Neue EU-Verordnung zu Amalgam: Müssen die Zahnfüllungen jetzt raus?

Die Verwendung von Amalgam ist zwar rückläufig, das Material kommt aber dennoch weiterhin zum Einsatz. (Bild: Getty Images)
Die Verwendung von Amalgam ist zwar rückläufig, das Material kommt aber dennoch weiterhin zum Einsatz. (Bild: Getty Images)

Ab Juli dürfen Zahnärzte bei Schwangeren, Stillenden und Kindern kein Amalgam mehr für Füllungen benutzen. Damit soll die Nutzung von Quecksilber europaweit eingegrenzt werden. Doch was bedeutet das für Menschen, die bereits Amalgam-Füllungen in den Zähnen haben?

Sie gelten als bedenklich für die Gesundheit und sind auch aus ästhetischer Sicht verpönt: Amalgam-Zahnfüllungen, die einen Quecksilbergehalt von bis zu 50 Prozent aufweisen, stehen seit Jahrzehnten in der Kritik. Nun schafft die EU Fakten: Ab 1. Juli dürfen Zähne von schwangeren und stillenden Frauen sowie Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren beim Zahnarzt nicht mehr mit Amalgam gefüllt werden.

Diese Patientengruppen sollen in Zukunft zahnfarbene Kunststofffüllungen erhalten, die Kosten dafür übernehmen die gesetzlichen Krankenversicherungen. Bisher war Amalgam bei Patienten vor allem aus finanziellen Gründen gefragt, denn diese werden zu 100 Prozent von den Krankenversicherungen erstattet. Lediglich im Frontzahnbereich übernahmen Versicherungen auch die Kosten für Kunststofffüllungen.

Doch was bedeutet dies nun für jene Patienten, die bereits Amalgamfüllungen haben? Wenn Quecksilber als gesundheitsgefährdend eingestuft wird, müssen dann nicht sämtliche Füllungen ausgetauscht werden?

Laut Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung (KZBV) ist ein Austausch nicht zwingend. Amalgam sei „der älteste, besterforschte zahnärztliche Werkstoff und wird in den allermeisten Fällen problemlos vertragen“, heißt es auf deren Webseite. Durch quecksilberhaltige Zahnfüllungen nehme der Körper nicht mehr Quecksilber auf als durch die Nahrung. In beiden Fällen sei die Größenordnung des enthaltenen Quecksilbers unbedenklich.

Zudem wurden von Experten auch zu Kunststofffüllungen Bedenken geäußert. Laut dem Projekt „Medizin transparent“ von Cochrane Österreich an der Donau-Universität Krems enthalten die zahnfarbenen Füllungen „eine Mischung aus verschiedenen Kunststoffen, deren mögliche Wirkung auf den Körper noch kaum erforscht ist“. Möglicherweise bestehe sogar ein Zusammenhang von Kunststoff und der immer öfter auftretenden Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH). Die Krankheit führt bei Kindern und Jugendlichen zu porösen und verfärbten Zähnen, die laut „Stiftung Warentest“ regelrecht „wegbröckeln“.