Mailand Fashion Week: So unerwartet sind die Trends für Frühjahr/Sommer 2025
Wann haben Sie sich in die Mode verliebt? Bitte an dieser Stelle einmal zurück in die Vergangenheit reisen und erinnern. An die ersten modischen Experimente. Das erste Mal verkleiden. Herausfinden, wer man eigentlich sein möchte und wie diese Person aussieht. „Als Kind ist jeder Tag ein Abenteuer“, erklärte Matthieu Blazy nach der Show von Bottega Veneta in Mailand. „Begleitet von dem Gefühl, dass alles passieren könnte, egal wie phantasievoll. Noch nicht so bestimmt von herkömmlichen Erwartungen und Konventionen.“
Damit erklärte Blazy die eigens für Frühjahr/Sommer 2025 präsentierte Kollektion, aber gleichzeitig auch die gesamte Mailand Fashion Week – wo sich zahlreiche Designer*innen dem Unerwarteten, der Fantasie, der Freiheit widmeten.
Bottega Veneta: tierisch gut!
Natürlich muss man bei Bottega Veneta gleich das Show-Setting erwähnen: In einer Location wie ein wahr gewordener Kindertraum nahmen die Gäste auf Sitzsäcken in verschiedenen Tierformen Platz. Es gab Pferde, Bären, Dinosaurier und Hasen. Die Kollektion wiederum schafft den Spagat zwischen Verspieltheit und Tragbarkeit. Hybride aus Hosen und Röcken, ultragroße Blazer wie aus Papas Schrank und Broschen in Froschform gehören zu den Highlights.
Casual Grandeur bei Gucci
Bei diesem Look muss die Dosierung stimmen. „Casual Grandeur“ bedeutet lässig, aber mit Eleganz. Nicht umsonst ist „Jackie Onassis auf Capri“ hier die Gucci-Muse. Sabato De Sarno macht daraus bodenlange Mäntel, die zu Jeans und Tanktops über den Boden schleifen, oder Miniröcke mit kleinen Krinolinen zu Rip-Shirts und großen Schlapphüten. Dazu immer wieder die klassischen Horsebit-Loafer, mal als Stiefel oder Plateauschuhe, an anderer Stelle als Ballerinas.
49 Mal Prada
Bei Prada gibt’s zur neuen Kollektion für Frühjahr/Sommer 2025 noch ein bisschen Internetkritik oben drauf, weil einem vor allem in den sozialen Medien ja immer nur gezeigt wird, was man eh schon gut findet. Den neuesten Trend-Schuh von Prada zum Beispiel. Dagegen stemmen sich Miuccia Prada und Raf Simons in 49 Looks mit 49 und mehr unterschiedlichen Ideen. Blusen mit eingearbeiteten Drähten für Passformfreiheit, Glitzerkleider und Anoraks in Leuchtfarben. Und dazu viele neu aufgelegte Entwürfe aus vergangenen Saisons.
Fendi und die Frauen
„Das Fundament dafür, wie Frauen sich heute kleiden, liegt in den 1920ern“, lässt Kim Jones bei Fendi verlauten. Im Jahr 1925 fand die große Art-Déco-Ausstellung in Paris statt – und das Modehaus Fendi wurde in Rom gegründet, das seitdem vor allem durch seine Frauen geprägt wurde und wird: Mit Silvia Venturini Fendi und Delfina Delettrez Fendi haben Frauen aus zwei Generationen sowohl die Accessoires als auch den Schmuck zu den Art-Déco-Looks von Jones beigesteuert.
Versace: glückliche Momente
Bevor Donatella Versace nach dem Tod von Gianni Versace die kreative Leitung des Modehauses übernahm, zeichnete sie für die Zweitlinie Versus Versace verantwortlich. Einen ihrer „glücklichen Momente“ aus dieser Zeit ließ sie nun für Frühjahr/Sommer 2015 noch einmal aufleben: die 90er-Jahre, genauer gesagt das Jahr 1997, mit Blumenprints und grafischen Mustern, Cardigans und Slipdresses.
Boss ist in Mailand „Out of Office“
Wer in Deutschland einen guten Anzug sucht, geht zu Boss. Das war schon immer so. Wer könnte den Anzug also besser umdefinieren als diese Brand? Unter dem Motto „Out of Office“ präsentierte man zur Mailand Fashion Week Looks, die zwar perfekt fürs Büro, aber auch wie gemacht für alle anderen Stunden des Tages sind. Die Power liegt nicht mehr in den Schultern, sondern in soften Schnitten, die sich nach den Bedürfnissen ihrer Träger*innen formen. Von Caprihosen mit hohem Umschlag bis hin zu Wickelblazern. Mehr Pluspunkte gibt es für eines der diversesten Model-Castings in Mailand.
Mathe mit Max Mara
Für das Design der Frühjahr-/Sommerkollektion 2025 von Max Mara hat Ian Griffiths eine eigene Formel entwickelt. Inspiriert hatte ihn dieses Mal nämlich Hypatia, Mathematikerin und Astrologin aus der Spätantike. Macht im Ergebnis: schmale Strickkleider mit kleinen Cut-outs, asymmetrische Origamifalten in einem Etuikleid oder geometrische Schultern an einem Blazer.
Sportmax regt die Fantasie an
Die neue Kollektion von Sportmax regt zum Nachdenken darüber an, was in der Mode alles sein könnte. Nicht alles ist tragbar, aber jeder Look mit viel Fantasie aufgeladen. Hosen ohne Bund, Perlen unter transparenten Stofflagen und Kleider wie um den Hals gewickelte Vorhänge inspirieren zu mehr Verkleidenspielen im Alltag.
Emporio Armani gibt ein Solo
Für die nächste Fashion Show von Giorgio Armani muss man sich noch bis Oktober gedulden und nach New York reisen. Also alle Augen auf Emporio Armani in dieser Saison! Seine Frauen in Herrenanzügen und Krawatten gehören zu dem, was der Designer als „Freiheit und Ironie“ in der Mode bezeichnet. Es ist die Armani-Quintessenz, hinter der längst nicht mehr nur ein Designer steckt. Zum Finale begleiteten den im Sommer 90 Jahre alt gewordenen Designer zwei weitere wichtige Personen auf den Laufsteg: Nicola Lamorgese, Chef des Menswear-Ateliers, und Marco Brunello aus dem Damen-Atelier.
Tod’s: Handwerkskunst live
Eine Kollektion von Matteo Tamburini für Tod‘s beginnt mit einem Moodboard – dieses Mal mit italienischen Sommerlandschaften, Segelbooten und Fahrradfahrern darauf –, aber auch sie endet mit dem exquisiten Handwerk der Marke. Wie um das zu unterstreichen, begleiteten 60 Mitarbeiter:innen aus den Produktionsstätten die Show und fertigten live die berühmten Mokassins von Tod‘s. Auf dem Laufsteg selbst gab es viel butterweiches Leder, Kleider mit Drapierungen wie Segel und Sommerfrischefarben wie Zitronengelb.
Madonnen bei Dolce & Gabbana
Die wichtigste Madonna zuerst: Die echte, also der Popstar, saß bei dieser Show von Dolce & Gabbana in der ersten Reihe und beobachtete die Kollektion durch einen schwarzen Spitzenschleier hindurch. Zu sehen gab es vieles, das ihr von ehemaligen Bühnenoutfits aus den 90ern bekannt vorkommen dürfte: konische BHs, taillierte Nadelstreifenanzüge und Korsetts aus nudefarbenem Satin. Dass ihre ikonischsten Looks damals nicht alle von Dolce & Gabbana entworfen wurden, spielt bei diesem Schwelgen in Nostalgie auch keine Rolle. Bloß nicht alles so ernst nehmen! Kein schlechter Trend für die nächste Saison.