Japanische Frauen engagieren sich gegen High-Heels am Arbeitsplatz

Frauen in Japan können dazu gezwungen werden, am Arbeitsplatz Absätze zu tragen. Foto: Getty
Frauen in Japan können dazu gezwungen werden, am Arbeitsplatz Absätze zu tragen. Foto: Getty

Fast 20.000 japanische Frauen haben eine Petition gegen Unternehmen unterzeichnet, die ihnen vorschreiben, Absatzschuhe am Arbeitsplatz tragen zu müssen.

Japan belegt im Gleichstellungsindex des Weltwirtschaftsforums Platz 110 von 149 und ist bekannt für strenge Kleidungsvorschriften in vielen Unternehmen, laut denen Frauen Schuhe mit Absätzen tragen müssen.

Zwar gibt es ein paar Ausnahmen im Bereich der neuen Medien, aber viele Unternehmen – darunter auch Banken und Anwaltskanzleien – schreiben ihren weiblichen Angestellten vor, Absatzschuhe zu tragen.

Yumi Ishikawa, eine feministische Autorin und Künstlerin aus Tokio, hat nun eine Petition gestartet, um diese Kultur zu verändern.

Auf einer Pressekonferenz Anfang der Woche übergab Ishikawa ihre Petition an die japanische Regierung.

Sie hat das Hashtag #KuToo – eine Anspielung auf die #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Belästigung – erfunden, das sie im Zusammenhang mit ihrer Aktion verwendet.

Es ist ein Spiel mit den beiden japanischen Worten: „kutsu“ – dem Wort für Schuhe – und „kutsuu“ – dem Wort für Schmerz.

Autorin Yumi Ishikawas Onlinekampagne gegen High-Heels wurde innerhalb kurzer Zeit von fast 19.000 Leuten online unterstützt. [Foto: Getty]
Autorin Yumi Ishikawas Onlinekampagne gegen High-Heels wurde innerhalb kurzer Zeit von fast 19.000 Leuten online unterstützt. [Foto: Getty]

In einem viralen Twitter-Thread, der fast 70.000 Likes erhielt, beschrieb Ishikawa ihre eigene Erfahrung: Wie sie sich durch das Tragen von hohen Absätzen verletzt hatte und daraufhin ihre Job kündigen musste.

“Ich möchte Schluss machen mit der Gepflogenheit, dass Frauen gezwungen werden, High Heels oder Pumps am Arbeitsplatz zu tragen“, steht in ihren Tweets.

„Ich arbeitete einmal einen Monat lang in einem Hotel und weil die Pumps meine Füße verletzten, musste ich kündigen.“

“Warum müssen wir schmerzende Füße ertragen, wenn wir arbeiten, während Männer flache Schuhe tragen dürfen.“

Derzeit scheint keine Änderung in Sicht – ein Sprecher der Abteilung für Chancengleichheit des Japanischen Ministeriums für Gesundheit, Arbeit und Soziales sagte gegenüber CNN, dass es „keine Pläne“ gebe, die Vorschriften zu ändern.

„Wenn sich der gesunde Menschenverstand oder die Vorstellungen über Umgangsformen in der Gesellschaft ändern, können sich die Regeln ändern“, sagte der Beamte.

Wie sieht es in Australien aus?

In Australien legen Arbeitgeber oft Regeln fest, wie ihre Mitarbeiter sich am Arbeitsplatz kleiden sollen, aber sie sollten sicherstellen, dass jede von ihnen vorgeschlagene Kleiderordnung keine Diskriminierung darstellt, so die australische Menschenrechtskommission.

Kleidungsvorschriften können diskriminierend sein, wenn sie manche Mitarbeiter aufgrund ihres Hintergrunds oder bestimmter persönlicher Merkmale anders behandeln – wie z.B. Frauen, die etwas tragen müssen, was Männer nicht anziehen müssen. Das ist Geschlechterdiskriminierung.

Wenn Frauen etwas anderes tragen müssen als Männer, könnte das als sexuelle Diskriminierung angesehen werden. Foto: Getty
Wenn Frauen etwas anderes tragen müssen als Männer, könnte das als sexuelle Diskriminierung angesehen werden. Foto: Getty

Und in anderen Ländern?

In Großbritannien erlauben zwar die meisten Kleiderordnungen flache Schuhe am Arbeitsplatz, aber rechtlich sieht es nicht viel anders aus als in Japan.

2015 wurde die 27-jährige Nicola Thorp aus London von ihrem Zeitarbeitsplatz bei PwC nach Hause geschickt, weil sie mit flachen Schuhen in die Zentrale des Unternehmens kam.

„Der Vorgesetzte [von Portico, einem Unternehmen, an das PwC seinen Empfangsdienst ausgelagert hat] sagte mir, dass ich unbezahlt nach Hause geschickt würde, wenn ich nicht bereit wäre, mir ein Paar Schuhe mit fünf bis zehn Zentimeter Absätzen kaufen zu gehen. Ich weigerte mich und wurde nach Hause geschickt“, erzählte sie damals dem Evening Standard.

Im April 2017 lehnte die britische Regierung einen Gesetzesbeschluss ab, aufgrund dessen es Unternehmen verboten wäre, Frauen das Tragen von Absatzschuhen vorzuschreiben. Die Begründung: es gebe bereits „angemessenen“ Schutz“ unter dem Gleichstellungsgesetz von 2010.

Auch bei den Filmfestspielen in Cannes wird die High-Heels-Debatte immer wieder geführt. 2015 wurde einer Gruppe Frauen in ihren 50ern der Zutritt zu einer Premiere verweigert, weil sie flache Schuhe auf dem roten Teppich trugen.

Francesca Specter