Mehr Netto vom Brutto ab 2024: Wie viel mehr Geld vom Gehalt übrig bleibt

  - Copyright: picture alliance / pressefoto_korb | Micha Korb
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2024 wird ein gutes Jahr für die deutschen Steuerzahlenden: Mit einer Reihe von Maßnahmen entlastet die Ampel-Regierung Bürgerinnen und Bürger – um insgesamt 35 Milliarden Euro, wie das „Handelsblatt“ berichtet. Dadurch bleibt den Haushalten mehr Netto vom Brutto. Manchen winkt sogar ein kleiner Geldregen von bis zu 1600 Euro.

Welche Beträge genau ihr im nächsten Jahr einspart, hängt ab von eurer finanziellen Lage und Lebenssituation. Für den aktuellen „Handelsblatt“-Beitrag hat der Finanzwissenschaftler Frank Hechtner von der Universität Erlangen-Nürnberg ausgerechnet, was je nach Gehalt und Familienstand genau übrigbleibt.

Die Bundesregierung gleicht die sogenannte „kalte Progression“ aus, Grund- und Kinderfreibetrag steigen und für einige Topverdienende fällt der Solidaritätszuschlag weg: Diese guten Nachrichten dienten Hechtner als Grundlage für seine Prognose im „Handelsblatt“.

Die Ampel kämpft gegen die "kalte Progression" - Steuerfreibeträge sinken

Zum Kampf gegen die „kalte Progression“ ist die Bundesregierung schon angesichts der Energiekrise und hoher Inflationsraten angetreten. Auch nach dem Jahreswechsel wird sie ihn fortsetzen. Konkret hatten Unternehmen ihren Angestellten 2022 und 2023 höhere Löhne gezahlt, um die verminderte Kaufkraft auszugleichen. Jedoch besteuert Deutschland steigende Gehälter „progressiv“, also mit ebenfalls steigenden Sätzen. Folglich machte eine steuerliche Mehrbelastung die inflationsbedingte Lohnerhöhung zunichte.

Beschäftigte haben bei einer solchen „kalten Progression“ am Ende sogar weniger Geld in der Tasche als vorher. Indem sie Freibeträge erhöhte, begann die Bundesregierung schließlich in den vergangenen Monaten, die Steuerlast zu senken. Und wie das „Handelsblatt“ berichtet, wird sie dies auch 2024 weiterhin tun und die Steuertarife an die Inflationsrate anpassen.

So schreibt die Zeitung, zum einen steige der Grundfreibetrag, auf den keine Steuern anfallen, von 10.908 auf 11.604 Euro. Der Kinderfreibetrag erhöhe sich auch, und zwar von 6024 auf 6384 Euro. Im Frühjahr wolle die Ampel außerdem das Jahressteuergesetz beschließen, in dem sie den Grundfreibetrag dann rückwirkend bis 1. Januar 2024 auf 11.784 und den Kinderfreibetrag auf 6612 anhebe.

Bei der Lohnsteuerabrechnung werde dies im Nachtrag für die zurückliegenden Monate berücksichtigt. „Die Veränderung des Einkommensteuertarifs für 2024 führt zu deutlich spürbaren Entlastungen“, zitiert der Artikel Hechtner.

Der Soli fällt weg

Weiterhin, berichtet das „Handelsblatt“, steige beim Soli die Einkommensgrenze. Dieser entfällt schon seit 2021 für 90 Prozent der Steuerpflichtigen. Bald aber müssten ihn Singles erst abführen, wenn sie mehr als 18.130 Euro Einkommenssteuer zahlen, was erst ein Bruttoeinkommen von fast 80.000 Euro notwendig mache. Für Ehepaare, betont die Zeitung, gelten jeweils die doppelten Verdienstgrenzen. also. Weniger Menschen sind ab 2024 also angehalten, die Abgabe zu leisten.

Experte Frank Hechtner hat für das „Handelsblatt“ genau berechnet, wie viel mehr Geld die Entlastungen den Menschen in Deutschland bringen. So erwarte Singles mit einem Einkommen von 3000 Euro pro Monat ein jährliches Plus von insgesamt 172 Euro. Singles mit 5000 Euro Verdienst im Monat dürften sich über 292 Euro freuen. Familien mit zwei Kindern könnten von den Entlastungen noch deutlicher profitieren. Verdiene ein Partner oder eine Partnerin etwa 2500 und der oder die andere 4000 Euro im Monat, betrage die Entlastung 508 Euro im Jahr. Familienhaushalte, in denen die Eltern Top-Gehälter von 16.000 Euro im Monat beziehen, haben der Berechnung zufolge 1600 Euro mehr zur Verfügung.

Weniger Steuern, höhere Sozialbeiträge

Doch das „Handelsblatt“ warnt auch. Neben den willkommenen Steuererleichterungen müssten sich die Menschen nämlich auf höhere Sozialabgaben vorbereiten. Diese würden einen „nicht unwesentlichen Anteil“ der Entlastungen „aufzehren“, räumt Hechtner ein.

Bis zu 710 Euro mehr müsste ein Single im Jahr zahlen, Familien mit einem hohen Einkommen bis zu 541 Euro zusätzlich. Auch der durchschnittliche Zusatzbeitragssatz werde sich für viele Versicherte von 1,6 auf 1,7 Prozent erhöhen.

In der gesetzlichen Renten‐ und Arbeitslosenversicherung steige die Beitragsbemessungsgrenze in Westdeutschland ab Jahresbeginn um 250 auf 7550 Euro, informiert das „Handelsblatt“. In den neuen Bundesländern steige diese Grenze um 350 auf 7450 Euro. Die Grenze in der gesetzlichen Kranken‐ und Pflegeversicherung entwickle sich um 187,50 auf einheitlich 5175 Euro nach oben.

Diese Aussichten dürften die Freude auf ein gutes Steuerjahr 2024 dämpfen.

Nachfolgend findet ihr die genauen Berechnungen des Finanzwissenschaftlers Frank Hechtner von der Universität Erlangen-Nürnberg für das "Handelsblatt":

mj