Meine Mutter starb vor 20 Jahren an Heiligabend – bis heute kämpfe ich mir Schuldgefühlen

Der Autor macht sich Sorgen, dass er jung sterben wird, so wie seine Mutter, und dass er nicht da sein wird, um seine Kinder alt werden zu sehen. - Copyright: MIKE OLBINSKI
Der Autor macht sich Sorgen, dass er jung sterben wird, so wie seine Mutter, und dass er nicht da sein wird, um seine Kinder alt werden zu sehen. - Copyright: MIKE OLBINSKI

Ich fühlte mich sehr schuldig, als meine Mutter an Heiligabend 2004 im Alter von 48 Jahren unerwartet starb.

Meine Eltern bereiteten sich darauf vor, von Central Illinois nach Kansas City, Missouri, umzuziehen. Ich war dort, um ihnen zu helfen, während ich gleichzeitig versuchte zu entscheiden, was ich mit meinem Leben anfangen sollte.

In der Woche vor ihrem Tod schien es meiner Mutter nicht gutzugehen. Ich tat ihre Symptome als Nervosität ab, als Widerwillen, von ihrem ländlichen Zuhause in eine größere Stadt umzuziehen. Als ich schließlich merkte, dass sie mehr als nur nervös war, brachte ich sie in die Notaufnahme, um zu sehen, was los war.

Ich fühle mich schuldig, weil meine Mutter nicht sehen konnte, was ich erreicht habe

Ein Jahrzehnt vor diesem Krankenhausaufenthalt wurde meine Mutter operiert, um eine undichte Herzklappe zu ersetzen. Seitdem hatte sich die Klappe verschlechtert. Der Notarzt sagte, sie müsse ersetzt werden. Innerhalb eines Wimpernschlags bereitete sie sich nicht nur auf den Umzug, sondern auch auf die Operation vor. Wir waren alle sehr dankbar, als wir hörten, dass die Operation erfolgreich verlaufen war.

Doch in den folgenden Tagen erholte sich ihr Körper nicht von dem Eingriff. Sie blieb im Koma und musste an die lebenserhaltenden Maßnahmen angeschlossen werden. Als die Zeit gekommen war, verabschiedeten sich mein Vater, meine Schwester und ich von ihr. Ich war erst 26 Jahre alt.

Ich habe lange gebraucht, um über diesen Moment hinwegzukommen. Aber die Schuldgefühle und der Kummer, mit denen ich seitdem zu kämpfen habe, sind nie ganz verschwunden. Ich wünschte, meine Mutter wäre noch da gewesen, um zu sehen, wie ich endlich meinen Lebensunterhalt als Schriftsteller verdiene, meine Frau kennenlerne und stolzer Vater von zwei wunderbaren Jungen werde. Ich wünschte, ich könnte sie als Großmutter sehen und mich als Elternteil unterstützen.

Heute mache ich mir Sorgen, dass ich meine Kinder nicht aufwachsen sehen werde

Jetzt bin ich zwei Jahre von dem Alter entfernt, in dem sie bei ihrem Tod war. Ich werde das scheinbar irrationale Gefühl nicht los, dass ich nicht mehr leben werde, um zu sehen, wie meine acht und fünf Jahre alten Kinder aufwachsen, ihren Abschluss machen und ihre eigenen Leute werden.

Ich glaube, ein Teil davon rührt von den Schuldgefühlen her, die ich wegen ihres Todes empfunden habe. Seien wir ehrlich: Es wäre eine schwere Vergeltung des Allmächtigen, wenn er mich so plötzlich von meiner eigenen Familie trennen würde, wie er es mit meiner Mutter getan hat.

Ein Teil davon kommt von meinen eigenen gesundheitlichen Problemen. Meine Waage zeigt, dass ich derzeit ein ungesundes Gewicht habe, und meine Laborwerte zeigen bei den letzten Untersuchungen erhöhte Cholesterin- und Blutdruckwerte. Nichts davon ist so schlimm wie die Gesundheitsprobleme meiner Mutter, aber ich finde es trotzdem beunruhigend. Ich neige auch zu denselben schweren Depressionen, die sie zu Lebzeiten durchgemacht hat. Wenn wir all diese anderen Gemeinsamkeiten haben, warum dann nicht auch ein früher Tod?

Ich habe gelernt, dass ich mit meinen Gefühlen nicht allein bin. Bei meiner Suche auf Reddit und in anderen Foren fand ich viele Menschen, die glauben, dass ihre Zeit abläuft. Ich begann zu glauben, dass diese Gefühle vielleicht doch nicht so unlogisch waren, und beschloss schließlich, zu recherchieren, warum ich so empfinde.

Ihr Tod hat nichts mit meinem eigenen zu tun.

"Es ist nicht irrational", erklärt Jumoke Omojola, eine Psychotherapeutin, die Menschen hilft, die mit Trauer und Ängsten zu kämpfen haben. "Aber es ist keine Selbstverständlichkeit, dass man, wenn die eigene Mutter oder der eigene Vater jung gestorben ist, auch jung sterben wird."

Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass bestimmte Krankheiten von den Eltern an die Kinder weitergegeben werden können. Nach Angaben des Buchs "Gene, Behavior, and the Social Environment: Moving Beyond the Nature/Nurture Debate", das von den National Institutes of Health veröffentlicht wurde, "ist die Familiengeschichte oft einer der stärksten Risikofaktoren für häufige Krankheitskomplexe wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Autoimmunerkrankungen und psychiatrische Erkrankungen."

Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass ich das gleiche Schicksal wie meine Mutter erleiden werde. Es spielen auch die individuelle Physiologie, der Lebensstil und schlichtweg das Glück eine Rolle. Omojola sagt, dass meine Schuldgefühle eine große Rolle bei meinen Gefühlen spielen. Ein Großteil davon rührt von dem plötzlichen Verlust der Verbindung her, die wir haben, wenn wir jemanden verlieren, der uns nahesteht.

Wenn sich Pflege- und Sozialstrukturen ändern, passen wir uns auf unterschiedliche Weise an. Manchmal lassen sich die Menschen auf riskante Verhaltensweisen wie übermäßiges Rauchen und Trinken ein, andere wiederum lassen ihren Gedanken freien Lauf und werden von Schuldgefühlen und Trauer geplagt.

"Schuldgefühle gibt es, weil unsere Kultur den Kindern, vor allem den jüngeren, nicht erklärt, warum ihre Eltern gestorben sind", erklärt sie. "Sie erfinden ihre eigenen Geschichten, wenn sie keine angemessenen Informationen über ihre Eltern oder den Tod erhalten".

Omojola erklärt mir weiter, dass ich, indem ich den Tod meiner Mutter mit meinen eigenen Gesundheitsproblemen in Verbindung brachte, wirklich nicht zusammenhängende Ereignisse miteinander verknüpfte und magisches Denken anwandte. Um dies zu überwinden, sagt sie, muss ich meine Annahmen immer wieder hinterfragen. Ich muss auf meine Gesundheit achten und auf meine Ärzte hören. Bald, so sagt sie, werde ich erkennen, dass der frühe Tod meiner Mutter nicht bedeutet, dass ich auch sterben werde.

Von der Trauer, die ich immer noch empfinde, werde ich mich aber wahrscheinlich nie erholen.

Dieser Artikel wurde von Muriel Dittmar aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.