Jessica Simpsons Körper wurde für das Cover des Magazins Lucky schlanker gemogelt

Die ehemalige Chefredakteurin des Magazins „Lucky“ gab zu, ein Titelbild von Jessica Simpson stark retuschiert zu haben. (Getty Images)
Die ehemalige Chefredakteurin des Magazins „Lucky“ gab zu, ein Titelbild von Jessica Simpson stark retuschiert zu haben. (Getty Images)

Jessica Simpson sprach in der September-Ausgabe 2010 des Magazins Lucky darüber, dass sie „endlich ihren Körper liebt“. Das stand zwar auch auf dem Cover mit der Sängerin, doch das Bild, unter dem diese Worte zu sehen waren, zeigte ganz und gar nicht Simpsons echte Kurven.

Diese Enthüllung machte die ehemalige Chefredakteurin des Magazins, Kim France, in einem Blogpost am 15. August, als sie über die Verbreitung von retuschierten Titelseiten sinnierte (nachdem sie vermutet hatte, dass die letzte Vogue-Ausgabe retuschiert worden war).

France erzählte dann eine Geschichte über einen Fall von Bearbeitung, an dem sie beteiligt und auf den sie im Nachhinein „nicht besonders stolz“ war. Obwohl es „aufregend“ gewesen sei, Simpson für das große Cover 2010 zu bekommen, verlief der Prozess nicht so, wie sie es sich erhofft hatte.

Simpson wurde für das September-Cover 2010 „abgespeckt“. (Lucky)
Simpson wurde für das September-Cover 2010 dünner retuschiert (Lucky)

„Als die Aufnahmen für das Cover eintrafen, konnten wir sehen, dass [Simpson] ungefähr Größe 14 (deutsche Größe 44) hatte – was nach vielen vernünftigen Maßstäben als normal gilt, aber nicht nach den Maßstäben von Hochglanzmagazinen, nicht im Jahr 2010 und auch nicht in den Jahren danach“, schrieb France für Cup of Jo. „Ich würde Ihnen gerne sagen, dass ich furchtlos darauf bestanden habe, sie trotzdem auf das Cover zu bringen, so wie sie tatsächlich aussah. Das habe ich nicht getan. ... Wir haben sie dünner gemacht – viel dünner als sie tatsächlich war.“

France erzählt Yahoo Life, dass es „eine Schätzung“ war, Simpson damals als Größe 14 zu bezeichnen. Dennoch sagt sie: „Damals sah man einfach keine größeren oder sogar durchschnittlich geformten Frauen auf dem Cover, es sei denn, sie waren Oprah.“

Wie die Zeitschrift Lucky ein positives Körperbild vortäuschte

Trotz des stark bearbeiteten Fotos – und der Kritik, die das Magazin damals dafür einstecken musste – versuchte die Lucky-Ausgabe mit dem Simpsons-Cover, ein positives Körperbild zu vermitteln.

„Jessica Simpson hat eine bemerkenswerte persönliche Style-Evolution hinter sich, die, wie sie sagt, dadurch inspiriert wurde, dass sie sich im Laufe des letzten Jahres mit einigen ernsthaften Körperproblemen auseinandergesetzt hat“, heißt es in einem Auszug aus der Zeitschrift. „Sie hat zum Beispiel aufgehört, ihre Sanduhr-Silhouette zu bekämpfen, nachdem sie erkannt hatte, dass ‚wir alle davon besessen sind, wie der perfekte Barbie-Typ auszusehen, und das ist nicht immer das, was schön ist. Es geht darum, mit sich selbst Frieden zu schließen‘.“

Es war eine minimale und widersprüchliche Anstrengung, die mit dem Eingeständnis der Retusche gepaart war.

„Der Text auf dem Cover ist wahrscheinlich der peinlichste Aspekt des ganzen Covers und ich bedaure es natürlich sehr“, sagt France. „Ich glaube, die Idee eines positiven Körperbildes war damals eher eine Frage von Lippenbekenntnissen, im Gegensatz zu heute, wo sie aufrichtiger zu sein scheint.“

Alex Light, eine Influencerin für ein gesundes Körperbewusstsein, erklärt gegenüber Yahoo Life: „Es war eine vermeintlich inspirierende Schlagzeile, die von einem Bild flankiert wurde, von dem viele nicht wussten, dass es so bearbeitet worden war, dass ihr Körper ganz anders aussah und zu den damaligen Schönheitsstandards (sprich: dünn) passte.“

Körpernormen der frühen 2000er und 2010er Jahre

Light räumt ein, dass diese Normen heute „schockierend“ erscheinen mögen. Es war jedoch bezeichnend für die Art und Weise, wie die Körper von Frauen zu dieser Zeit gesehen wurden: „Sie waren nur dann etwas wert, wenn sie dünn waren“, sagt sie.

Dies zeigte sich auch auf anderen Titelseiten von Zeitschriften im September 2010. „So bekommst du einen tollen Hintern“, hieß es in der Schulstart-Ausgabe des Magazins Seventeen neben einem Foto von Katy Perry, während Mary-Kate Olsen auf dem Titelblatt von Marie Claire eine Rubrik mit dem Titel „Diätgeheimnisse“ anpries: „Was Frauen wirklich essen“. Sogar auf dem Cover der britischen Elle stand neben einer sexy Emily Blunt „Ist Dünnsein so schlimm?“

Raffela Mancuso, eine Verfechterin für ein positives Körperbild und mentale Gesundheit, erklärt gegenüber Yahoo Life: „Normalerweise habe ich mich von Zeitschriften generell ferngehalten, weil es darin immer darum ging, ‚wie man schnell 10 Pfund [4,5 Kilo] abnimmt‘, oder ich war so neidisch auf die schönen und dünnen Frauen auf dem Cover, dass ich mich noch mehr schämte.“

Sie fährt fort: „Ob direkt oder indirekt, uns wird ständig gesagt, welche Körper gut und welche sehr schlecht sind.“

„Jeder, der mit den Botschaften dieser Zeit aufgewachsen ist, ist wahrscheinlich darauf konditioniert zu glauben, dass wir dünn sein müssen, um würdig, begehrenswert, erfolgreich und glücklich zu sein“, sagt Light. „Dünnsein wurde verherrlicht und Dicksein verteufelt, und zwar massiv.“

Bis heute behauptet France, sie habe keine andere Wahl gehabt, als Simpsons Aussehen zu verändern. „Nachdem wir eine Frau mit Größe 14 für das Cover fotografiert hatten, hätte es das Cover nicht durch die Tür und an den Bossen vorbei geschafft, wenn sie nicht abgespeckt worden wäre“, schreibt sie. „Und so habe ich es getan, in einem Ausmaß, das herabwürdigend ist.“

Sie schrieb weiter: „Jessica Simpson selbst soll das Cover gehasst haben und wer könnte ihr das verdenken?“

Was France nicht getan hat und hätte tun sollen, so Mancuso, war, anzuerkennen, wie sehr das Bild das schädliche Schlankheitsideal dauerhaft geprägt hat.

„Sie hat nicht darüber nachgedacht, wie ihre Handlungen zu den idealen Schönheitsstandards beigetragen haben, die bei so vielen jungen Mädchen zu Essstörungen führen“, sagt Mancuso. „Es ist toll, dass sie weiß, dass das Cover schlecht war, aber ich glaube nicht, dass wir in der Gesellschaft vorankommen, solange wir uns nicht mit der Wurzel des Problems auseinandersetzen, nämlich der Fettphobie.“

Kerry Justich

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