Mehr als bei allen anderen Lebensmitteln: Forscher warnen vor Mikroplastik im Teebeutel
Dass Mikroplastik inzwischen beinahe überall ist, ist schon lange keine Neuheit mehr. Inwiefern ein beliebtes Heißgetränk nun auch davon betroffen sein soll, erfahren Sie hier.
Mikroplastik befindet sich inzwischen überall: von Kosmetik über Nahrungsmittel bis hin zum Flaschenwasser - und damit auch in unseren Körpern. Teilweise werden die Plastikteilchen mit einer Größe von unter 5 Millimetern wieder ausgeschieden – teilweise aber auch leider nicht.
Eine Studie aus dem Frühjahr 2019 hat ergeben, dass der Mensch bei jeder Mahlzeit etwa 100 winzige Plastikteile aufnimmt. Die Auswirkungen dieser mikroskopisch kleinen Kunststoffpartikel auf den menschlichen Körper sind jedoch noch nicht vollständig geklärt. Es bleibt unklar, welche langfristigen gesundheitlichen Folgen sie haben könnten.
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Studie zeigt: 11,6 Milliarden Mikroplastik-Partikel in Teebeuteln
Eine Studie mit dem Titel "Plastic Teabags Release Billions of Microparticles and Nanoparticles into Tea" von Forschenden der McGill University in Montreal in Kanada erzielte beunruhigende Ergebnisse. Die, im Fachmagazin "Environmental Science & Technology" veröffentlichte, Untersuchung zeigt: Teebeutel aus Kunststoff setzen offenbar enorme Mengen an Plastikfasern im Mikro- und Nanobereich frei – deutlich mehr als in Salz oder Flaschenwasser nachgewiesen wurde.
Besonders heißes Wasser scheint diesen Effekt noch zu verstärken, indem es die Freisetzung der Kunststoffpartikel anregt, wie ÖKO-TEST berichtet. Die im Teebeutel enthaltenen winzigen Plastikteile können in das Teewasser übergehen und beim Trinken aufgenommen werden.
Die Forschenden untersuchten für ihre Studie Beutel aus den Kunststoffen PET und Nylon, die dafür aufgeschnitten, entleert und gewaschen wurden, um mögliche Plastikrückstände schon vorher zu entfernen. Nachdem die leeren Beutel mit heißem Wasser übergossen wurden, wurden diese durch ein Elektronenmikroskop untersucht: Gefunden wurden durchschnittlich 1,6 Milliarden Mikroplastik-Partikel und 3,1 Milliarden Nanoplastik-Partikel – das heißt insgesamt 16 Mikrogramm. Besonders beunruhigend an dieser Erkenntnis ist, dass die hier gefundene Menge die nachgewiesene Menge anderer Lebensmittel deutlich übersteigt.
Zum Vergleich: In Studien von Salzprodukten wurden in diesen beispielsweise "nur" bis zu 33 Mikroplastik-Partikel pro Kilogramm Salz gefunden.
Nutzen wir die Teebeutel in Deutschland auch?
Die gute Nachricht vorweg: Die meisten Teebeutel, die in der Schweiz und Deutschland erhältlich sind, bestehen größtenteils aus Papier und pflanzlichen Fasern, enthalten jedoch häufig auch geringe Mengen an Kunststoff, um die Nässeresistenz zu erhöhen – ansonsten bräuchte man den Beutel ja auch gar nicht erst. Die Kunststoffbeimischung kann in Form von Polypropylen bestehen, um den Beutel wasserabweisend zu machen.
Außerdem ist bei den Ergebnissen der Studie wichtig zu wissen, dass es zwei unterschiedliche Teebeutel-Varianten gibt. Die gängige Zweikammerform von Teebeuteln mit einer Schnur und Etikette wird häufig genäht, was ohne Kunststoff möglich ist. Im Gegensatz dazu sind die schnurlosen Teebeutel, wie sie etwa im Vereinigten Königreich verbreitet sind, rundum mit einer Klebenaht verschlossen, die Kunststoff enthält. Während die Papierbestandteile der Beutel und Nähte sich im Kompost zersetzen, bleibt der Kunststoff bestehen und zerfällt nur zu noch kleineren Teilchen – also Mikroplastik, das nicht abgebaut wird. Während PET-Beutel bei uns in Deutschland eher nicht verarbeitet werden, sieht es bei Nylonbeutel schon wieder anders aus. Marken wie Migros oder Sunday Natural haben beispielswiese Tee in dieser Art von Teebeuteln im Sortiment.
Bio-Marken nutzen wiederum ganz andere Teebeutel: Die Pyramidenbeutel bestehen oft aus PLA, einem sogenannten "Bio-Kunststoff" aus Maisstärke. Doch Bio-Plastik bringt eigene Probleme mit sich und ist weit weniger umweltfreundlich, als der Name vermuten lässt. In der betreffenden Studie wurden jedoch keine PLA-Beutel untersucht, sodass keine Aussagen darüber gemacht werden können, ob und wie viel Mikroplastik von diesen Beuteln möglicherweise abgegeben wird.
Kritik an Studie: Wichtige Parameter wurden nicht mit einbezogen
Tatsächlich ist die Studie trotzdem kein Grund, direkt in Panik auszubrechen. Kritiker*innen, wie beispielsweise Darena Schymanski vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe, betonen, dass die Verallgemeinerung der gefundenen Partikelzahl auf die Gesamtmenge der Teebeutel angezweifelt werden sollte. Zudem ist ein großes Problem bei der Untersuchung von Mikroplastik die potenzielle Kontamination von außen, insbesondere durch die Luft. Studien haben gezeigt, dass bis zu 33 Prozent des Hausstaubs aus Mikroplastik bestehen. Daher erfordern solche Analysen eine besonders saubere Umgebung, beispielsweise eine sterile Werkbank, auch bekannt als Clean Bench. In diesem Fall scheint diese Vorsichtsmaßnahme jedoch nicht eingehalten worden zu sein, was die Genauigkeit der Ergebnisse beeinträchtigen könnte.
Welchen Tee kann man jetzt noch kaufen?
Auf der absolut sicheren Seite sind Sie mit losem Tee – nicht nur ist so ein Teeei oder eine Teezange, in welche man den Tee hineintun kann, praktisch zum Umrühren, gleichzeitig tut man der Umwelt damit auch noch etwas Gutes.
Aber auch Marken wie Clipper oder Pukka werben mit plastikfreien Beuteln, die sogar biologisch abbaubar und mit pflanzenbasiertem PLA versiegelt sind.
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