Melania Trump steht zu ihrem Ehemann — wie viele andere prominente Ehefrauen vor ihr

Präsident Trump mit seiner First Lady Melania Trump. (Bild: Alex Brandon/AP)
Präsident Trump mit seiner First Lady Melania Trump. (Bild: Alex Brandon/AP)

Nach der Bewerbung von Ölpipelines und Einwanderungsbegrenzungen ist Präsident Trump auf vertrautes Terrain zurückkehrt, indem er Frauen öffentlich zu Objekten degradiert – zunächst, als er einer irischen Reporterin im Oval Office sagte, sie sei „schön“ und habe ein „hübsches Lächeln“ und erneut am Donnerstagmorgen, als er Mika Brzenzinski, die Co-Moderatorin von Morning Joe wegen ihres „Faceliftings“ aufzog.

Und all das führte wiederum dazu, dass First Lady Melania Trump ebenfalls auf vertrautes Terrain zurückkehrte: indem sie zu Ihrem Ehemann steht.

„Wie die First Lady in der Vergangenheit öffentlich sagte… wenn ihr Ehemann angegriffen wird, wird er zehn Mal härter zurückschlagen“, sagte die Kommunikationschefin der First Lady, Stephanie Grisham in einem Statement gegenüber CNN, als sie auf die Tweets über Brzenzinski angesprochen wurde.

Melania Trumps Kommunikationschefin: „Wie die First Lady öffentlich sagte… wenn ihr Ehemann angegriffen wird, wird er zehn Mal härter zurückschlagen.“

Melania ist bei weitem nicht die einzige, die in der Öffentlichkeit zu ihrem Ehemann steht – trotz Anschuldigungen, er würde sich sexistisch verhalten. Denken Sie beispielsweise an die folgenden Frauen, die sich ihren Ehemännern gegenüber (zumindest anfangs) loyal verhielten, obwohl diese es nicht waren: Camille Cosby, Huma Abedin (Ehefrau von Anthony Weiner), Silda Wall Spitzer, Hillary Clinton und Elin Nordegren (Exfrau von Tiger Woods).

Die Gründe, weswegen sie angesichts eines derartigen Vertrauensbruchs treu bleiben, sind vielschichtig und komplex, so Beziehungsexperten, die mit diesem Phänomen zu tun haben.

„Der tiefliegendste und komplizierteste Grund ist, dass man es so kennt – dass [diese Frauen vermutlich] in einem Haushalt aufwuchsen, in dem unangemessene Sexualität zum normalen Gleichgewicht zählte“, erzählt Bethany Marshall, Paartherapeutin aus Beverly Hills gegenüber Yahoo Style. „Liebe, Gewalt, Verrat, sexuelle Perversion waren Teil des Gleichgewichts und wurden verankert. Das ist die analytische Perspektive – dass es Teil ihrer Bedingungen war, als sie aufwuchsen [seitens ihrer Väter].”

Schauspieler Bill Cosby und Ehefrau Camille Cosby erscheinen am 21. Juni 2017 im Montgomery County (Pennsylvania) Gerichtshof. (Bild: Gilbert Carrasquillo/WireImage)
Schauspieler Bill Cosby und Ehefrau Camille Cosby erscheinen am 21. Juni 2017 im Montgomery County (Pennsylvania) Gerichtshof. (Bild: Gilbert Carrasquillo/WireImage)

Obwohl die Situation aller genannten Frauen individuell war – selbst bei jenen, die in ähnlicher Lage waren –, gibt es bei allen einen gemeinsamen Nenner, bemerkt Marshall. „[Die Männer] leben sich sexuell aus oder haben unscharfe Grenzen mit Frauen. Sie degradieren Frauen zu Objekten und sind nicht völlig loyal“, sagt sie. „Die meisten dieser Männer – Trump, Cosby, Weiner – befinden sich an der Grenze zur Sexsucht, sind sexuell gesteuert oder verhalten sich impulsiv. Dem zu Grunde liegt ihr Wunsch, Macht über Frauen zu haben.“

Ein weiterer Grund, warum Ehefrauen ihre untreuen Promi-Ehemänner öffentlich unterstützen, hat laut Marshall mit dem Konzept der „Gehirnwäsche“ zu tun, bei der die Männer sich unberechenbar verhalten, aber „die andere Person zu überzeugen versuchen, dass ihr Handeln normal ist“. Und dann gibt es außerhalb der Beziehungen niemanden, der gewillt ist, den Mann (schon gar nicht den Präsidenten) zu kritisieren und Unterstützung zu bieten. Das geschah laut Marshall im Fall von Nordegren, die Woods anfangs unterstützte und ihre Meinung erst änderte, „als andere Frauen sich meldeten und sie zwangen, sich einzugestehen [was los war].”

Ein weiterer Faktor, besonders in der Politik, ist laut Marshall ein „Pakt mit dem Teufel“ zwischen den Ehepartnern. Soll heißen: „Ich werde über deine Makel hinwegsehen, wenn du mir Macht/Status/das Weiße Haus gibst.“

Der ehemalige Bürgermeisterkandidat von New York City, Anthony Weiner, spricht während einer Pressekonferenz in New York neben seiner Frau Huma Abedin. (Bild: John Minchillo/AP)
Der ehemalige Bürgermeisterkandidat von New York City, Anthony Weiner, spricht während einer Pressekonferenz in New York neben seiner Frau Huma Abedin. (Bild: John Minchillo/AP)

Manchmal, erklärt Marshall, kann eine Frau in dieser Position an einer „Abgrenzungskrise“ leiden: „Sie weiß, dass ihr Ehemann leidet, aber sie denkt, es ist irgendwie ihr Fehler… ‚wenn ich nur besser im Bett wäre, hätte er mich niemals betrogen’, zum Beispiel.“ Außerdem, so stellt sie fest, kann es manchmal daran scheitern, die positiven und die negativen Aspekte eines untreuen Ehepartners in ein Gesamtbild zu integrieren.“

„Eine der frühesten Entwicklungsaufgaben im Leben ist es, das Gute und das Schlechte in den Menschen zu sehen“, sagt Marshall, obwohl die Menschen manchmal, besonders im Fall misshandelter Frauen, „die Realität innerlich nicht integriert haben.“ Beispielsweise sehen wir laut Marshall im Kindesalter „irgendwann, dass die Mama eine fürsorgliche Ernährerin ist, dass sie uns aber auch enttäuscht… und es ist Teil einer guten geistigen Gesundheit, beide Seiten zu sehen.“

Paul Hokemeyer, ein Ehe- und Familientherapeut aus Los Angeles, hat eine etwas andere Ansicht zum Phänomen der Ehefrauen, die hinter ihren Männern stehen.

„Ich möchte es nicht so sehen, dass sie zum Ehemann stehen. Ich sehe es so, dass sie zur Institution der Ehe stehen und die privaten Dinge im Privaten regeln“, erzählt er Yahoo Style. „Frauen wollen persönliche Angelegenheiten in ihrem eigenen Tempo lösen, anhand ihrer intuitiven und faktischen Daten. Sobald sie genügend Informationen gesammelt haben, treffen sie Entscheidungen, die auf ihrem moralischen, emotionalen und körperlichen Kompass beruhen. Irgendwann handeln sie, selbst wenn die Handlung heißt, nicht zu handeln – und dadurch treffen sie ihre eigenen Entscheidungen, anstatt von den harten, unversöhnlichen Meinungen der anderen beeinflusst zu werden.“

Hokemeyer ergänzt: „Frauen, die im Fall einer Kontroverse zu ihren Ehemännern stehen, demonstrieren eine außergewöhnliche Fähigkeit, diese Institution in Ehren zu halten. Ehe ist auch eine sehr private Vereinbarung, die zwischen zwei nicht pefekten menschlichen Wesen ständig neu verhandelt wird.“ Und in seiner Erfahrung, so sagt er, würden Männer und Frauen dazu neigen, unterschiedlich an die Sache heranzugehen. „Ich habe beobachtet, dass es Männern im Gegensatz zu Frauen häufig an der Fähigkeit mangelt, die Makel ihrer Partnerinnen zu tolerieren, weil sie zu einem größeren Narzissmus neigen, während Frauen über die außerordentlichen Fehlurteile ihrer Partner hinwegsehen – zu Gunsten der Ehe als soziale und religiöse Institution und zum emotionalen Wohl der Familie. Einfach ausgedrückt, werden Frauen nicht von ihrem narzisstischen Ego angetrieben und sind in der Lage, weniger emotionale und stattdessen strategischere und logischere Entscheidungen zu treffen als Männer“.

Natürlich könnte es laut Marshall auch daran liegen, dass Frauen schlichtweg Angst haben, ihre Partner zu verlieren und dass „ein Verrat undenkbar ist“.

„Wir alle wollen den von uns geliebten Menschen glauben“, sagt sie. Und das gilt auch für den Wunsch der Öffentlichkeit, den oft manipulativen Politikern und Promis zu glauben, die sie bewundern. „Auch wir können wie misshandelte Ehefrauen sein“, so Marshall.

Beth Greenfield

Yahoo Style