Mauern aus Wasser: Das sind die legendärsten Gefängnisinseln, von denen es kein Entkommen gab oder gibt
Mauern aus Wasser sind manchmal sicherer als die aus Stein, Stahl oder Beton – erst recht, wenn sie zusätzlich errichtet werden. Das ist wohl auch der Grund, warum Inseln als perfekte Gefängnisflächen ersonnen wurden, und die legendärsten Gefängnisinseln haben wir hier mal aufgeführt.
Die berühmtesten Gefängnisinseln, von denen eine Flucht unmöglich war
Manche Gefängnisinseln sind so sagenumwoben, dass sie zum Setting von Romanen und Filmen gemacht wurden – wie den berühmten Film mit Clint Eastwood Flucht von Alcatraz.
1. Alcatraz, USA
Sie ist die wohl legendärste Gefängnisinsel auf der ganzen Welt: Alcatraz in der Bucht von San Francisco. Sie ist etwa 8,5 Hektar groß, etwa 500 Meter lang und bis zu 41 Meter hoch und liegt etwa 1,5 km vor dem Festland. Klingt gar nicht so weit, die Entfernung, doch wer gedacht hat, er könne nach einem Ausbruch die anderthalb Kilometer zum Festland schwimmen, der hat sich getäuscht. Denn das Wasser ist so kalt und die Strömung dort so stark, dass jeder Fluchtversuch zum Scheitern verurteilt war. Es gab insgesamt mindestens 29 Fluchtversuche, aber keiner davon war erfolgreich. Schon ab 1861 wurde Alcatraz als Kriegsgefangenenlager für gefangene Konföderierte während des Sezessionskrieges genutzt und dann Anfang der Dreißigerjahre zur kompletten Gefängnisinsel umgebaut. Von 1934 bis 1963 galt es als krassestes Hochsicherheitsgefängnis der USA, in dem die schlimmsten Schwerverbrecher untergebracht waren. Unter ihnen waren Al Capone (1934–1939), der Gewaltverbrecher Robert Franklin Stroud (1942–1959), der echte Machine Gun Kelly (1934–1951) und der deutsche Spion Erich Gimpel (1945–1955). 1963 wurde das Gefängnis aber aufgrund der hohen Betriebskosten als solches aufgegeben und ist seither eine Touristenattraktion.
2. Robben Island, Südafrika
Ebenfalls sehr bekannt ist die Gefängnisinsel Robben Island, eine Atlantikinsel, etwa zwölf Kilometer vor Kapstadt und 6,9 km vom nächstgelegenen Festlandsabschnitt bei Bloubergstrand entfernt. Ihren Namen hat die Insel daher, weil die Küste ein natürlicher Lebensraum für Robben ist (und auch Brillenpinguine). Berühmt ist sie vor allem, weil dort fast zwei Jahrzehnte der berühmte südafrikanische Freiheitskämpfer und spätere Präsident Nelson Mandela eingesperrt war – und zwar in einer vier Quadratmeter großen Einzelzelle. Auch andere Apartheid-Bekämpfer waren auf Robben Island untergebracht, darunter Walter Sisulu, Ahmed Kathrada und Robert Sobukwe. Eine Flucht von Robben Island galt als ebenso aussichtslos wie von Alcatraz wegen des kalten Wassers und der Strömung. Mitte der Neunzigerjahre wurde die frühere Gefängnisinsel zu einem Natur- und Nationaldenkmal gemacht und das frühere Gefängnisgebäude in ein Museum verwandelt. Als Mandela 1994 der erste schwarze Präsident Südafrikas wurde, nahm er gleich elf seiner einstigen Mitgefangenen auf Robben Island in seine Regierung auf.
3. Rikers Island, USA
Aus unzähligen US-amerikanischen Filmen kennt man den Spruch, das jemand nach Rikers geschickt werden soll oder in Rikers einsitzt. Und wenn ein solcher Satz fällt, weiß man als Zuschauer*in: Da muss jemand richtig was verbrochen haben, denn nach Rikers werden nur die schlimmsten Verbrecher geschickt. Die Insel liegt im East River von New York und ist Teil der Bronx. Insgesamt zehn Gefängnisse gibt es dort (in denen bis zu 17.000 Menschen einsitzen), die Rikers zum größten Gefängniskomplex der Welt machen. Allein der Unterhalt von Rikers kostet den Staat jährlich 860 Millionen Dollar. Interessant auch: Etwa achtzig Prozent der Insassen sind drogenabhängig. Rikers soll in seiner jetzigen Form aber 2026 schließen. Stattdessen sollen dort neue Gefängniskomplexe gebaut und die Anzahl der Insassen auf 3.300 reduziert werden.
4. Île d’If, Frankreich
Der Name des ehemaligen Knasts auf der Felseninsel Île d’If nannte sich Château d’If, was eher nach Luxusappartement klingt als nach Gefängnis. Aber genau das war es, als es Mitte des 16. Jahrhunderts als solches in Betrieb genommen wurde – auch von hier schien Ausbrechen unmöglich. Ihre Berühmtheit verdankt die einstige Festung aber weniger dem Gefängnis als solchem, sondern dem Umstand, dass der Schriftsteller Alexandre Dumas einen Teil der Handlung seines 1844 erschienenen Romans Der Graf von Monte Christo auf der Insel angesiedelt hat. Auch deshalb ist die Insel heute vor allem eine Touristenattraktion und von Marseille aus binnen weniger Minuten zu erreichen.
5. Gorgona, Italien
Die italienische Mittelmeerinsel Gorgona ist die kleinste des Toskanischen Archipels in der Region Toskana und liegt im Tyrrhenischen Meer, etwa 34 km von der Hafenstadt Livorno entfernt. Ab 1869 wurde dort eine landwirtschaftliche Strafkolonie gegründet, deren Häftlinge dort heute noch Gemüsegärten, einen Weinberg und Viehzucht betreiben – der Weinbau dort ist bis heute ein wichtiger und bedeutender Wirtschaftsfaktor.
6. Île du Diable, Französisch-Guayana
Die Île du Diable, zu deutsch: Teufelsinsel, liegt etwa 13 km vor der Küste von Französisch-Guayana in Südamerika und ist die kleinste, nördlichste und bekannteste der drei Îles du Salut. Sie ist etwa 14 Hektar groß und steigt bis zu 40 Meter Höhe an. Zur bekanntesten Insel wurde sie vor allem deshalb, weil sie zwischen 1852 und 1946 als Strafkolonie für verurteilte Schwerverbrecher und Berufskriminelle diente. Ihr bekanntestes Insasse war Artilleriehauptmann Alfred Dreyfus, der dort von 1895 bis 1899 einsaß. Weil die Bedingungen im Gefängnis jedoch menschenunwürdig waren, wurde die Kolonie Mitte des 20. Jahrhunderts geschlossen. Auch die Handlung des autobiografischen Romans Papillon von Henri Charrière spielt auf der Teufelsinsel, der 1973 mit Steve McQueen und Dustin Hoffman aufsehenerregend verfilmt wurde und bis heute als einer der besten Gefängnisfilme aller Zeiten gilt. Gedreht wurde der Film seinerzeit allerdings auf Jamaika.
7. Hahnöfersand, Deutschland
Und ja: Auch Deutschland hat eine Gefängnisinsel: Hahnöfersand. Dabei handelt es sich um eine der Marschinseln in der Unterelbe am niedersächsischen Elbufer in unmittelbarer Nähe zum Alten Land nahe Hamburg und liegt etwa gegenüber der schleswig-holsteinischen Stadt Wedel. Sie ist etwa 1.100 Meter lang, bis zu 700 Meter breit und hat eine Fläche von ungefähr 1,6 Quadratkilometern. Die Insel liegt zwar in Niedersachsen, beherbergt seit über hundert Jahren aber die Justizvollzugsanstalt Hahnöfersand der Freien und Hansestadt Hamburg. 1911 wurde die Insel an die Hamburger Gefängnisverwaltung übergeben, 1913 wurde die ersten Gefangenen nach Hahnöfersand gebracht. Sie hatten die Aufgabe, den Boden durch das Aufbringen von Schlick und Kleiboden nutzbar zu machen. Im März 1915 wurde diese Arbeit von 1.200 russischen Kriegsgefangenen weitergeführt. Die Gründung der Jugendstrafanstalt erfolgte 1920, im Jahr 1997 kam in zwei eigenen Gebäuden ein geschlossener Vollzug für Frauen zum Gefängniskomplex hinzu. Seit 2004 befindet sich außerdem die Jugendarrestanstalt der Freien und Hansestadt Hamburg als gesonderter Neubau innerhalb des Gefängniskomplexes.