Laut Forschung gibt es in Beziehungen 3 Arten von Männern – 2 davon sind toxisch
Männer und ihre Männlichkeit sind kein einfaches Thema. In den vergangenen Jahren hat sich (zum Glück) einiges geändert, neue Ansprüche an Männlichkeit sind erwachsen, alte Muster wurden aufgebrochen. Eine kanadische Studie hat jetzt untersucht, wie sich Männer in ihrem Rollenverständnis verhalten und herausgefunden, dass es drei unterschiedliche Arten von Männern in Beziehungen gibt, die sich die neue Männlichkeit mal mehr und mal weniger zu Herzen nehmen. Zwei dieser Männlichkeitstypen weisen toxische Verhaltensweisen auf, unter denen nicht nur die Partner*innen, sondern auch die Mental Health der Männer leiden. Höchste Zeit, daran was zu ändern.
Laut Forschung gibt es 3 Arten von Männern in Beziehungen
Ein kanadisches Forschungsteam hat mit einer im Sommer 2023 veröffentlichten Studie für Aufsehen gesorgt. Die Wissenschaftler*innen der University of British Columbia konnten mit ihrer Untersuchung feststellen, dass sich junge Männer hinsichtlich ihres Verhaltens, ihrer Einstellung und ihres Rollenverständnisses in Beziehungen in drei unterschiedliche Grundtypen einteilen lassen – unabhängig von Alter oder kulturellem Hintergrund. Dafür wurden 92 heterosexuelle Männer im Alter von 19 bis 43 Jahren aus 14 unterschiedlichen Ländern befragt, die die Situation in ihrer Beziehung oder ihre Vorstellung von einer intimen Partnerschaft beschreiben sollten. Außerdem wurden Fragen zu ihrer Mental Health analysiert. Dabei konnte das Forschungsteam drei Arten von Männern in Beziehungen identifizieren:
1. Die Neo-Traditionalisten
Wie der Name schon verrät, handelt es sich bei dieser Art von Mann um einen konservativen Grundtypen. Er spricht sich für eine klare Rollenverteilung in Beziehungen aus, die eher den 1950ern statt 2020ern entspricht. Neo-Traditionalisten sehen sich selbst als die "Ernährer" und "Beschützer" in der Partnerschaft. Rund 24 Prozent der Studienteilnehmer konnten diesem Männlichkeitstypen zugeordnet werden.
2. Die Egalitären
Bei den Egalitären handelt es sich um eine Art von Männern, die Gleichberechtigung in der Partnerschaft anstreben. Ihr Optimum: Die Aufgaben werden im Verhältnis 50:50 geteilt, alles soll fair ablaufen. Das versuchen sie an messbarem Geben und Nehmen sicherzustellen. Sie distanzieren sich klar von dem konservativen Rollenbild der Neo-Traditionalisten. 50 Prozent der Befragten konnten der egalitären Gruppe zugeordnet werden.
3. Die Progressiven
Die dritte und letzte Art von Mann, die die Wissenschaftler*innen innerhalb von Beziehungen ausmachen konnte, war die Gruppe der Progressiven. Ihre Mitglieder charakterisieren sich durch den Wunsch, aktiv für eine gleichgestellte Partnerschaft einzustehen. Die Progressiven sind die fortschrittlichste Art von Männern in Beziehungen. Um Gleichberechtigung sicherzustellen führen sie mit ihren Partner*innen regelmäßig Gespräche, um die gemeinsamen Aufgaben zu verteilen. Für die Progressiven funktioniert vieles über Kommunikation.
Die unterschiedlichen Arten von Männern in Beziehungen im Vergleich
Um genauer zu verstehen, wie sich die drei Arten von Männern in Beziehungen verhalten, wollen wir ihr Rollenverständnis anhand eines Beispiels erklären: dem Haushalt. Für die Neo-Traditionalisten ist klar, dass putzen, saugen, kochen in das Aufgabengebiet der anderen Person fällt – Autowaschen oder handwerkliche Tätigkeiten sind hingegen ihr Fachgebiet. Die egalitären Männer wollen alles genau 50:50 aufteilen. Sie führen oft eine Art (imaginären) Putzplan, auf dem genau festgehalten ist, wer was uns wie viel machen muss, damit es fair bleibt. Die Progressiven sprechen mit ihren Partner*innen darüber, wer welche Aufgabe übernehmen möchte – beiden Parteien soll es mit der Entscheidung am Schluss gut gehen. Dieser Prozess erfordert Empathie und Selbstreflexion, beansprucht psychologisch also am meisten Kapazitäten. Das zahlt sich in Sachen Mental Health aus.
Zwei der drei Arten von Männern in Beziehungen weisen toxische Verhaltensweisen auf
Die Studie des kanadischen Forschungsteams wurde ins Leben gerufen, weil sich die Wissenschaftler*innen mit dem Zusammenhang zwischen Männlichkeit und psychischer Gesundheit bei Männern auseinandersetzen wollten. Welche Auswirkung hat welcher Männlichkeitstyp auf die Mental Health? Es mag wenig überraschend kommen, aber der progressive Typ schnitt mit Abstand am besten ab. Männer, die aktiv für Gleichberechtigung in der Partnerschaft kämpfen, hatten ein besseres psychisches Wohlbefinden. Außerdem besitzen sie die Fähigkeit, sich und die andere Person zu beobachten und zu analysieren, um Bedürfnisse zu identifizieren. Diese Eigenschaft ist besonders wichtig, um eine gesunde Beziehung zu führen.
Neo-Traditionalisten stellen diese Ideale infrage und fühlen sich mit dieser Meinung zunehmend allein gelassen, wie die Studie belegt. Für ihre konservative Art in Beziehungen fühlen sie sich häufig Kritik ausgesetzt und isoliert. Darunter leidet dann auch ihre Mental Health (Studienergebnis). Dass die andere Person in der Beziehung dem neo-traditionellen Mann untergeordnet wird und mit toxischer Männlichkeit zu kämpfen hat, kam den befragten Männern vermutlich nicht in den Sinn, sollte beim Thema Mental Health und gesunde Beziehungen aber nicht unerwähnt bleiben (finden wir).
Und dann wären da noch die Egalitären, die prinzipiell ja auch Gleichstellung anstreben, dieses Ziel aber weniger kommunikativ als durch messbare Faktoren ("Ich habe gestern gekocht, heute musst du") umsetzen. In der kanadischen Studie kam nämlich heraus, dass Männer, die sich für eine 50:50 Aufteilung aussprachen, in Wirklichkeit gar nicht so fair aufteilen, wie sie denken. Sie haben Probleme damit, wirklich gleich viele hauswirtschaftliche Arbeiten zu erledigen wie ihre Partner*innen. Darunter leidet ihre Mental Health (Studienergebnis), wenn sie uns fragen, aber vor allem die andere Person. Man könnte das Verhalten dieser Art von Männern auch als heuchlerisch betiteln und dass das irgendwie toxisch ist, steht außer Frage (unsere Meinung).
Muss ich eine progressivere Art von Mann werden?
Die kanadische Studie legt nahe, dass die progressive Art Mann die gesundesten Beziehungen führt und von einer stabilen Mental Health profitiert. Jetzt muss man die Studienergebnisse natürlich einordnen: Die Stichprobe ist klein und nicht repräsentativ, außerdem wurden nur heterosexuelle Männer befragt. Zudem glauben wir, dass es auch durchaus Männer gibt, die sich nicht eindeutig einem der drei Grundtypen von Männlichkeit zuordnen lassen, Mischformen und Ausreißer sind Ausdruck unserer individuellen Persönlichkeiten. Trotzdem erscheint uns die Tendenz, die Rollenverteilung progressiv zu denken und von einer (beidseitig) gesunderen Beziehung zu profitieren, durchaus logisch. Am Ende obliegt es jeder Partnerschaft selbst, wie Aufgaben in der Beziehung verteilt werden. Hauptsache, beide Parteien stimmen mit der Verteilung überein und lassen sich nicht von einem ehemals vorgelebten Rollenbild in gewisse hierarchische Strukturen drängen. Solange man sich frei macht von toxischen Verhaltensmustern und offen über Bedürfnisse und Probleme spricht, ist das progressiv und gesund. Oder halt einfach der einzige Weg, um langfristig eine stabile und gesunde Beziehung auf Augenhöhe zu führen.