Mädchen in Großbritannien gehen nicht zur Schule, weil sie sich keine Tampons leisten können

Schulmädchen in Großbritannien gehen nicht zur Schule, weil sie sich keine Hygieneprodukte leisten können. [Photo: iStock]
Schulmädchen in Großbritannien gehen nicht zur Schule, weil sie sich keine Hygieneprodukte leisten können. [Photo: iStock]

Dass Mädchen nicht zur Schule gehen, weil sie ihre Tage haben, ist in Entwicklungsländern Alltag. Im ländlichen Uganda verpassen Mädchen aufgrund fehlender Hygieneprodukte und dem Stigma rund um die Menstruation im Schnitt acht Schultage pro Trimester. In Nepal gehen ungefähr 30 % der Mädchen nicht zu Schule, wenn sie ihre Tage haben. Aber in Großbritannien, wo jeder Zugang zu einer ganzen Reihe von Hygieneprodukten hat, ist es eigentlich kein Thema, dass man wegen seiner Periode mit dem Unterricht aussetzt. Oder doch?

Eine neue Studie hat ergeben, dass britische Mädchen aus Familien mit geringem Einkommen nicht zur Schule gehen, während sie ihre Tage haben – aus dem ganz einfachen Grund, weil sie sich keine Hygieneprodukte wie Tampons leisten können.

Freedom4Girls, eine gemeinnützige Organisation, die Schulmädchen in Afrika mit Hygieneprodukten versorgt, wurde von einer Schule in Leeds kontaktiert, nachdem die Verantwortlichen herausgefunden hatten, dass Schülerinnen nicht zum Unterricht kamen, weil sie keine Hygieneprodukte zur Hand haben.

Tina Leslie, eine Mitarbeiterin der staatlichen Gesundheitsbehörde und Unterstützerin von Freedom4Girls organisierte Probepackungen, die an die Schule geschickt wurden, aber sie gab zu, dass dies „keine nachhaltige Lösung“ sei.

Tina erklärte in der Sendung „Woman’s Hour“ auf BBC Radio 4, dass nicht bekannt ist, wie viele Mädchen in Großbritannien sich in dieser Situation befinden und dass mehr Untersuchungen notwendig sind.

„Wir ahnten, dass da etwas an den Schulen nicht stimmt. Das ist mit der Armut verbunden – im vergangenen Jahr verzeichneten wir alleine in Leeds 25.000 Besuche bei Lebensmittelausgabestellen“, erklärte sie.

Tina erklärte, dass Mädchen sich oft schämen, ihre Eltern nach Hygieneartikeln zu fragen. Und wenn Geld ein Problem ist, kann das Wissen, dass sie die Familie extra Geld kosten, die Scham und Verlegenheit noch verstärken.

„Das ist auch in anderen Schulen der Fall. Lehrer haben mir erzählt, dass sie Binden kaufen, um für den Fall der Fälle vorbereitet zu sein.“

Menstruation in Verbindung mit Armut ist ein echtes Problem. [Photo: Getty]
Menstruation in Verbindung mit Armut ist ein echtes Problem. [Photo: Getty]

Jetzt haben sie eine Kampagne gestartet, um weitere Untersuchungen darüber finanzieren zu können, wie die Periode Mädchen davon abhält, zur Schule zu gehen sowie um diejenigen zu unterstützen, die sich in Großbritannien keine Tampons und Binden leisten können.

Aber es ist offensichtlich, dass mehr getan werden muss, um dieser Menstruations-Armut zu begegnen. Alle Mädchen und Frauen müssen sich Hygieneprodukte leisten können, denn die Monatshygiene ist notwendig und kein Luxus.

Wir müssen auch weiterhin daran arbeiten, das Stigma rund um das Thema Menstruation zu bekämpfen, damit die Mädchen das Gefühl haben, dass sie offen darüber sprechen können, wenn sie Hygieneartikel benötigen.

Die Tatsache, dass Mädchen in Großbritannien lieber auf ihre Bildung verzichten als sich mit ihren Bedürfnissen an einen Erwachsenen zu wenden, zeigt, dass das System so nicht funktioniert. Mit Tinas Worten: Es muss sich etwas ändern.

„Wir müssen diesen Mädchen ihre Würde zurückgeben.“

Marie Claire Dorking
Yahoo Style UK