Auszeichnung für den “Spitzenvater des Jahres” sorgt für Ärger im Netz

Auch Väter können in Elternzeit gehen. Doch nur ein Drittel aller Papas in Deutschland nehmen dafür eine Auszeit vom Job. (Symbolbild: Getty Images)
Auch Väter können in Elternzeit gehen. Doch nur ein Drittel aller Papas in Deutschland nehmen dafür eine Auszeit vom Job. (Symbolbild: Getty Images)

Der Ehemann einer angehenden Astronautin nimmt ein Jahr Elternzeit, um seiner Frau den Rücken freizuhalten. Sie will als erste deutsche Frau ins Weltall fliegen. Dafür bekommt ihr Mann die Auszeichnung “Spitzenvater des Jahres”, 5.000 Euro Preisgeld. Einen Shitstorm gab es gratis dazu.

Sie will Geschichte schreiben, er die Kinder hüten. Sie verfolgt einen beruflichen Traum, er steckt dafür zurück. Die Rede ist von Daniel Eich und Dr. Insa Thiele-Eich. Das Paar hat drei Kinder und zwei Jobs. Doch ihr Beruf soll sie 2020 zur Internationalen Raumstation ISS führen – als erste Frau Deutschlands. Dafür nimmt sich ihr Mann eine Auszeit vom Job. Ein Jahr lang will sich Daniel Eich um Kinder und Haushalt kümmern, während die Meteorologin im Weltall forscht. Dafür wurde das Paar bzw. Daniel Eich jetzt mit dem Titel “Spitzenvater des Jahres” ausgezeichnet – 5.000 Euro Preisgeld inklusive. Die Auszeichnung wird im Netz rege diskutiert.

Preis als “Spitzenvater des Jahres” – Motivation vs. gelebtes Modell

Die Twitter-User scheinen die Auszeichnung als Schlag ins Gesicht von Familien zu sehen, die Gleichberechtigung in Sachen Kindererziehung und Haushaltsführung als Selbstverständlichkeit erachten. Dabei soll der Preis Männer motivieren, sich mehr in Familie, Erziehung und Haushalt einzubringen. Denn nur etwa ein Drittel aller Väter in Deutschland geht laut “Zeit” in Elternzeit, belässt es meist beim Mindestmaß von zwei Monaten.

Als erste deutsche Forscherin soll Dr. Insa Thiele-Eich zur Internationalen Raumstation ISS fliegen. (Bild: Sean Gallup/Getty Images)
Als erste deutsche Forscherin soll Dr. Insa Thiele-Eich zur Internationalen Raumstation ISS fliegen. (Bild: Sean Gallup/Getty Images)

Dem will die Gütersloher Großbäckerei Mestemacher, die die Auszeichnung zum nunmehr 14. Mal vergeben hat, entgegenwirken und mit dem Preis “Spitzenvater des Jahres” die Männeremanzipation fördern. “Wir brauchen solche Preise wohl noch viele Jahre lang, um immer wieder wachzurütteln und Vorbilder zu zeigen”, erklärte Geschäftsführerin Ulrike Detmers laut “Handelsblatt”. Denn dass Männer in Elternzeit gehen, sei aktuell “ja leider immer noch nicht gelebter Alltag”.

Der Preis ginge deshalb an “moderne Männer, die sich als Väter mit großem Engagement für ihre Kinder einsetzen und ihrer Partnerin den Rücken freihalten, damit diese in ihrem Beruf vorankommen kann”. Damit wird klar, dass die Auszeichnung nicht etwa für eine einzelne Person, sondern für eine funktionierende Partnerschaft bestimmt ist, wie Dr. Insa Thiele-Eich auf Twitter verkündet.