabrien ist von der Coronavirus-Pandemie vergleichsweise verschont geblieben. Doch sie hat ein anderes großes Problem. Immer mehr Einwohner treten die Flucht gen größere Städte an. Nun sollen die Menschen zurückgeholt und die Gemeinde wiederaufgebaut werden. Dafür sorgen soll ein ungewöhnliches Programm. Wer nach Cinquefrondi zieht, bekommt ein Haus – fast – geschenkt.

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Cinquefrondi vermarktet sich als Coronavirus-freie Gemeinde, da es dort zuletzt keinen einzigen Infektionsfall gegeben haben soll. Überhaupt blieb die gesamte Region von der Viruspandemie verschont. Während Italien von COVID-19 besonders hart getroffen wurde, war in Kalabrien die Zahl der Infektionen am niedrigsten. Doch nicht nur mit dieser Erfolgsgeschichte will Cinquefrondi auf sich aufmerksam machen. Die Gemeinde lockt die Menschen auch mit einem finanziellen Anreiz. Wer seinen Wohnort dorthin verlegt, kann eine Immobilie für rund einen Euro erwerben.

Was ist "Operation Schönheit"?

Das Programm nennt sich "Operation Schönheit" und hat das Ziel, wieder Leben ins Städtchen zu bringen. "Die Suche nach neuen Eigentümern für die vielen verlassenen Häuser ist ein wichtiger Teil der Operation Schönheit, die ich gestartet habe, um heruntergekommene Häuser, verlorene Stadtteile zurückzugewinnen", sagt Bürgermeister Michele Conia in einem Interview mit dem Nachrichtensender CNN.

Wie viele italienischen Gemeinden auch leidet Cinquefrondi daran, dass immer mehr Einwohner das Weite suchen. Vor allem junge Menschen zieht es auf der Suche nach Arbeit in die größeren Städte. Die Folge: Die noch rund 6.500 Einwohner (Stand 2018) zählende Gemeinde verwaist immer mehr, während ganze Stadtteile von baufälligen Häusern geprägt sind. Resignieren will der Auswanderersohn Conia deswegen nicht. "Ich bin in Deutschland aufgewachsen, wohin meine Eltern ausgewandert waren", so der Politiker. "Dann kam ich zurück, um mein Land zu retten. Zu viele Menschen sind im Laufe der Jahrzehnte von hier geflohen und haben leere Häuser zurückgelassen. Wir dürfen nicht der Resignation erliegen."

Kehrseite der Medaille

Ganz umsonst sind die Immobilien jedoch nicht, die ihm Rahmen von "Operation Schönheit" an den Mann gebracht werden. Davon soll es in Cinquefrondi übrigens rund 50 geben – meist handelt es sich um Häuser, die einst Bauern, Schäfern und Handwerkern gehörten. Die nächsten Besitzer will Conia dazu bringen, dass sie sich aktiv am Wiederaufbau der Gemeinde beteiligen. Zwar zahlen sie pro Immobilie rund einen Euro. Doch verpflichten sie sich mit dem Kauf zugleich, Haus und Grundstück in Schuss zu bringen. Wer sein neues Zuhause nicht innerhalb von drei Jahren renoviert hat, muss 22.470 Euro Strafe zahlen.

Michele Conia, Bürgermeister von Cinquefrondi im Jahre 2018 in Rom (Foto Simona Granati/Getty Images)
Michele Conia, Bürgermeister von Cinquefrondi im Jahre 2018 in Rom (Foto Simona Granati/Getty Images)

Das ist ein Wermutstropfen, den die Käufer gerne in Kauf nehmen dürften. Denn nicht nur seien die Vertragsgebühren in Höhe von 280 Euro pro Jahr für die Dauer der Renovierungsarbeiten sehr niedrig, sagt Conia. Auch die Kosten für die Renovierungsarbeiten für die "gemütlichen und kleinen" Häuschens hielten sich mit 10.000 bis 20.000 Euro in Grenzen.

Im Video: Auch in diesem Ort wurden Häuser für 1 Euro feilgeboten