Nach Treffen mit von der Leyen: Darum sind die Briten so verärgert über Charles III.

Das Treffen von König Charles III. mit Ursula von der Leyen auf Schloss Windsor hat sowohl bei nordirischen Unionisten als auch bei Brexit-Anhängern für Kritik gesorgt.

Charles III. empfing die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, auf Schloss Windsor. (Bild: PA)
Charles III. empfing die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, auf Schloss Windsor. (Bild: PA)

Der britische Premierminister Rishi Sunak hat mit der Präsidentin der Europäischen Kommission gerade ein neues Post-Brexit-Abkommen über das Nordirland-Protokoll abgeschlossen.

Yahoo Großbritannien erklärt, warum das Treffen mit dem Monarchen eine solche Kontroverse ausgelöst hat.

Warum ist es umstritten, dass Charles Ursula von der Leyen trifft?

Die Verhandlungen über die Handelsposition Nordirlands nach dem Brexit sind eindeutig eine politische Angelegenheit – etwas, aus dem sich Charles III. als Souverän laut Verfassung heraushalten muss.

Viele interpretieren sein Treffen mit Ursula von der Leyen als Zeichen, dass der König das neue Abkommen absegnet, was als Politisierung des Monarchen gesehen werden kann.

Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, trifft sich mit König Charles, zwischen den abschließenden Gesprächen mit dem britischen Premierminister Rishi Sunak über das Nordirland-Protokoll. (Bild: Getty Images)
Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, trifft sich mit König Charles, zwischen den abschließenden Gesprächen mit dem britischen Premierminister Rishi Sunak über das Nordirland-Protokoll. (Bild: Getty Images)

Als „nationales Symbol“ für das gesamte Vereinigte Königreich kann Charles III. nicht die Interessen einzelner Politiker oder eine bestimmte politische Position bevorzugen: Er repräsentiert die vier Nationen gleichermaßen und in ihrer Gesamtheit, weshalb es so wichtig ist, dass er neutral bleibt.

Wenn er in irgendeiner Hinsicht „Stellung bezieht“, untergräbt dies die symbolische Kraft des Souveräns als Staatsoberhaupt und langfristig auch die Stabilität der Monarchie.

‚Schrecklicher Fehler‘ – was waren die bisherigen Reaktionen?

Die Entscheidung des Königs, sich mit der Präsidentin der Europäischen Kommission zu treffen, wurde quer durch das politische Spektrum verurteilt.

Der konservative Abgeordnete Jacob Rees-Mogg sagte gegenüber GB News: „Der Souverän sollte erst dann einbezogen werden, wenn die Dinge abgeschlossen und akzeptiert sind“ und dass der Monarch „sich nicht zu Parlamentsbeschlüssen äußert“, solange diese noch in Bearbeitung sind.

Sunaks Sprecher sagte, dass die Entscheidung, die Präsidentin der Europäischen Kommission zu treffen, „grundsätzlich“ die des Königs sei. (Bild: Getty Images)
Sunaks Sprecher sagte, dass die Entscheidung, die Präsidentin der Europäischen Kommission zu treffen, „grundsätzlich“ die des Königs sei. (Bild: Getty Images)

Chris Bryant, ein Abgeordneter der Labour-Partei, sagte, es sei ein „schrecklicher Fehler“, dass der König sich mit von der Leyen getroffen habe.

„Dies ist ein schrecklicher Fehler der Regierung. Wir sollten die Monarchie niemals in politische Auseinandersetzungen hineinziehen.“

Die ehemalige erste Ministerin Nordirlands, Arlene Foster, bezeichnete die Entscheidung als „krass“ und sagte, sie werde „in Nordirland schlecht ankommen“. Sie konnte auch „nicht glauben, dass Nr. 10 Ihre Majestät bittet, sich am Abschluss eines so umstrittenen Abkommens zu beteiligen“.

Sammy Wilson, Abgeordneter der Democratic Unionist Party (DUP), sagte, Downing Street „zieht den König in eine äußerst kontroverse politische Angelegenheit hinein“.

Wer hat entschieden, dass sich der König mit Ursula von der Leyen trifft?

Ein Sprecher des Buckingham Palastes sagte, der König habe von der Leyen auf Anraten der Regierung getroffen.

„Der König freut sich, jeden führenden Politiker der Welt zu treffen, wenn er Großbritannien besucht und es ist der Rat der Regierung, dass er dies tun sollte.“

Downing Street hat jedoch das Gegenteil behauptet, es sei „grundsätzlich“ die Entscheidung des Königs gewesen.

Sunaks Sprecher sagte auch, dass der Premierminister „fest davon überzeugt ist, dass der König diese Art von Entscheidungen treffen muss“.

Beide Parteien sind daher bestrebt, sich gegenseitig die Schuld für das umstrittene Treffen in die Schuhe zu schieben.

Am Wochenende war berichtet worden, dass Charles im Rahmen der Verhandlungen von der Leyen treffen werde, allerdings wurde nicht suggeriert, dass er direkt an den Gesprächen teilnimmt.

Emma Mackenzie

VIDEO: Empfang nach Brexit-Einigung: König Charles trifft von der Leyen