Lesbischer Sex: Was Sie eine lesbische Frau schon immer fragen wollten

Zwei Frauen – lesbischer Sex

Lesbischer Sex ist sehr facettenreich. Wir erklären, worauf es ankommt und was heterosexuelle Männer von lesbischen Frauen lernen können.

GETTY IMAGES, filadendron

Lesbischer Sex, oft mystifiziert und falsch dargestellt, ist auch für Männer interessant. Nein, ganz sicher nicht als voyeuristische Fantasie, sondern als Teil eines tieferen Verständnisses von Sexualität. Denn lesbischer Sex bietet neue Perspektiven auf Intimität. Klischees aus schlechten Filmen und längst überholte Vorurteile werden Sie hier nicht finden, versprochen. Stattdessen erfahren Sie in diesem Beitrag, was lesbischen Sex ausmacht. Wir erklären spezifische Sexualpraktiken und stellen passende Sextoys vor. Außerdem gibt eine lesbische Frau Tipps, wie man eine Frau zum Höhepunkt bringt.

Was ist lesbischer Sex?

Lesbischer Sex ist eine Form von Intimität zwischen Frauen. Dabei gibt es eine Vielzahl von sexuellen Aktivitäten wie orale Stimulation, den Einsatz von Fingern und Sextoys. Wie bei anderen sexuellen Vorlieben ist Lesbensex mehr als nur körperlich; er beinhaltet auch eine tiefe emotionale Verbindung zwischen den beteiligten Frauen.

Wie geht Lesbensex?

Wie soll das gehen, ein Orgasmus ohne Penis? Glauben Sie uns, das funktioniert. Und sogar ganz hervorragend! Immer noch viel zu oft wird "richtiger Sex" mit Penetration gleichgesetzt. "Ich selbst habe dieses Vorurteil als lesbische Frau durch meine heterosexuelle Sozialisation verinnerlicht", erzählt Nina Burkhardt im Esquire-Interview. "Bevor ich das erste Mal Sex mit einer Frau hatte, fragte ich mich: Wie soll das gehen?"

Die queere Berliner Aktivistin, die in der dritten Staffel der lesbischen Datingshow Princess Charming zu sehen war, identifiziert sich als lesbische bzw. queere Frau und nutzt she/they-Pronomen, um ihre Geschlechtsidentität zu beschreiben. Die 33-Jährige, die zuvor Beziehungen mit Männern hatte, realisierte mit Anfang zwanzig, dass sie nicht heterosexuell ist. Schnell lernte sie: Sex ist vielseitig und eine Penetration nicht zwingend erforderlich, um Sex mit Frauen genießen zu können. Schließlich gibt es auch bei lesbischem Sex nicht den einen, "richtigen" Weg.

This is how we do it: Die häufigsten Techniken und Praktiken für Lesbensex

Neben Küssen, Streicheln und gegenseitiger Masturbation gibt es unterschiedliche Stellungen und Techniken, die je nach Lust und Laune sowie den individuellen Bedürfnissen lesbischer und bisexueller Frauen variieren. Wir stellen die beliebtesten Praktiken für Sex zwischen Frauen vor.

  1. Lecken (Cunnilingus): Diese Praktik beinhaltet das orale Stimulieren der Vulva oder Vagina. Es ist eine der häufigsten und beliebtesten Methoden, um eine Partnerin sexuell zu erregen und zum Orgasmus zu bringen.

  2. Fingern: Das Einführen und Bewegen der Finger in der Vagina oder am Anus kann intensive Gefühle hervorrufen. Dabei wird auch der G-Punkt stimuliert.

  3. Tribadie: Der Begriff geht zurück auf die alten Griechen, denn "tribas" steht für Reibung. Bei dieser lesbischen Sexpraktik verschränken zwei Partnerinnen ihre Beine und reiben ihre Vulven gegeneinander, um dadurch die Klitoris zu stimulieren. Die Technik kann in verschiedenen Positionen ausgeführt werden, die bekannteste ist die Scherenstellung, auch Scissoring genannt.

  4. Anilingus: Diese Praktik, bei der der Anus oral stimuliert wird, kann ebenfalls Teil des sexuellen Repertoires lesbischer Frauen sein.

  5. Brustspiel: Viele Frauen empfinden Vergnügen und Erregung durch das Stimulieren der Brüste und Brustwarzen.

Scherenstellung bei lesbischem Sex

Die Scherenstellung ist bei Sex zwischen Frauen beliebt. Es ist aber bei Weitem nicht die einzige Sexualtechnik für lesbische oder bisexuelle Frauen.

ESQUIRE,

Lesbisch lecken: Listen and learn!

Die gängigsten lesbischen Sexualpraktiken sind Fingern und Lecken. "Das ist am Naheliegendsten, gerade wenn man sich noch nicht lange kennt oder vielleicht keine intimen Gespräche über spezifische Vorlieben führen möchte", erklärt Nina Burkhardt. Als sie noch in heterosexuellen Beziehungen lebte, dachte sie, geleckt oder gefingert zu werden, sei nicht ihr Ding. "Nachdem ich das erste Mal von einer Frau geleckt wurde, bemerkte ich den Unterschied. Das war mind-blowing!" Woran das lag? "Meine persönliche Erfahrung hat gezeigt: Männer unterschätzen die Sensibilität des weiblichen Intimbereichs." Wichtig ist, auf den Körper seines Gegenübers zu achten. "Dem Körper zuhören", wie Nina es nennt.

Lesbische Love Secrets: Was können heterosexuelle Männer von lesbischen Frauen beim Sex lernen?

Welche Sextipps hat die queere Frau für heterosexuelle Männer? "Ich hätte mir von männlichen Sexualpartnern oft gewünscht, dass sie meinem Körper mehr zuhören und nicht so besessen davon sind, ihre Sache 'gut zu machen', sprich: mich zum Orgasmus zu bringen", sagt Nina Burkhardt. Sie empfiehlt, auf die Bewegungen und Regungen der Partnerin zu achten. Wenn beispielsweise ihr Becken bei einer bestimmten Berührung zurückweicht, sollte man reagieren und die Intensität oder das Tempo entsprechend anpassen. Aber auch Geräusche können Hinweise auf das Wohlbefinden der Partnerin geben. "Zuhören und auf Körpersignale achten ist entscheidend", so Nina.

Heterosexuellen Männern empfiehlt Nina Burkhardt, mehr Empathie zu zeigen, sich auf die Partnerin einzulassen. Die lesbische Frau mag es, den Fokus auf ihre Sexpartnerin zu legen. "Mich um sie zu kümmern, damit sie sich fallenlassen und den Sex genießen kann." Die Rollenaufteilung sei bei ihr immer sehr fluid. "Es sei denn, ich habe es mit einer 'Pillow Princess' zu tun, die sich lieber passiv verwöhnen lässt", lacht sie.

Außerdem sei es für Männer hilfreich, sich über den weiblichen Körper zu informieren. Denn auch der Menstruationszyklus spielt bei Sex zwischen Frauen eine Rolle. "Je nachdem, wo man sich gerade im Zyklus befindet, hat man mehr oder weniger Lust auf Sex", stellt die lesbische Frau klar. Was sich in der einen Woche beim Sex gut anfühlt, kann in der nächsten weniger angenehm sein. "Bei manchen Frauen schwellen zum Beispiel die Brüste an", so Ninas Erfahrung, "und sie mögen es dann gar nicht, an dieser Stelle berührt zu werden." Also, informieren Sie sich und fragen Sie im Zweifelsfall nach. Denn: Empathie und Konsens sind sexy.

Lesbische Frauen: Let's talk about sex, baby!

Genau wie bei anderen sexuellen Spielarten, ist es auch bei lesbischem Sex wichtig, offen über Wünsche und Grenzen zu sprechen. Entscheidend für eine gesunde sexuelle Beziehung sind, genau wie bei heterosexuellem oder schwulem Sex, Kommunikation und Konsens. "Um Einverständnis einzuholen, muss man beim Sex ja nicht unbedingt direkt fragen, sondern kann auch testen, wie die andere Person auf bestimmte Berührungen reagiert", empfiehlt Nina Burkhardt.

Come on: Lesbischer Orgasmus

Für viele Paare, egal ob Mann oder Frau, ist der Orgasmus das Ziel beim Sex. Der Weg dorthin ist für jede*n unterschiedlich. Bei Frauen wird zwischen einem vaginalen und klitoralen Orgasmusunterschieden, abhängig von der Stimulation, die zum Höhepunkt führt.

  • Klitoraler Orgasmus: Wird durch direkte oder indirekte Stimulation der Klitoris erreicht. Der Vorteil: Die Klitoris ist leicht zugänglich; viele Frauen berichten, dass sie durch klitorale Stimulation leichter zum Orgasmus kommen.

  • Vaginaler Orgasmus: Wird durch Stimulation der vaginalen Wände oder des G-Punktes an der vorderen Vaginalwand erreicht. Vaginale Orgasmen werden oft als tiefer und ganzkörperlicher beschrieben.

Die Intensität eines Orgasmus variiert von Frau zu Frau. "Bei mir ist der klitorale Orgasmus eher oberflächlich, ich spüre dann meine Haut sehr intensiv, sie prickelt. Und bei einem vaginalen Orgasmus geht das Gefühl mehr nach innen", berichtet Nina. Vergessen Sie aber nie, dass nicht alle Frauen vaginal und klitoral kommen können. Und überhaupt: Der Höhepunkt ist beim Sex nicht das A(h) und O(h). "Es ist schön, einen Orgasmus zu haben. Aber das ist nicht das Ziel“, betont Nina Burkhardt. Stattdessen geht es bei lesbischem Sex für sie um eine tiefe Verbundenheit. "Dass man eine gute Zeit hat und sich aufeinander einlässt." Die Dynamik sei mit jeder Sexualpartnerin wieder anders, entsprechend den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben. Manche integrieren zum Beispiel gern Sextoys ins lesbische Liebesspiel.

Gay Girls also just want to have fun: Beliebte Sextoys für lesbischen Sex

Es gibt viele Sextoys, die speziell für lesbischen Sex entwickelt wurden. Beliebte Optionen, um die sexuelle Erfahrung zu erweitern, sind Vibratoren, Dildos und Strap-ons. Welche Sextoys sind bei lesbischen Frauen besonders gefragt? "Nicht nur bei lesbischen Frauen, sondern bei vielen Menschen, die eine Klitoris haben, ist der Druckwellenvibrator sehr beliebt", meint Nina. "Das bringt eine andere Intensität und mehr Speed rein." Nina betont: "Dabei steht nicht die Penetration im Fokus!" Es sei einfach eine weitere Möglichkeit für queere Frauen, Spaß miteinander zu haben. "Und ein Strap-on mit Vibration bringt zusätzlichen Lustgewinn – das kann kein Penis leisten", grinst sie.

Wichtig ist, dass Sie Sexspielzeuge wählen, die sicher und komfortabel für die beteiligten Partnerinnen sind. Achten Sie auf hochwertige Materialien und diskutieren Sie vorab Vorlieben. Vor und nach jedem Gebrauch ist es wichtig, die Sextoys zu reinigen und bei Bedarf ein Kondom überzuziehen.

Safe Sache: Verhütung und Gesundheit bei Lesbensex

Apropos Kondom: Wer in Biologie aufgepasst hat, weiß, dass bei Sex zwischen zwei Frauen kein Schwangerschaftsrisiko besteht. Dennoch ist es wichtig, über Verhütung zu sprechen, um sich vor sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) zu schützen. Der Einsatz von Lecktüchern, auch Dental Dams genannt, kann helfen, das Risiko einer Übertragung von Geschlechtskrankheiten zu minimieren. Nach dem Fingern ist es deshalb auch wichtig, sich die Hände zu waschen.

Feel free!

Lesbischer Sex ist sehrfacettenreich, in der öffentlichen Wahrnehmung allerdings immer noch wenig präsent. Obwohl es Sex zwischen Frauen natürlich schon lange gibt, fehlen klassische Rollenbilder, vermittelt etwa durch Gay-Filme oder gezielte Sex Education. Diese mangelnde Sichtbarkeit brachte Nina Burkhardt aber auch Vorteile: "Weil ich ohne Vorbilder in Hinblick auf lesbischen Sex aufgewachsen bin, gehe ich heute sehr unvoreingenommen an die Sache heran. Ich fühle mich freier." Dennoch setzt sie sich zusammen mit dem Künstler*innen-Kollektiv Kottilesben für mehr Repräsentation queerer Frauen ein und spricht offen über Sex und LGBTQIA+-Themen. Damit sich in Zukunft hoffentlich noch mehr Menschen freier fühlen.