Ich lebte früher davon, eure Konten zu hacken – heute helfe ich Menschen mit diesen Tipps, sicherer zu sein

 - Copyright: Photo courtesy of Brett Shannon Johnson
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Dieser Essay basiert auf einem Gespräch mit Brett Shannon Johnson, einem ehemaligen Cyberkriminellen, der zum Cybersecurity-Experten wurde. Business Insider hat Johnsons kriminelle Vergangenheit anhand von Gerichtsdokumenten und zeitgenössischen Nachrichtenberichten bestätigt. Das Gespräch wurde aus Gründen der Länge und Klarheit bearbeitet.

Ich bin ein ehemaliger Cyberkrimineller, der früher Kreditkartenbetrug und Identitätsdiebstahl begangen hat. Aber ich bin froh, dass ich mein Leben umgekrempelt habe.

Ich war am Aufbau und Betrieb einer frühen Version des "Darknet" beteiligt, das einen Vertrauensmechanismus bot, den viele Kriminelle bis heute nutzen. Im Oktober 2004 verhaftete der Geheimdienst 33 Personen, die mit meinem Netzwerk in Verbindung standen. Vier Monate später haben sie mich aufgegriffen und mir einen Job als Informant angeboten. Ich bin der Idiot, der in den nächsten zehn Monaten weiter gegen das Gesetz verstoßen hat, während ich für den Geheimdienst arbeitete, bis sie es herausfanden.

Ich wurde verhaftet, flüchtete, wurde gefasst und kam für sieben Jahre ins Gefängnis. Doch ich bekam die Chance, mein Leben zu ändern, und ich nahm sie wahr. Ich bin mir bewusst, dass ich das nicht verdient habe, aber ich bin sehr gesegnet.

Jetzt berate ich und spreche als Experte für Cybersicherheit und Identitätsdiebstahl. Ich helfe dabei, Internetnutzende vor der Art von Verbrechen zu schützen, die ich früher begangen habe.

So stellt ihr euch einen Werkzeugkasten für die Online-Sicherheit zusammen

Um sich vor jemandem wie mir zu schützen, muss man zunächst seinen Platz im Spektrum der Internetkriminalität kennen — jeder hat seinen Platz.

Wenn ihr in der Gastronomie arbeitet, ist das etwas anderes, als wenn ihr ein CEO seid oder in der Lohnbuchhaltung arbeitet. Ich werde euch trotzdem erwischen, aber es ist ein Unterschied. Es ist unwahrscheinlich, dass ich einen Mitarbeiter in der Gastronomie mit einer kompromittierten Geschäfts-E-Mail angreife oder ihm einen Deepfake schicke. Macht euch klar, was realistisch ist, und richtet eure Sicherheitsmaßnahmen danach aus.

Immer, wenn ich einen Vortrag über Online-Schutz halte, sage ich den Leuten, dass sie sich einen Werkzeugkasten zusammenstellen sollen. Der Kriminelle hat einen Werkzeugkasten, in dem er eine Vielzahl von Werkzeugen hat, mit denen er euch angreifen kann. Als Verteidiger müsst ihr ebenfalls einen Werkzeugkasten haben, um eine gestohlene Identität zu verhindern.

Das Gute daran ist, dass die Werkzeuge, die ihr braucht, nicht furchtbar kompliziert sind.

1. Situationsbewusstsein online nutzen

Menschen haben in der Regel ein sehr gutes Situationsbewusstsein in der realen Welt. Wenn wir in einem Geschäft sind, wissen wir, ob etwas nicht in Ordnung ist oder ob sich etwas falsch anfühlt. Das lässt sich nicht so gut auf eine Online-Umgebung übertragen, aber das sollte es.

Macht euch klar, dass es auf jeder Plattform und jeder Website, die ihr besucht, Betrüger gibt — auf jeder einzelnen. Das heißt nicht, dass man nicht hingehen sollte, sondern nur, dass man sich dessen bewusst sein sollte. Wenn wir dieses Bewusstsein im Hinterkopf haben, erhöht sich automatisch unser Sicherheitsniveau.

2. Platziert Warnhinweise auf Konten, wo ihr nur könnt

Ihr müsst auch auf eure E-Mail-, Social-Media-, Bank- und Kreditkartenkonten achten. Jedes Konto hat für einen Angreifer einen Wert.

Stellt sicher, dass ihr für diese Konten Warnmeldungen einrichtet, die euch informieren, wenn auf sie zugegriffen wird oder sie benutzt werden.

3. Praktiziert eine gute Passwortsicherheit

Vergewissert euch, dass ihr sichere Passwörter habt. Die meisten Menschen verwenden dieselben oder ähnliche Anmeldedaten für mehrere Websites und Hacker wissen das. Das macht euch anfällig für "Credential Stuffing".

Es ist ein automatisches Programm. Ich kann euch ausfindig machen, euer Passwort herausfinden und mich bei eurem Hulu-Konto anmelden. Ich gehe schlafen, gebe diese Anmeldedaten ein, und dieses Programm wird über Nacht Zehntausende verschiedener Websites anpingen und sehen, worauf es Zugriff hat.

Wenn ihr für Hulu dieselben Anmeldedaten verwendet wie für euer Bankkonto, eure Steuerunterlagen oder was auch immer, habe ich auch auf diese Daten Zugriff.

Um dies zu vermeiden, verwende ich den kostenlosen Passwort-Manager von Google Chrome, der für jede Anmeldung ein eigenes Passwort generiert und es für euch speichert.

4. Richtet eine multifaktorielle Authentifizierung für eure Konten ein

Die Multifaktor-Authentifizierung ist ein hervorragendes Werkzeug. Sie ist nicht kugelsicher, aber wenn ihr sie in Verbindung mit anderen Tools verwendet, werdet ihr viel sicherer.

Ich verwende eine Kombination aus Passkeys, Authentifikatoren und einem Passwort-Manager.

5. Achtet darauf, was ihr in den sozialen Medien teilt

Macht euch sich klar, dass diese 3000 Facebook-Freunde keine Freunde sind. Früher habe ich mir immer angesehen, was eine Person auf Facebook hat. Ich konnte euer Profil aufrufen auf und sah, was ihr Interessantes gepostet hattet. So konnte ich herausfinden, wann ihr Geburtstag habt, wie der Geburtsname eurer Mutter lautet, wann ihr in den Urlaub fahrt und solche Dinge.

Passt also auf, was ihr in den sozialen Medien veröffentlicht.

Ein Blick in die Gedankenwelt eines Cyberkriminellen

Ihr müsst verstehen, dass diese Angriffe aus einem von drei Gründen erfolgen. Es geht um Status, Geld oder Ideologie.

Bei den meisten Angriffen geht es um Geld. Wenn Cyberkriminelle aus Statusgründen angreifen, wollen sie damit ihre kriminellen Kollegen beeindrucken. Sie versuchen, etwas zu tun, was sonst niemand kann, und sich Respekt zu verschaffen — was am Ende des Tages mehr Geld bedeutet. Wenn es um Ideologie geht, ist jemand sauer auf euch, und sie wollen euch angreifen.

Der Kriminelle will am Ende des Tages einfach nur profitieren. Das bedeutet, dass sie das einfachste Ziel angreifen. Sie suchen nach dem einfachsten Zugang, der ihnen die größte Rendite für ihre kriminelle Investition bringt.

Wenn ihr nur die Basis-Sicherheitsstufe einrichtet, seid ihr nicht mehr das einfachste Ziel. Das ist wichtig, denn als Krimineller werde ich meine Zeit nicht mit dem Versuch verschwenden, euch anzugreifen, wenn es da draußen viel einfachere Ziele gibt.

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