Neue Studie zum Wälzen von Hunden

Eine Studie hat nun herausgearbeitet, warum sich die meisten Hunde gerne in stinkenden Dingen wälzen. Soviel vorweg: Dieses Verhalten lässt sich nicht abtrainieren. Es ist nämlich instinktgesteuert und hängt mit der Abstammung unserer Hunde vom Wolf zusammen.

Viele Hunde wälzen sich gerne in stinkenden Dingen – aber warum?
Herrlich, doch für uns Menschen manchmal schwer zu ertragen: Viele Hunde wälzen sich gerne in stinkenden Dingen – aber warum? (Bild: Getty Images)
  • Wälzen hängt mit der Abstammung unserer Hunde vom Wolf zusammen.

  • Hunde wälzen sich in verschiedenen Kontexten.

  • Hunde übermitteln mithilfe von Gerüchen Informationen.

  • Wälzen als soziales Phänomen der Rudelbildung.

  • Wälzen als Wohlfühlfaktor und zur Körperhygiene.

Hundebesitzer*innen kennen das Phänomen – und stöhnen nicht selten darüber: Der Vierbeiner wälzt sich während des Spaziergangs genüsslich im Schlamm, in Kadaverresten oder in den Fäkalien anderer Tiere. Und gerne dann auch zu Hause auf der Couch oder dem Teppich. Aber warum tun Hunde das?

Abstammung des Hundes

Hierfür muss man einen Blick auf die Abstammung des domestizierten Hundes werfen: Der Hund stammt vom Wolf ab, und auch hier kann das Wälzen beobachtet werden. Welche Bedeutung hat dieses Verhalten beim Wolf? Untersucht wurde das "Duftrollen" im Rahmen einer Studie von Pat Goodmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kuratorin des Wolf Parks in Indiana. Sie verbrachte mehrere Jahre damit, das Phänomen bei Wölfen in ihrem halbnatürlichen Wolfsreservat zu untersuchen.

Wölfe – und eben auch Hunde – kommunizieren über verschiedene Dinge, dazu gehören neben Mimik und Gestik, also der Körpersprache, auch Gerüche. Das Wälzen in beispielsweise stinkenden Dingen dient also der olfaktorischen Kommunikation. Dieses Verhalten findet bei Wölfen noch stärker statt als bei Hunden. "Duftrollen ist wahrscheinlich eine Möglichkeit für Wölfe, Informationen an das Rudel zurückzugeben", erklärt Goodmann. "Wenn ein Wolf auf einen neuartigen Geruch trifft, schnüffelt er zuerst und wälzt sich dann darin, wobei er den Geruch auf seinen Körper bekommt, insbesondere um Gesicht und Hals. Bei seiner Rückkehr begrüßt ihn das Rudel und untersucht den Geruch während der Begrüßung gründlich. Im Wolf Park haben wir mehrere Fälle beobachtet, in denen ein oder mehrere Rudelmitglieder dem Geruch direkt zurück zu seinem Ursprung gefolgt sind."

So erklärt sich auch die verschieden starke Ausprägung des Wälzens bei unterschiedlichen Hunderassen: Bei einem Chihuaua sticht dieses Phänomen deutlich weniger stark hervor als zum Beispiel bei einem Husky – erstere sind nicht mehr so "wölfisch" in ihrer Kommunikation.

European Gray Wolf, Canis lupus lupus, Group of Wolves, Germany
Wölfe kommunizieren mit der Hilfe des Wälzens. In freier Natur dient dieses Verhalten in erster Linie der Sicherung des Überlebens. (Bild: Getty Images)

Wälzen als Mittel der Kommunikation

Theorien, warum sich unsere Fellnasen in Fäkalien, toten Tieren oder anderen übelriechenden Dingen wälzen, gibt es einige, die von Pat Goodmann am eindeutigsten herausgearbeitete ist die des Informationsaustausches zwischen den Tieren.

Um dem Rudel das Überleben zu sichern, gibt es die Geruchsfreigabe – eine Möglichkeit, den Ort von etwas Verstorbenem mit anderen Wölfen (oder Hunden) zu teilen, indem man den Geruch mit sich trägt. So erfährt auch der Rest des Rudels von einem Tierkadaver, an dem sich alle sattfressen können.

Eine andere Theorie ist die Geruchsmaskierung, ebenfalls ein Verhalten aus der Abstammung der Wölfe. Hierbei wälzen sich die Tiere in Kadavern, um ihren Geruch bei der Jagd zu verbergen, um selbst nicht aufzufallen. Auch die Geruchsmarkierung dient der Kommunikation: eine Methode, um schmackhaftes Aas für sich zu beanspruchen und Konkurrenten zu warnen.

Soziales Wälzen

Aber auch der soziale Aspekt lässt sich beim Phänomen des Wälzens beobachten: Trifft sich eine Gruppe mehrerer Hunde, fällt auf, dass sich die Tiere nacheinander an ein und derselben Stelle wälzen.

Die Hunde tragen nach dem Wälzen alle dasselbe Canine Cologne, sprich "Hundeparfum" – ein Ausdruck der Wertschätzung für etwas, das einfach gut riecht, und ein Zeichen dafür: Wir gehören (nun) zusammen.

Wälzen als Wohlfühlfaktor

Ein weiterer Aspekt, der sich beim Wälzen herauskristallisiert hat: Das Wälzen ist Ausdruck von Wohlgefühl. Nach dem Fressen, bei schönem Wetter oder einem langen Spaziergang zeigen Hunde ihre gute Laune, indem sie sich gerne auf dem Sofa, im Gras oder dem Teppich wälzen.

Manch Hundebesitzer*in schmunzelt dann über die "verrückten fünf Minuten", die die Fellnase wieder an den Tag legt – doch das Wälzen ist in diesem Fall absolut positiv konnotiert und zeugt davon, dass das Tier sich rundum wohlfühlt.

Wälzen zur Körperhygiene

Wir kennen dieses Phänomen auch von anderen Tierarten: Das Schlammbad beim Schwein, die Staubdusche beim Elefanten – beides dient der Sauberkeit, dem Abtöten von Parasiten oder dem Schutz vor zu viel Sonne.

Du kennst das vielleicht, wenn dein Hund schwimmen war: Er kommt aus dem Wasser, schüttelt sich und wälzt sich dann auf der trockenen Wiese. Auch das dient der Körperhygiene.

Das ernüchternde Fazit für die Hundebesitzer*innen kommt zum Schluss: Abgewöhnen lässt sich dieses instinktive Verhalten nur schwer – aber vielleicht tröstet der Gedanke daran, dass das Wälzen im Großen und Ganzen für unsere geliebten Vierbeiner ein wichtiges Mittel der Kommunikation ist und zu ihrem Wohlbefinden beiträgt.

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