Kleiner Eisvogel

Kleiner Eisvogel
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Hinter dem Namen "Kleiner Eisvogel" verbirgt sich nicht etwa ein Vogel, sondern ein zur Familie der Edelfalter zählender Falter. Der Waldbewohner ist einer der drei in Deutschland vorkommenden Eisvogelarten.

So sieht der Kleine Eisvogel aus

Die Spannweite der Flügel liegt beim Kleinen Eisvogel (Limenitis camilla) zwischen 45 und 52 Millimetern. Die Grundfarben der Ober- und Unterseiten sind verschieden: Während die Oberseite schwarz-braun und weiß ist, weist die Unterseite eine orange-braune Färbung mit weißen Partien und schwarzen Punkten auf.

Über die vorderen und hinteren Flügel des Tagfalters erstreckt sich eine weiße, halbkreisförmige Binde. Diese ist bei den männlichen Faltern dünner als bei den weiblichen. Von der Binde aus Richtung Außenrand befinden sich auf beiden Flügelseiten dunkle, rot-braune Flecken, wobei diese auf der orange-braunen Unterseite auffälliger sind. Für die Unterscheidung zwischen Weibchen und Männchen, die sich sehr ähneln, ist nicht nur die Breite der weißen Binde ein wichtiges Kriterium. Auch die Form der Flügel dient als Anhaltspunkt bei der Geschlechterbestimmung: Die Flügel der Männchen laufen ein wenig spitzer zu als die der Weibchen.

Auf den ersten Blick ist es möglich, den Kleinen Eisvogel mit der im Sommer fliegenden Generation des Landkärtchens (Araschnia levana) zu verwechseln. Ein wesentlicher Unterschied dieser beiden Arten von Tagfaltern ist jedoch deren Größe, denn der Kleine Eisvogel ist eindeutig größer.

Kleiner Eisvogel (Limenitis camilla)
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Verbreitung

Der Kleine Eisvogel gilt als die am weitesten verbreitete Art der Gattung Limenitis. Er kommt in Europa und Asien vor, in östliche Richtung erstreckt sich sein Verbreitungsgebiet bis nach Japan. Nördlich von Dänemark sowie im Mittelmeerraum und auf der iberischen Halbinsel ist er allerdings nicht heimisch. In Deutschland kommt er überall vor.

Lebensraum von Limenitis camilla

Der Kleine Eisvogel ist meist im Wald zu finden. Den Lebensraum bilden in erster Linie Auwälder und andere feuchte Waldgebiete. Man zählt ihn deshalb auch zur Gruppe der Wald-Tagfalter oder Wald-Schmetterlinge. Vor allem Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum) und Schneebeere (Symphoricarpos albus), aber auch das Waldgeißblatt (Lonicera periclymenum) und andere Heckenkirschen beziehungsweise Lonicera-Arten gehören zu den Nahrungspflanzen der Raupen.

Die Falter dieser Art fliegen bevorzugt Pflanzen mit weißen oder violetten Blüten an. So kann man sie gelegentlich an Brombeere (Rubus sect. Rubus), Schafgarbe (Achillea millefolium), Bärenklau (Heracleum) und Disteln beobachten. Häufiger aber findet man sie auf dem Waldboden, wo sie an feuchten Stellen, Aas oder Kot saugen.

Flug- und Raupenzeiten des Kleinen Eisvogels

Ab Mitte Juni starten die Weibchen mit der Eiablage, meist auf der Blattoberseite der Futterpflanzen. Dafür wählen sie bevorzugt schattige und feuchte Stellen in der Nähe von Bächen oder Tümpeln aus. Die grünlichen Eier werden einzeln auf Blättern abgelegt und erinnern an kleine, mit Borsten besetzte Golfbälle.

Die Raupen des Kleinen Eisvogels schlüpfen ab Mitte Juni/Anfang Juli. Sie haben braune Rückendornen, eine braune Kopfkapsel und eine weißliche Linie auf beiden Seiten des grünen Körpers. Sie erreichen eine Maximallänge von etwa 27 Millimetern.

Raupe des Kleinen Eisvogels
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Limenitis camilla überwintert als Raupe. Dafür errichten sich die Raupen vor dem Herbstbeginn ein Winterlager aus einem Blatt und Gespinst (Hibernarium). Im nächsten Frühjahr verlassen sie diesen Unterschlupf und beginnen zu fressen. Dabei nagen sie so am Blatt, dass die Mittelrippe erhalten bleibt. Mitte oder Ende Mai beginnt die Verpuppungszeit. Die Schmetterlingsraupen verpuppen sich auf der Unterseite eines Blattes. Im Juni, ungefähr zwei Wochen später, schlüpfen die Falter.

Vermehrung

Auf Partnersuche unternehmen die männlichen Falter Suchflüge oder sie halten auf exponierten Blättern Ausschau nach paarungsbereiten Weibchen. Der Kleine Eisvogel bringt pro Jahr eine Generation hervor und fliegt von Juni bis Ende Juli, mancherorts und je nach Witterung auch bis Ende August.

Ist der Kleine Eisvogel selten?

Der Kleine Eisvogel ist in ganz Deutschland verbreitet, allerdings ist er recht selten zu beobachten und der Bestandstrend ist stark rückläufig. Die Art ist gemäß der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt und steht auf der Vorwarnstufe der Roten List gefährdeter Arten.