Mir wurde meine Wohnung nach 25 Jahren gekündigt – erst war ich sauer, doch am Ende war es ein Segen

 Trina Kaye hatte vor der Zwangsräumung 25 Jahre lang in ihrer Wohnung in Los Angeles gelebt. - Copyright: Jeremy Poland/Getty Images
Trina Kaye hatte vor der Zwangsräumung 25 Jahre lang in ihrer Wohnung in Los Angeles gelebt. - Copyright: Jeremy Poland/Getty Images

Dieser Aufsatz basiert auf einem Gespräch mit Trina Kaye, einer 68-Jährigen, die 2019 aus ihrer Wohnung in Los Angeles vertrieben wurde. Der folgende Text wurde aus Gründen der Länge und Klarheit überarbeitet.

Ich habe 25 Jahre lang in derselben Wohnung in Los Angeles (USA) gelebt, und ich habe sie geliebt. Ich zog 1994 in sie ein, nachdem ein Erdbeben das San Fernando Valley erschüttert hatte und ich meine Wohnung verloren hatte.

Die ruhige Einzimmerwohnung gehörte einem Ehepaar und lag nah am Strand. Als ich einzog, zahlte ich etwa 725 US-Dollar (etwa 670 Euro) pro Monat. Meine Miete wurde in der Regel um 50 bis 60 Dollar (45 bis 55 Euro) pro Jahr erhöht.

Plötzlich, im Jahr 2018, erhöhten sie meine Miete viel stärker. In diesem Jahr erhielt ich zwei Mieterhöhungen, jeweils um 100 Dollar (92 Euro). Ich stimmte zu, weil ich gerne dort wohnte und nicht ausziehen wollte. Im Jahr 2019, dem Jahr, in dem ich ausziehen musste, zahlte ich 1695 Dollar (1560 Euro) pro Monat.

Am Telefon sagte man mir, dass ein Gerichtsvollzieher vor dem Gebäude sei

Ich wusste nicht, wer diese Person war oder worum es ging. Ich habe sie nicht hereingelassen. Als ich drei Tage später nach Hause kam, klebte ein Zettel an meiner Tür, auf dem stand, dass ich zwangsgeräumt werde und am 1. Juli weg sein müsse.

Ich war völlig schockiert. Ich hatte so lange in der Wohnung gewohnt und kannte die Vermieter gut. Dass sie vorher nicht mit mir darüber gesprochen hatten, konnte ich nicht glauben. Ich habe auch nicht nachgefragt. Es war mir peinlich und ich hatte Angst vor einer Konfrontation.

Ich teilte den Vermietern mit, dass ich am 20. Mai eine Knieoperation hatte und bat um eine Fristverlängerung für den Auszug. Nachdem ich ihnen ein ärztliches Attest vorgelegt hatte (das sie verlangten), stimmten sie dem 15. September zu.

Das ist zwar schon fünf Jahre her, aber ich werde es nie vergessen.

Ich hätte nie gedacht, dass mir eine Zwangsräumung jemals passieren würde

Den Begriff "Zwangsräumung" kannte ich. Ich hatte davon gehört, dass dies Menschen widerfuhr, die ihre Miete nicht bezahlten. Zu diesen Menschen gehörte ich aber nicht. Ich hatte noch nie eine Mietzahlung versäumt und sie immer pünktlich bezahlt.

Ich habe mich um die Wohnung gekümmert, als wäre sie mein Eigentum. Sogar das Streichen und Reparieren habe ich selbst in die Hand genommen. Als ich einen Räumungsbescheid erhielt, in dem nur stand, dass mein Mietverhältnis ohne Angabe von Gründen beendet wurde, war ich untröstlich.

Ich wollte nicht ausziehen, aber ein Anwalt sagte mir, dass ich keine andere Wahl hätte

Als ich die Kündigung erhielt, sprach ich mit einem Freund, der Anwalt für Immobilienrecht ist, und bat ihn um Rat. Er sagte, ich hätte in dieser Situation keine rechtliche Handhabe. Ich wandte mich an mein örtliches Stadtratsbüro, erhielt aber keine Antwort. Leider habe ich die Sache nicht weiterverfolgt oder einen Anwalt eingeschaltet.

Ich habe es einfach akzeptiert und bin ausgezogen. Hätte ich das nicht gemacht, hätte ich Angst gehabt, dass die Polizei auftauchen und mich verhaften würde. Ich hatte Angst. Außerdem stand ich zu dieser Zeit wegen meiner Knieoperation unter großem Stress, sodass ich weder die Zeit noch die Energie hatte, mich zu wehren oder weitere Fragen zu stellen.

Ich bedaure, dass ich mich nicht gegen die Zwangsräumung gewehrt habe. Ich wünschte, ich hätte mehr Informationen gehabt, bevor ich mich entschied zu gehen.

Ein Jahr später wäre es nicht zur Zwangsräumung gekommen

In gewisser Weise hatte ich Pech. Im Jahr 2020 wurde in Kalifornien das Just Cause Eviction Law verabschiedet. Das Gesetz erschwert es Vermietern, Mieter ohne triftigen Grund zu kündigen, vor allem, wenn sie bereits zwölf Monate in der Wohnung gelebt hatten.

Wenn es mir 2020 passiert wäre, hätte ich gute Argumente gehabt, um mich zu wehren. Ich glaube auch, dass sich meine Vermieter deshalb dafür entschieden haben, mir zu kündigen, weil sie wussten, dass sich das Gesetz ändern würde.

Sie haben meine Wohnung renoviert und die Miete erhöht

Ich habe von meinen ehemaligen Nachbarn gehört, dass meine Wohnung renoviert wurde, als ich auszog. Nachdem sie sie renoviert hatten, wurde sie für 2250 Dollar (2000 Euro) pro Monat angeboten. Mein Nachbar zog kurz nach mir aus, und seine Wohnung wurde ebenfalls renoviert. Seitdem habe ich bemerkt, dass sie den größten Teil des Gebäudes renoviert und die Mieten erhöht haben.

Ich brauchte Zeit, um mich von der Situation zu lösen

Ich brauchte ein paar Jahre, um die Wut und die Scham über die Zwangsräumung zu überwinden. Die Wut rührte daher, dass man mir die Entscheidung abgenommen hatte, meine Wohnung zu verlassen. Ich wohne jetzt seit fünf Jahren in einer Zweizimmerwohnung, für die ich ein wenig mehr zahle als für meine alte Wohnung.

Rückblickend war die Zwangsräumung ein wahrer Segen. Meine neue Wohnung ist besser und verfügt über Annehmlichkeiten wie eine zentrale Klimaanlage und neue Geräte. Ich miete von den Eigentümern einer Eigentumswohnung, und sie waren sehr entgegenkommend.

Ich habe vor, so lange wie möglich hier zu bleiben. Die Situation hat mich nicht davon abgehalten, zu mieten. Auch wenn es so wäre, könnte mir in Los Angeles nichts kaufen, also ist es sowieso meine einzige Option.

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