Kastanien als Waschmittel: So machen Sie es selbst
Ein Kastanien-Waschmittel ist ganz leicht herzustellen. Es reinigt die Kleidung auf natürliche Weise und ist biologisch abbaubar. Wir verraten, wie aus Kastanien Waschmittel wird und wie man es zum Waschen nutzt.
Mit Kastanien die Wäsche waschen? Für manch einen vielleicht eine komische Vorstellung, doch in einigen Haushalten ganz normal: Kastanien machen sich nämlich nicht nur als Herbstdeko gut, sondern eignen sich auch hervorragend zur Herstellung eines umweltschonenden Waschmittels. Es wächst also gewissermaßen auf Bäumen – allerdings nicht auf jedem Kastanienbaum. Nur die Kastanien der bei uns heimischen Rosskastanien (Aesculus hippocastanum) eignen sich zum Waschen. Maronen, die Früchte der Edel- oder Esskastanien (Castanea sativa), können zwar problemlos verzehrt werden, sind als Kastanien-Waschmittel aber völlig ungeeignet, da sie keine Saponine enthalten. Diese aber sind schließlich für die Waschwirkung verantwortlich.
Um Waschmittel selber zu machen, können Sie die Kastanien der Rosskastanie einfach bei einem Spaziergang im Herbst aufsammeln, wenn die Früchte im Wald und am Wegesrand zuhauf zu finden sind – und dann weiterverarbeiten. Das ist nachhaltig und kostenlos – ganz im Gegensatz zu Waschnüssen. Auch sie sind eine beliebte Alternative zu herkömmlichen Waschmitteln, müssen aber extra aus Indien oder Asien importiert werden. Wer also den heimischen Kastanien eine Chance geben möchte, für den haben wir hier einige Tipps, Infos und zwei Anleitungen für Kastanien-Waschmittel!
In Kürze: Wie macht man aus Kastanien Waschmittel?
Um einen Sud als Kastanien-Waschmittel herzustellen, werden die Kastanien zerkleinert und in einem Schraubglas mit 300 Millilitern warmem Wasser übergossen. Nach etwa acht Stunden kann man die Flüssigkeit filtern und die Wäsche mit dem Sud waschen.
Um Kastanien-Pulver zum Waschen herzustellen, werden die Kastanien fein zermahlen. Auf einem Baumwolltuch über einem Gitter lässt man das Mehl mehrere Tage trocknen. Vor jedem Waschgang gießt man es mit heißem Wasser auf und lässt es eine halbe Stunde ziehen.
Warum kann man Kastanien als Waschmittel nutzen?
Das Nährgewebe der Kastanien enthält Saponine – gerne auch Seifenstoffe genannt. Das sind waschaktive Pflanzeninhaltsstoffe, wie sie auch in Efeu- und Birkenblättern konzentriert vorkommen. Sie haben einen ähnlichen chemischen Aufbau wie die in handelsüblichen Waschmitteln enthaltenen Tenside und machen die Wäsche geruchsneutral sauber. Die besonderen Inhaltsstoffe prägen sogar den Namen der botanischen Familie, der die Rosskastanie angehört – er lautet Seifenbaumgewächse (Sapindaceae). Sie können mit einem Sud aus Kastanien Ihre Wäsche waschen oder auf Vorrat Kastanienmehl als Waschpulver herstellen.
Wie stellt man aus Kastanien ein Waschmittel-Sud her?
Wenn Sie ein Kastanien-Waschmittel selber machen wollen, müssen Sie in jedem Fall zunächst die Früchte zerkleinern. Entweder legen Sie sie dazu in ein Geschirrtuch und zerstoßen sie mit einem Hammer oder Sie verwenden einen Nussknacker oder Mixer. Sie können die Kastanien auch mit einem scharfen Messer vierteln, größere Früchte sollten Sie in noch kleinere Stücke schneiden.
Anschließend geben Sie die Kastanienstücke in ein Schraubglas mit etwa 300 Milliliter Fassungsvermögen. Übergießen Sie die Stücke bis zum Rand mit warmem Wasser. Das führt dazu, dass sich die Saponine aus den Kastanien lösen und im Glas eine milchig-trübe Flüssigkeit entsteht. Lassen Sie das Gemisch etwa acht Stunden lang ziehen. Dann filtern Sie die Flüssigkeit durch ein Küchentuch oder Sieb ab. Entweder Sie lassen nun die Wäsche in dem Auszug für ein paar Stunden gut einweichen, kneten sie währenddessen wiederholt durch und spülen sie dann mit klarem Wasser wieder aus, oder Sie schütten das Waschmittel vorsichtig direkt in das Waschmittelfach der Waschmaschine und starten das Programm wie üblich.
Der Sud ist nicht allzu lange haltbar, sodass Sie keine zu großen Mengen vorproduzieren sollten. Im Kühlschrank hält er sich maximal eine Woche.
Tipps: Der Sud ist gut geeignet, um dunkle Textilien aus Baumwolle und Wolle zu reinigen. Wer damit weiße Wäsche waschen möchte, der entfernt am besten die braune Schale der Früchte vorab mit dem Messer, bei Buntwäsche ist das nicht unbedingt erforderlich. Außerdem kann man bei heller, weißer oder sehr stark verschmutzter Wäsche zusätzlich Soda-Pulver in das Gemisch geben, damit die Kleidungsstücke nicht vergrauen und auch optisch richtig sauber wirken.
Wie macht man Kastanien-Waschmittel als Pulver selber?
Sie können aus Kastanien auch ein Pulver als Waschmittel auf Vorrat selbst herstellen. Wenn Sie ein- bis zweimal in der Woche waschen, reichen fünf Kilo Kastanien für etwa ein Jahr. Zerkleinern Sie die Kastanien dafür ebenso mit dem Messer – größere Kastanien sollten Sie achteln oder vierteln, kleine Kastanien halbieren. Zermahlen Sie die Stücke anschließend in einem dafür geeigneten Mixer zu feinem Mehl und breiten Sie es auf einem dünnen Baumwolltuch aus. Das Tuch sollte auf einem Gazerahmen oder einem Metallgitter liegen, damit das Mehl auch von unten gut belüftet wird. Lassen Sie das Mehl so mehrere Tage trocknen. Wichtig: Das Granulat muss komplett trocken sein, damit sich kein Schimmel bildet.
Vor jedem Waschgang gießen Sie dann das Kastanienmehl mit heißem Wasser auf (drei Esslöffel auf 300 Milliliter Wasser) und lassen das Gemisch eine halbe Stunde ziehen. Verwenden Sie es wie gewöhnliches Waschmittel. Alternativ können Sie das Mehl auch in ein feinmaschiges Wäschesäckchen geben und dieses direkt mit der Wäsche in die Trommel legen.
Was sind die Vorteile vom Waschen mit Kastanien-Waschmittel?
Kastanien-Waschmittel ist besonders farbschonend. Es strapaziert kaum die Gewebefasern Ihrer Kleidung und ist sogar für Wolle geeignet. Außerdem schont es die Umwelt – und Ihren Geldbeutel. Es ist biologisch abbaubar und damit besonders nachhaltig, nicht zuletzt weil es ohne Verpackung daherkommt. Für eine Ladung Wäsche benötigen Sie fünf bis acht Kastanien. Hochgerechnet auf ein Jahr macht das circa fünf Kilogramm Kastanien, die Sie jährlich einfach im Herbst während eines schönen Spaziergangs aufsammeln können. Sud oder Pulver aus Kastanien stellt vor allem für Allergiker eine vielversprechende Alternative zu den herkömmlichen Waschmitteln dar. Es kommt nachweislich zu weniger Hautreizungen, Ausschlägen und Irritationen. Auch Menschen mit Atemwegserkrankungen oder solche, die sehr stark auf Duftstoffe reagieren, haben bereits gute Erfahrungen damit gemacht.
Was sind die Nachteile von Kastanien-Waschmittel?
Wenngleich ein selbst gemachtes Waschmittel aus Rosskastanien eine gute Alternative zu herkömmlichen Produkten ist, so muss man vielleicht auch ein paar Abstriche machen. Denn: Hartnäckige Flecken lassen sich mit dem Öko-Waschmittel nicht ganz so effektiv entfernen. In dem Fall ist es sinnvoll, die Wäsche zum Beispiel mit Wasser und Seife vorzubehandeln, bevor sie in der Waschmaschine landet. Da weder Kastanien-Sud noch -Pulver mit Wasserenthärtern versetzt sind, bilden sich vor allem bei hartem Wasser schneller Kalkablagerungen in der Maschine. Wer weiße Wäsche mit purem Kastanien-Waschmittel wäscht, muss zudem damit rechnen, dass die Textilien mit der Zeit einen Grauschleier bekommen. Außerdem muss man auf den typischen "Frischeduft", wie man ihn von handelsüblichem Waschpulver kennt, verzichten, da man mit Kastanien geruchsneutral wäscht. Nicht zuletzt gelten Saponine, wie sie nunmal in Kastanien ebenso wie in "normalem" Waschmittel enthalten sind, in sehr großen Mengen als giftig für Fische.
Für alle, die Wert auf den Frische-Wäsche-Duft legen, an dieser Stelle noch ein Tipp: Sie können nach Belieben ein paar Tropfen ätherisches Öl, zum Beispiel Lavendelöl oder Zitronenöl, in den Kastaniensud mischen und so auf natürliche Weise für einen leichten Duft sorgen.
Übrigens: Wenn der Vorrat an Kastanien aufgebraucht ist, können Sie auch Efeu-Blätter als Waschmittel verwenden. Dieses pflanzliche und umweltschonende Reinigungsmittel eignet sich nicht nur für die Wäsche, auch Geschirr können Sie damit waschen. Dabei punktet es mit einer hohen Fettlösekraft.