Auszeichnung für den “Spitzenvater des Jahres” sorgt für Ärger im Netz
Der Ehemann einer angehenden Astronautin nimmt ein Jahr Elternzeit, um seiner Frau den Rücken freizuhalten. Sie will als erste deutsche Frau ins Weltall fliegen. Dafür bekommt ihr Mann die Auszeichnung “Spitzenvater des Jahres”, 5.000 Euro Preisgeld. Einen Shitstorm gab es gratis dazu.
Sie will Geschichte schreiben, er die Kinder hüten. Sie verfolgt einen beruflichen Traum, er steckt dafür zurück. Die Rede ist von Daniel Eich und Dr. Insa Thiele-Eich. Das Paar hat drei Kinder und zwei Jobs. Doch ihr Beruf soll sie 2020 zur Internationalen Raumstation ISS führen – als erste Frau Deutschlands. Dafür nimmt sich ihr Mann eine Auszeit vom Job. Ein Jahr lang will sich Daniel Eich um Kinder und Haushalt kümmern, während die Meteorologin im Weltall forscht. Dafür wurde das Paar bzw. Daniel Eich jetzt mit dem Titel “Spitzenvater des Jahres” ausgezeichnet – 5.000 Euro Preisgeld inklusive. Die Auszeichnung wird im Netz rege diskutiert.
Mein Mann wird Spitzenvater des Jahres und ich hab plötzlich 250 neue Follower! Damit hab ich ja nun nicht gerechnet. 🤣 Aber ihr seid alle herzlich willkommen! 🚀😊👍🏻
— Insa Thiele-Eich (@astro_insa) March 10, 2019
Kennst du das wenn du ins All fliegst, aber dein Mann bekommt einen Preis, weil er eure Kinder in der Zeit nicht ins Heim schickt? Imagine. pic.twitter.com/Wf7BrM2XhX
— ūni (@bonzenhunter) March 10, 2019
Weil er seiner Frau ihren Einsatz als Astronautin ~ermöglicht~, bekommt er einen Preis für seine Elternzeit. Da müßten jetzt aber EINIGEN Müttern noch rückwirkend ihre 5000 Euro ausgezahlt werden, nä.
— AS (@wiase) March 9, 2019
Wenn frau sich so richtig verarscht vorkommen muss. pic.twitter.com/witgiXrFZc
— John Thon • (@J0HNTH0N) March 10, 2019
Preis als “Spitzenvater des Jahres” – Motivation vs. gelebtes Modell
Die Twitter-User scheinen die Auszeichnung als Schlag ins Gesicht von Familien zu sehen, die Gleichberechtigung in Sachen Kindererziehung und Haushaltsführung als Selbstverständlichkeit erachten. Dabei soll der Preis Männer motivieren, sich mehr in Familie, Erziehung und Haushalt einzubringen. Denn nur etwa ein Drittel aller Väter in Deutschland geht laut “Zeit” in Elternzeit, belässt es meist beim Mindestmaß von zwei Monaten.
Dem will die Gütersloher Großbäckerei Mestemacher, die die Auszeichnung zum nunmehr 14. Mal vergeben hat, entgegenwirken und mit dem Preis “Spitzenvater des Jahres” die Männeremanzipation fördern. “Wir brauchen solche Preise wohl noch viele Jahre lang, um immer wieder wachzurütteln und Vorbilder zu zeigen”, erklärte Geschäftsführerin Ulrike Detmers laut “Handelsblatt”. Denn dass Männer in Elternzeit gehen, sei aktuell “ja leider immer noch nicht gelebter Alltag”.
Der Preis ginge deshalb an “moderne Männer, die sich als Väter mit großem Engagement für ihre Kinder einsetzen und ihrer Partnerin den Rücken freihalten, damit diese in ihrem Beruf vorankommen kann”. Damit wird klar, dass die Auszeichnung nicht etwa für eine einzelne Person, sondern für eine funktionierende Partnerschaft bestimmt ist, wie Dr. Insa Thiele-Eich auf Twitter verkündet.
…übrigens: unsere erste Reaktion beim Lesen des Preistitels war Irritation. 😉 Aber wir haben uns mit den Inhalten des Preises auseinandergesetzt und uns das beide SEHR GUT überlegt. Weil wir die Werte die dieser Preis verkörpert nämlich beide vertreten & VERBREITEN wollen./end
— Insa Thiele-Eich (@astro_insa) March 10, 2019